Verschwundene Tibeter

Aktivisten in Linz auf Hungerstreik

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Das Trio will auf die Zustände in der chinesischen Provinz aufmerksam machen.

Mit einem 100 Stunden dauernden Hungerstreik wollen zwei Exil-Tibeter und ein österreichischer Student vor der Martin-Luther-Kirche in Linz auf die Zustände in Tibet aufmerksam machen. Sie appellieren an Österreich, die EU und die UNO, aktiv zu werden. Tseten Zöchbauer, Gründerin der Vereine "Save Tibet" und "Tibeter Gemeinschaft Österreich", schilderte in einer Pressekonferenz am Dienstag in Linz zahlreiche Übergriffe der chinesischen Armee auf Tibeter.

Zöchtbauer berichtet von katastrophaler Lage

"Seit den Olympischen Spielen geht es den Menschen ganz schlecht", berichtete Zöchbauer. Nachdem bei einem Aufstand 2008 zwei Chinesen getötet worden seien, habe China ganze Familien festgenommen. Einige Menschen seien wieder aufgetaucht, übel zugerichtet und zum Sterben nach Hause geschickt.

   Im April dieses Jahres protestierten Mönche im Kloster Kirti gegen diese Zustände, indem sie in Hungerstreik traten. Ein sehr junger Mönch verbrannte sich selbst. Als die übrigen drohten nacheinander diesem Beispiel zu folgen, bis sie die nötige Aufmerksamkeit in der Welt bekommen würden, seien die Chinesen nervös geworden, schilderte Zöchbauer. Sie hätten versucht, die Mönche im Kloster auszuhungern und umzuerziehen.

Weil die Zivilbevölkerung darauf bestand, das Kloster mit Lebensmitteln zu versorgen, wurden die Geistlichen abtransportiert. Demonstranten versuchten die Busse aufzuhalten, wurden aber mit Knüppeln und Hunden bekämpft. Zwei Tibeter starben, vier wurden lebensgefährlich verletzt, so Zöchbauer. Von den verhafteten Mönchen seien bisher sechs zurückgekehrt. "Sie wurden gefoltert." Man könne sie nicht einmal befragen, so schlecht sei ihr Zustand. Von den übrigen fehle jede Spur.

Immer wieder verschwinden Menschen

Seit den Ereignissen im Kloster Kirti seien immer wieder Menschen verschwunden, die die chinesische Flagge zeigten oder forderten, dass der Dalai Lama Tibet besuchen darf. Mittlerweile erfahre sie fast jede Woche von solchen Vorfällen, erklärte Zöchbauer. Mittlerweile seien die Grenzen zu Tibet überhaupt dichtgemacht worden, kurz vor dem 76. Geburtstag des Dalai Lama am 6. Juli herrscht Hochspannung. Deshalb wollen die Exil-Tibeter - in Oberösterreich sind es etwa 50, bundesweit 300 bis 350 - die politische Freiheit in Österreich nutzen, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Sie tun das mit einem Hungerstreik, der Montagabend begonnen wurde.

Tashi will 100 Stunden lang nicht essen und reden
Karma Tashi lebt seit zwei Jahren in Österreich, er bekam hier Asyl und hat eine Familie in Linz. Er will 100 Stunden weder essen noch reden. Das ursprüngliche Vorhaben, auch auf Trinken zu verzichten, wurde von der Polizei nicht genehmigt. Dem Hungern wollen sich Zöchbauer und der österreichische Tibetologie-Student Lukas Aigmüller anschließen. Sie werden aber nicht schweigen, sondern über die Situation informieren. Beim Zelt der Hungerstreikenden kann man eine Petition unterschreiben. Darin wird gefordert, dass sich die österreichische Regierung, die EU und die UNO "ernsthaft" nach dem Verbleib der Mönche von Kirti und der übrigen verschwunden Tibeter erkundigen. Außerdem sollen sie darauf einwirken, dass China mit den Folterungen aufhört. Die Unterschriftenliste wollen die Aktivisten dann dem Linzer Vizebürgermeister Klaus Luger (S) überreichen

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