Eine Justizwachebeamtin geriet durch ihre Zuneigung zu einer Kriminellen selbst auf die schiefe Bahn. Jetzt drohen ihr bis zu zehn Jahre Haft.
Die Liebe ist ein seltsames Spiel. Im Frauenknast Schwarzau führte sie die 28-jährige Justizwachebeamtin Bettina K. mit der Gefangenen Irene W. zusammen – 62 Jahre alt, 14-mal wegen schweren Betruges vorbestraft.
Versteck.
Die heimliche Lovestory warf die bis dahin
unbescholtene Uniformierte wie ein Rammstoß aus der Bahn. Als Irene K. von
einem Freigang nicht mehr ins Gefängnis zurück wollte, gewährte ihr die 34
Jahre jüngere Geliebte in ihrer Wohnung Unterschlupf. Und Schritt für
Wechselschritt zog die notorische Betrügerin die Gefährtin im Staatsdienst
zu ihrer Gangart hinab: mit beiden Beinen im Kriminal.
Anklage.
Staatsanwältin Claudia Weiskopf lastet beiden Frauen
eine ganze Unterschleif-Serie an. Bis zu ihrer Verhaftung hätten sie mit
gefälschten Dokumenten Kredite aufgenommen. Autos geleast und Versicherungen
abgeschlossen. Höhepunkt des Treibens: der Vorvertrags-Kauf eines
Wirtshauses auf der Donauinsel (496.000 Euro) ohne Geld, das kurz darauf
wundersam abbrannte.
Zum Prozess am Freitag im Wiener Landesgericht erschien die angeblich charismatische Verführerin Irene W. nicht. Ihr Anwalt Robert Lattermann belegte mit Gutachten, seine Mandantin sei „wegen psychischer Probleme derzeit nicht verhandlungsfähig“. So waren alle Augen auf Irene W. gerichtet, die nicht mehr im Justizdienst, dafür in Privatkonkurs ist.
Naiv.
Mit leiser Stimme erklärte sie sich „teilweise schuldig“,
weil sie die Ex-Freundin versteckt hat und an faulen Krediten beteiligt war.
Gewerbsmäßiger Betrug und Brandstiftung aber seien nicht ihr Stil. Gewohnt
gekonnt der Beistand von Staranwalt Herbert Eichenseder, der seinen
Schützling nur der Naivität überführt sieht: „Sie glaubte bis zuletzt, dass
alle Schulden bezahlt werden, weil ihr Irene W. ständig was von einem
spanischen Investor erzählt hat.“