Über ein Viertel der Autofahrer hält sich nicht an Tempolimits bei Autobahnbaustellen. Das Unfallrisiko steigt damit um zehn Prozent.
Ein brisantes Thema gerade im sommerlichen Reiseverkehr: Immer wieder zwingen Baustellen auf Österreichs Autobahnen zum Langsamfahren. Oder nicht: Laut einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV), die am Dienstag in Wien vorgestellt wurde, halten sich 27 Prozent aller Autofahrer nicht an Tempolimits in den Risikozonen. Im Vergleich zu hindernisfreien Straßenabschnitten ist das Unfallrisiko dort um zehn Prozent höher.
Auffahren auf ein Hindernis
2006 entfielen 5,45 Prozent aller
Verkehrsunfälle auf Autobahnen auf Kollisionen in Baustellenbereichen.
Häufigste Ursache war mit 65 Prozent Anteil das Auffahren auf ein Hindernis.
Abkommen von der Straße (16 Prozent), Zusammenstöße beim Fahrstreifenwechsel
(14 Prozent) sowie Streif- und Frontalkollisionen (fünf Prozent) folgten
weit dahinter. Die Verletzungsschwere bei derartigen Unfällen war mit zwei
Prozent getöteten und 26 Prozent schwer verletzten Opfern hingegen geringer
als bei Unfällen auf normalen Streckenabschnitten (fünf Prozent Tote und 30
Prozent Schwerverletzte).
Besonders gefährlich: Vorlaufbereiche
Die
Wahrscheinlichkeit, in einen Unfall verwickelt zu werden, liegt im Umfeld
von Baustellen dennoch um zehn Prozent über jener außerhalb dieser Zonen.
Besonders gefährlich sind die sogenannten Vorlauf- und Verzweigungsbereiche:
Dort ist das Risiko bis zu viermal so hoch als im Bereich der Baustelle
selbst.
Arbeitsunterbrechungen oftmals technisch bedingt
57 Prozent der
befragten Verkehrsteilnehmer gaben an, dass sie Autobahnbaustellen manchmal
für unnötig hielten. Den Grund dafür ortete Othmar Thann, Direktor des KfV,
unter anderem darin, dass oft der Eindruck entstünde, auf Baustellen würde
ohnehin nicht gearbeitet. Dies entspreche allerdings nicht der Wahrheit.
Arbeitsunterbrechungen seien oftmals technisch bedingt. Nur
"Kamizkazefahrer" würden sich dennoch zum Schnellfahren in Bereich von
Baustellen verleiten lassen.
Strafverfolgung ausländischer Lenker
Um die Unfallgefährdung
zu senken, empfahl das KfV kürzere Betriebszeiten der Baustellen. Thann
betonte jedoch, dass Österreichs Autobahnen aufgrund der Straßenabnutzung
nie völlig baustellenfrei sein würden. Weiters sollten frühere
Ankündigungen, das Aufstellen von Radargeräten sowie die Überwachung des
Abstands zwischen den Fahrzeugen dazu beitragen, die Unfallrate zu senken.
Schließlich forderte der Experte die Strafverfolgung ausländischer Lenker,
die etwa in Oberösterreich in Baustellenbereichen auf der Westautobahn (A1)
bis zu 60 Prozent der Raser ausmachen würden. Dies führte er darauf zurück,
dass sie laut momentaner Praxis oft mit keiner Bestrafung in ihrem
Heimatland zu rechnen hätten.