Zillertal-Tragödie

Ehepaar von Zug getötet - warum reagierte Lokführer nicht?

Ein Lokführer der Zillertalbahn muss sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten - weil er ein von weitem sichtbares Gastro-Ehepaar, das eine Kühltruhe über einen Bahnübergang trug, akustisch nicht warnte bzw. keine Bremsung einleitete. Doch warum hat der Mann so gar nicht reagiert?

Tirol. Zu der Tragödie war es im Februar in Kaltenbach (Bezirk Schwaz) gekommen: Jasminka und Novica P.  - ein aus Serbien zugewandertes Ehepaar, Eltern von drei erwachsenen Kindern, sechsfache Großeltern, die auch schon einen Urenkel hatten - wollten auf der Zillertaler Dörferstraße den Fußgängerübergang der Zillertalbahn überqueren.

Kaltenbach ehepaar getötet
© zoom tirol

Die in der Gastronomie beschäftigten Eheleute (60, 59) wollte eine alte Gefriertruhe für Eis über die Gleise tragen, um sie in der Nähe der Bahntrasse auf einem Recyclinghof zu entsorgen. Der Fußgängerübergang der eingleisigen Zillertalbahn ist an besagter Stelle durch keinen Schranken, sondern nur durch Andreaskreuze gesichert. 

Erst nach Zusammenprall mit 60 km/h gebremst

Kaltenbach ehepaar getötet
© zoom tirol

Am Montag stand nun der 60-jährige Lokführer wegen fahrlässiger Tötung in Innsbruck vor Gericht. Laut Anklage soll er es verabsäumt haben, bei erster Erkennbarkeit der beiden Personen - die trotz dunklem Winterabend auf dem Bahnübergang in 150 Metern Entfernung gut erkennbar gewesen sein müssen - ein akustisches Warnsignal abzugeben, um sie zu warnen und den Bremsvorgang einzuleiten. War der Mann von seinem Handy abgelenkt? Jedenfalls konnten die Opfer den Gefahrenbereich nicht rechtzeitig verlassen und wurden durch die Kollision getötet. 

Der Angeklagte beteuerte bei seiner Befragung, keine Personen auf den Gleisen gesehen zu haben - nur die Kühltruhe, die in seinen Augen neben den Schienen stand: "Das Paar muss im letzten Moment von einer uneinsehbaren Senke auf die Trasse gekommen sein." Der technische Gutachter zeigte auf, dass der Lokführer tatsächlich erst nach der Kollision - das Paar wurde bei voller Fahrt mit 60 km/h erfasst - gebremst hatte. 

Nach etwa drei Stunden wurde der Prozess vertagt, um den Fahrtenschreiber des Zuges noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen.

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