Appell

Zum 1. Todestag: Mucha teilt gegen Lugner-Erben aus

Der Verleger ist sich sicher, dass der Baumeister nicht glücklich über die Familiensituation gewesen wäre. 

Am ersten Todestag von Richard Lugner meldet sich auch Verleger Christian W. Mucha mit sehr persönlichen – und durchaus ehrlichen – Worten. In seiner Plattform ExtraDienst blickt er auf ein „ambivalentes Verhältnis“ zum Baumeister zurück, geprägt von Respekt, aber auch heftigen Auseinandersetzungen.

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Mucha hebt vor allem Lugners unternehmerische Leistung hervor: Als Bauherr habe der Selfmade-Man „Enormes geleistet“ – auch für ihn persönlich, schließlich errichtete Lugners Team das Penthouse im 1. Wiener Gemeindebezirk, in dem Mucha lebt. „Die Stahlbetonplatte, die sein Team auf ein Patrizierhaus aus dem 19. Jahrhundert setzte, hat sich in Jahrzehnten gerade einmal um zwei Millimeter gesenkt. Chapeau“, so Mucha.

Eklat um „Bunga-Bunga“-Begleitung

Für Schlagzeilen sorgte die öffentlichste Auseinandersetzung der beiden, als Lugner 2011 Ruby Rubacuori, bekannt aus der Bunga-Bunga-Affäre um Silvio Berlusconi, als Opernballgast präsentierte. Der Auftritt empörte nicht nur Staatsoperndirektor Ioan Holender und Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh, die ein Hausverbot prüften – auch Mucha ging in mehreren TV-Debatten auf Konfrontationskurs.

„Ich meinte, er beschmutze mit dieser Einladung das Image der Oper und schade dem Tourismus“, erinnert sich Mucha. Lugner konterte damals mit der Aussage, es gebe „hunderte Call-Girls“ als Begleiterinnen am Opernball – eine Bemerkung, die für weiteren Wirbel sorgte. „Danach war der Teufel los“, schreibt Mucha.

Vom Gegenspieler zum Freund

Trotz solcher Reibereien habe sich Lugner im Laufe der Jahre zu einer „urwienerischen Figur“ entwickelt – grantelnd, manchmal schroff, aber authentisch und unverwechselbar. Irgendwann versöhnten sich die beiden: „Er gestand mir offenherzig, dass er sich vor Konfrontationen mit mir stets gefürchtet hatte. Ich war überrascht und wischte das weg.“

Es folgten gemeinsame Auftritte – unter anderem ein legendärer Besuch der Lugners in Muchas Kärntner Schloss, der mehrfach im Fernsehen wiederholt wurde, und eine Laudatio zu Lugners 90. Geburtstag.

Ein bleibendes Original

Für Mucha ist klar: Lugner wurde nicht nur durch die Stars, die er nach Wien holte, bekannt – er selbst wurde zum Star. Heute gibt es eine eigene „Lugner-Loge“ im Marchfelderhof, und sogar ein Platz in Wien könnte künftig seinen Namen tragen.

Mucha schließt seine Erinnerung mit versöhnlichen Worten – und einem Seitenhieb auf die aktuellen Familienstreitigkeiten: „Er ruhe in Frieden. Und hoffentlich versöhnen sich seine Erben. Denn das, was da gerade passiert, hätte er niemals zugelassen.“

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