Berlin bis Malaga: Die Ex-Geliebte eines der beiden Drahtzieher des Ibiza-Video-Krimis lieferte der Kripo jetzt wichtige Details über Reisen und Kontakte.
Wien. 22 Seiten lang ist das Protokoll der Einvernahme der Ex-Freundin (35) des Haupttatverdächtigen, das der Investigativplattform EU-Infothek.com und dem INSIDER vorliegt: Die Soko Ibiza wollte mit ihren zahlreichen Fragen mehr Infos über sämtliche Kontakte, die Fluchtroute und den Aufenthaltsort des untergetauchten Drahtziehers erhalten. Der Partner des Wiener Juristen wird auch wegen des Verdachts des Drogenhandels gesucht.
Bis zum Jahr 2014 hat die Ex-Geliebte bei dem Verdächtigen gewohnt, später folgte eine weitere Zusammenarbeit samt einer On-Off-Beziehung.
Video-Täter unter Zeitdruck: Es werde jetzt »gefährlich«
Mit ziemlicher Sicherheit überraschte die Zeugin mit ihren Aussagen die Kripo: Sie wusste „ein bis zwei Wochen“ vor der Veröffentlichung des Videos (17. Mai 2019) von dem Dreh, der HC Strache den Job als Vizekanzler gekostet hat. Zitat: „X. (der Haupttatverdächtige) erzählte mir, dass es wegen des Videos brenzlig wird, und er nicht mehr viel Zeit hat. Und dass es langsam gefährlich wird. Er sagte, dass er die Story nicht mehr lange aufrechterhalten könne.“


Nach diesem Treffen sei X. abgetaucht und hätte sich erst Anfang Juni wieder bei der Ex-Geliebten gemeldet: Es kam zu einem Treffen in München – dort wurde ein Laptop vom Firmensitz abgeholt. Im August begann dann die Flucht des Duos durch halb Europa.
Flucht von Berlin über Zürich bis nach Malaga
Offenbar in der falschen Annahme, dass bereits nach ihm polizeilich gesucht werde, startete der Haupttatverdächtige seine Tour bis Spanien: Ende September ist X. mit seiner Begleiterin in Berlin aufgetaucht, es soll dort ein Treffen mit seinem Anwalt gegeben haben.
Zeugin hatte Kontakt zu Journalist und Drogenfahnder
Dann ging es weiter nach Frankreich, von dort bis nach Fuengirola, einem Ferienort südlich von Malaga. X., der nur einen gefälschten Führerschein besaß, nutzte dafür luxuriöse Leihwagen. Die Zeugin im Kripo-Protokoll: „Wir waren dann in mehreren Hafenstädten. X. hatte irgendwas beruflich zu tun. Ich fuhr dann alleine nach Wien zurück.“
Der Haupttatverdächtige schickte die Ex-Geliebte auch zu seiner Mutter: Die Freundin und Mitarbeiterin sollte ein Mobiltelefon von ihr abholen, offenbar befürchtete der Hauptverdächtige eine Überwachung dieses Hauses.
In der Kripo-Einvernahme musste die Zeugin noch weitere Details preisgeben: Sie besaß eine lettische SIM-Karte (und wusste angeblich nicht, warum), sie hätte auch geplant, ein Buch über die „Verstrickungen in der Ibiza-Causa“ zu verfassen, und sie hatte eine Kommunikation mit einem Journalisten einer Wiener Wochenzeitung.
Außerdem bestätigte die Zeugin, dass sie einen kürzlich zu drei Jahren Haft verurteilten Kollegen des Haupttatverdächtigen gut kannte: K., ein Polizeispitzel, sollte 2012 ihr Trauzeuge werden.
Über K. hatte sie auch vor 2015 dessen Kontaktmann im Innenministerium kennengelernt, berichtete die Zeugin. Der langjährige Undercover-Drogenfahnder wollte sie 2019 „zur Ibiza-Sache ausfragen“ . . . (rs)