Ursache gefunden

10-cm-Leck führte zur Gasexplosion

Teilen

32 Stunden nach der verheerenden Gasexplosion in St. Pölten mit fünf Toten ist die Ursache gefunden: In der Gaszuleitung fand man ein Leck.

Am Freitag um 15.45 Uhr war das Rätsel gelöst: In der Hausgasleitung am Gehsteig vor dem explodierten Einfamilienhaus, einen Meter unter der Erdoberfläche, fand der Brandsachverständige Christian Tisch die Ursache für die furchtbare Katastrophe – er entdeckte ein etwa zehn Zentimeter großes Leck im Gasrohr.

Von dort aus hat das Unglück seinen Lauf genommen. „Wir gehen davon aus, dass das Gas durch das Leck ausgeströmt ist und den Weg durch die Erde ins Haus gefunden hat“, sagt Karl Fischer von der Staatsanwaltschaft St. Pölten. Sehr wahrscheinlich ist, dass der erste Hausbewohner, der Donnerstag früh Strom oder Gas genützt hat, auch die Explosion auslöste.

Auch die Ursache für das Gasleck ist geklärt: Ermittlungen des Bundeskriminalamts und der EVN zufolge hat Mittwochabend ein Kurzschluss in der Stromleitung via Lichtbogen das darunterliegende Rohr durchgebrannt. Zeitgleich gab es in großen Teilen von St. Pölten einen Stromausfall. „Seit diesem Zeitpunkt ist Gas ausgeströmt“, sagt Tisch. Mehr als eine Nacht lebten die Bewohner des Hauses also über der tickenden Gas-Bombe.

Explosion wird Kriminalfall
Pikant: Die Strom- und Gasleitungen sind vor 20 Jahren verlegt worden. Damit wird die Gasexplosion von St. Pölten zum Kriminalfall. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Tötung und Gemeingefährdung. Viele Fragen sind offen: Warum konnte so viel Gas in so kurzer Zeit ausströmen? Wie hat das Gas den Weg durch die feuchte Erde gefunden? Hat tatsächlich ein Funke die Explosion ausgelöst? Und vor allem: Wer hat vor 20 Jahren die Leitungen verlegt? „Wir haben noch keine konkreten Verdächtigen, dafür ist es jetzt noch zu früh“, sagt Fischer zu ÖSTERREICH.

Meter für Meter geprüft
Fakt ist: Stundenlang haben die Brandermittler und Techniker nach dem Leck gesucht. Eine Sisyphusarbeit. Mithilfe von Baggern wurden die Munggenasttraße und der Spratzerner Kirchenweg an mehreren Stellen aufgerissen, um die Rohre freizulegen und deren Dichte und Druck zu überprüfen.

Meter für Meter haben sich die Arbeiter an der Gasleitung, die das Unglück ausgelöst hat, vorgearbeitet. Es war ein zähes Unterfangen. Lange tappten die Ermittler im Dunkeln. Auch sämtliche Gasverbrauchergeräte wurden parallel dazu überprüft. Sechs Stunden nach Beginn der Ermittlungen fanden sie schließlich das Leck.

Bis zu 1,5 Millionen Euro Schaden

Die schreckliche Gas-Explosion im St. Pöltner Stadtteil Spratzern: Ersten groben Schätzungen zufolge geht der Schaden in die Millionenhöhe. Experten rechnen mit einer Schadenssumme von bis zu 1,5 Millionen Euro Freitagvormittag, neun Uhr: Eine eingerichtete Schadenskommission um die beiden Vizebürgermeister Susanne Kyselar (SPÖ) und Johannes Sassmann (ÖVP) macht sich mit zwei Sachverständigen auf den Weg zu den Häusern in der Nähe der Unglücksstelle. Die Kommission will herausfinden, in welchem Ausmaß die unmittelbare Umgebung betroffen ist.

13 Häuser betroffen, 5 schwer
Das erste Fazit ist ernüchternd: „Es ist für alle hier sehr tragisch, der Schaden ist viel größer als erwartet“, sagt Kyselar zu ÖSTERREICH.

Die Kommission stellt fest, dass insgesamt 13 Häuser schwere sichtbare Schäden durch die Explosion erlitten haben. „Etwa fünf Einfamilienhäuser sind schwer betroffen“, sagt Kyselar. Sie muss Familien trösten, deren Häuser Risse an den Fassaden haben. Fenster sind zerschlagen, die Autos im Vorgarten haben Blechschäden, kaputte Fenster und idyllische Gärten sind durch Explosionsmaterial und Schutt verdreckt.

Fakt ist: In den nächsten Tagen wird mit den Versicherungen verhandelt, wie hoch der Schadenersatz ist. Möglicherweise springt auch die Landesregierung ein. Kyselar: „Es wird einen Schadenersatz geben, das Land will den Opfern rasch helfen. Noch ist aber unklar, wie hoch die Unterstützung ist“, sagt sie.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.