Grippe-Schutzmasken: Erst Ladenhüter, jetzt der Skandal. Das Gesundheitsministerium hat sich verpflichtet, alle Restbestände aufzukaufen.
Mit großem Tamtam wurde Anfang November die Schutzmasken-Aktion vorgestellt: Damit die Österreicher im Falle einer Grippe-Pandemie besser geschützt sind, sollten auf Initiative des Gesundheitsministeriums in neun Drogerie- und Handelsketten neun Millionen Masken der Klasse FFP1 bzw. 450.000 Packungen zu 20 Stück verkauft werden. Preis pro Packung: 11,90 Euro.
Nur 50.000 verkauft
Wie jetzt bekannt wurde, war die Aktion der
totale Flop: Bisher wurden nur 50.000 Packungen an den Kunden gebracht.
400.000 Packungen blieben liegen. Insider befürchten, dass bis zum Sommer
gerade einmal 20 Prozent der neun Millionen Masken in den Einkaufstaschen
und dann in den Haushalten landen – zumal man zum Beispiel bei Billa betont,
die Masken nach dem Weihnachtsgeschäft nicht mehr ins Sortiment aufzunehmen.
Rewe-Sprecherin Corinna Tinkler: „Für uns war’s das. Die Aktion hat sich
erledigt.“
Teurer Rückkauf
Warum reagiert der Handel so gelassen? Die
Erklärung: Wie ÖSTERREICH exklusiv in Erfahrung brachte, hat sich das
Gesundheitsministerium in einer Vereinbarung verpflichtet, all jene
Schutzmasken, die bis 30.6.2007 in den Supermärkten keinen Abnehmer finden,
in Bausch und Bogen aufzukaufen. Das wird auch von der Rewe-Geschäftsführung
bestätigt. Corinna Tinkler: „Alle nicht gekauften Schutzmasken werden vom
Ministerium übernommen.“ Und zwar kostenpflichtig.
1.500 Paletten
Bei einem Preis von 11,99 Euro pro
20-Stück-Packung ergibt sich dadurch eine enorme Summe, die letztlich zu
Lasten des Steuerzahlers geht. Ein Ministeriums-Insider: „Im schlimmsten
Fall rechnen wir damit, dass sieben Millionen Masken keinen Abnehmer finden.
Das kostet uns mehr als vier Millionen Euro.“
Ungeklärt ist in diesem Zusammenhang auch die Frage, wo die mehr als 1.500 Paletten an Retourware gelagert werden sollen.
Keine Ausschreibung
Unterschrieben soll das schwer
nachvollziehbare und wirtschaftlich desaströse Abkommen Noch-Ministerin
Maria Rauch-Kallat haben. Angeblich entgegen aller EU-Richtlinien ohne
Ausschreibung. Verzweifelt bemüht man sich nun um eine Schadensminimierung,
sprich: dass der Handel die FFP1-Masken noch einmal in die Regale stellt.
Ministersprecher Jürgen Beilein: „Schade, dass so wenige Leute bisher die
Chance genützt haben, vorzusorgen.“