Mehr als 70.000 gefälschte Corona-Tests rechnete eine Wiener Firma während der Pandemie ab. Am Montag wurden zwei der drei Angeklagten zu Haftstrafen verurteilt.
Wien. Ein Familien-Unternehmen - geleitet von einem Ehepaar (40, 42) und einem Cousin (38) - kooperierte ab Frühjahr 2022 mit mehreren Wiener Apotheken und führte Antigen- und PCR-Tests durch. Die Daten und Tests wurden zur Auswertung einem Labor übermittelt. Jedoch lief bei diesem Prozedere nicht alles mit rechten Dingen zu.
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Unfassbare 71.128 PCR-Tests, die die Wiener Firma abrechnete, waren in Wahrheit purer Fake. Bei dem Schwindel gingen die Täter sehr kreativ vor: Sie legten Listen mit angeblich getesteten Personen vor und rechneten diese ab, wobei die Adressen und Sozialversicherungsnummern der angeblich getesteten Personen völlig frei erfunden waren. In den Teströhrchen, die in einem Labor ausgewertet wurden, befanden sich wiederum fingierte Proben. Unglaublich, aber wahr: Der 40-jährige Firmenchef soll sogar teilweise selbst gegurgelt und in die Röhrchen gespuckt haben.
Nur Ehefrau wurde freigesprochen
Insgesamt haben die Beteiligten damit zulasten der Stadt Wien bzw der Republik im Zeitraum April 2022 bis Ende März 2023 einen Schaden von mehr als 700.000 Euro ergurgelt und erspuckt. Zu einer Summe zwischen 300.000 und 400.000 Euro bekannte sich der Geschäftsführer vor einem Schöffensenat schuldig. "Es tut mir sehr, sehr leid. Ich verspreche Ihnen, ich werde nie mehr etwas in dieser Art machen", betonte er am Montagnachmittag gegenüber dem Schöffensenat. Er werde zukünftig auch kein Unternehmen mehr leiten und wolle nun ein Vorbild für seine Kinder sein.
Auch der mitangeklagte Cousin, der die getürkten Namenslisten geführt hatte, war umfassend geständig. Als Beitragstäter wurde der 38-Jährige zu 21 Monaten, davon sieben unbedingt verurteilt. Da er von Anbeginn der Ermittlungen Reue zeigte, bekam er eine teilbedingte Haftstrafe und hat nun gute Chancen, dass er den unbedingten Strafteil im elektronisch überwachten Hausarrest verbringen kann. Die höchste Strafe fasste der Firmenchef aus. Er wurde wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs zu zweieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt. Seine Ehefrau wurde freigesprochen. Sämtliche Entscheidungen sind nicht rechtskräftig.