Paukenschlag in Las Vegas: O.J. Simpson droht nun lebenslange Haft. Er wurde des bewaffenten Raubüberfalls schuldig gesprochen.
13 Jahre nach seinem Freispruch in einem spektakulären Mordprozess droht dem früheren US-Footballstar O.J. Simpson nun lebenslange Haft: In einem Raubprozess in Las Vegas sprachen die Geschworenen den Angeklagten am Freitag (Ortszeit) in allen Anklagepunkten schuldig. Nach dem dreiwöchigen Verfahren in Las Vegas hatte die Jury 13 Stunden lang beraten, bevor sie zu ihrer Entscheidung kam und Simpson des bewaffneten Raubüberfalls und der Entführung für schuldig befand.
Strafmaß fällt am 5. Dezember
Vier von Simpsons
mutmaßlichen Komplizen hatten ihn während der Verhandlung belastet, einer
sagte zu seinen Gunsten aus. Das Strafmaß soll am 5. Dezember verkündet
werden.
O.J. Simpons Schwester kollabierte bei der Urteilsverkündung (c) Reuters
Schwester fiel in Ohnmacht
Während Simpson die Bekanntgabe des
Schuldspruchs ohne sichtliche Rührung aufnahm, mussten Ärzte seiner
Schwester Carmelita zu Hilfe eilen. Sie fiel in Ohnmacht, nachdem ihr Bruder
in Handschellen abgeführt wurde. Bezirksrichterin Jackie Glass hatte einen
Antrag der Verteidigung, den früheren Ausnahmesportler gegen Zahlung einer
Kaution auf freien Fuß zu setzen, abgelehnt. Nach dem Schuldspruch muss der
61-Jährige nun mit lebenslanger Haft rechnen. Das gilt auch für den
ebenfalls schuldig gesprochenen Mitangeklagten Clarence Stewart.
Anwalt will berufen
Simpsons Verteidiger Yale Galanter kündigte
nach dem Schuldspruch an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Simpson sei
"äußerst betroffen" und "äußerst erschüttert", habe aber mit einem
derartigen Urteil gerechnet. Wegen seiner Berühmtheit habe jeder eine feste
Meinung über seinen Mandanten, sagte der Anwalt.
Hotel-Zimmer gestürmt
Simpson war angeklagt, im September
2007 zusammen mit fünf teilweise bewaffneten Komplizen das Zimmer zweier
Andenkenhändler im Hotel-Kasino Palace Station in Las Vegas im US-Staat
Nevada gestürmt und die Herausgabe von Souvenirs aus seiner Sportlerkarriere
im Wert von 100.000 Dollar (72.286 Euro) gefordert zu haben. Simpsons
Verteidiger sagte im Prozess, sein Mandant habe sich lediglich sein Eigentum
zurückholen wollen. Er habe nicht gewusst, dass seine Begleiter bewaffnet
waren und habe bei dem Vorfall auch keine Schusswaffen gesehen. Die Zeugen
der Anklage, einschließlich der beiden Andenkenhändler, bezeichnete die
Verteidigung als unglaubwürdig, weil sie ihre Geschichte an Medien
verkauften.
1995 Mega-Indizienprozess
Simpson, der in den 1970er Jahren zu
den bekanntesten Football-Profis der USA zählte, war 1995 in einem
aufsehenerregenden Indizienprozess von dem Vorwurf freigesprochen worden,
seine frühere Ehefrau Nicole Brown-Simpson und deren Freund Ron Goldman
ermordet zu haben. In einem späteren Zivilverfahren wurde er aber zur
Zahlung von Entschädigungen in Höhe von 33,5 Millionen Dollar (24,2 Mio.
Euro) an die Hinterbliebenen der Opfer verurteilt. Bis heute hat Simpson nur
einen Bruchteil dieser Summe gezahlt.