Bei den 36 Morden, die sich heuer in Österreich ereigneten, wurden 32 Frauen getötet.
Österreich festigt leider seinen unrühmlichen ersten Platz: Europaweit werden prozentual gesehen nirgends mehr Morde an Frauen begangen als bei uns. Das aktuelle Gewaltverbrechen an der Pensionistin Elfriede T. (75) aus Rohrbach bei Mattersburg ist heuer der bereits 36. Mord in Österreich. Dabei waren die Opfer in 32 Fällen weiblich.
Während der jüngste Fall durch das Geständnis des inhaftierten Messerstechers quasi aufgeklärt ist, tappt die Polizei im Mord an der 20-jährigen Irene P. aus Zell am See nach wie vor im Dunkeln. Wie berichtet, wurde die Modeverkäuferin am 20. Oktober durch mehrere Pistolenschüsse getötet. Die junge Frau war gerade nach Hause gekommen, wollte ihre Wohnungstüre aufsperren. Nachdem der Mörder ihr mehrfach in den Oberkörper geschossen hatte, verblutete die 20-Jährige.
Mordopfer verriet Täter im Sterben
Die entsetzliche Bluttat spielte sich Samstag am späten Nachmittag im 2.000-Seelen-Ort Rohrbach bei Mattersburg ab. Das Opfer eines Messerangriffs im eigenen Haus rief per Handy, das sie mit in den Keller nahm, beim Notruf an. Trotz schlechter Verbindung, und obwohl die Anruferin mehr röchelte, als noch sprechen konnte, war allen sofort klar: Am anderen Ende der Leitung war ein Verbrechen passiert. Rettung und Polizei rasten zu der angegebenen Adresse in der Loipersbacher Straße.
Dort war die Bewohnerin Elfriede T. von einem zunächst Unbekannten mit einem Messer attackiert und ihr unzählige Male in den Oberkörper gestochen worden – während ihr Mann (80) im Haus oben nichts davon mitbekam. Als er später erfuhr, was passiert war, erlitt er einen Schock, zumal er sich furchtbare Vorwürfe macht, seine Gattin, mit der er bereits die Goldene Hochzeit gefeiert hatte, allein mit dem Mörder gelassen zu haben.
Schon vor Bluttat Dramen in Opfer- und Täter-Familien
Ausgeforscht und kurz darauf als mutmaßlicher Täter verhaftet wurde ein Bekannter der Familie, dessen Namen die Pensionistin im Sterben noch klar genannt hatte. Es handelt sich um den 31-jährigen Benjamin G., der keine zwei Autominuten entfernt im Haus seines verstorbenen Vaters wohnt. Der Hilfsarbeiter, der zuletzt seit einem Monat im Krankenstand war, ist laut Staatsanwaltschaft geständig, das Motiv sei noch Gegenstand weiterer Ermittlungen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Interessant an Täter und Opfer ist jedenfalls, wie Ortsbewohner erzählen, dass beide aus dem Polizeimilieu stammen und dass beide große Tragödien erleben mussten: Der Sohn von Elfriede T., der als Beamter in Eisenstadt arbeitete, erlitt 2013 im Dienst einen Herzinfarkt und war zwei Jahre im Wachkoma, ehe er mit 54 verstarb. Die Familie machte aus ihrer Verzweiflung nie ein Hehl, und als sie ihr Haus zu verlieren drohte, sammelten Kollegen des Polizisten und regionale Promis für die Hinterbliebenen.
Der Vater von Benjamin G. wiederum verstarb (mit 47 Jahren) vor zwei Jahren ebenfalls unerwartet und plötzlich, als er vom Polizeidienst nach Hause kam – er wurde tot neben dem Pool im Garten gefunden. (kor)