'David lebte für die Berge & seine Leidenschaft für das Klettern'
19.04.19, 16:40|Aktualisiert:19.04.19, 19:03
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Die Eltern von David Lama nahmen auf Facebook Stellung zum tragischen Unglück.
Freitagnachmittag meldeten sich die Eltern von David Lama auf der Facebook-Seite ihres Sohnes: "David lebte für die Berge und seine Leidenschaft für das Klettern und Bergsteigen hat uns als Familie geprägt und begleitet. Er folgte stets seinem Weg und lebte seinen Traum. Das nun Geschehene werden wir als Teil davon akzeptieren. Wir bedanken uns für die zahlreichen positiven Worte und Gedenken von nah und fern, und bitten um Verständnis, dass es keine weitere Stellungnahme von uns geben wird. Vielmehr bitten wir David mit seiner Lebensfreude, seiner Tatkräftigkeit und mit Blick Richtung seiner geliebten Berge in Erinnerung zu behalten. Die Familien von Hansjörg und Jess schließen wir in unsere Gedanken ein."
Messner zum Unglück von Lama: "Bergsteigen dieser Art ist schwer zu vertreten"
Tief betroffen über den wahrscheinlichen Tod der Tiroler Alpinisten David Lama und Hansjörg Auer sowie ihres US-Kollegen Jess Roskelley hat sich Extrembergsteigerlegende Reinhold Messner gezeigt. "Es ist ein sehr schlimmes Unglück, schrecklich", sagte Messner im Gespräch mit der APA. Alle drei hätten zu den besten Bergsteigern der Welt gehört, erklärte der Südtiroler.
Sowohl Lama als auch Auer habe er persönlich gut gekannt, so Messner, der den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aussprach. Lama habe seine "Kletterkunst in große Dimensionen getragen" und zudem über eine "starke Ausstrahlung" verfügt. Auer wiederum, mit dem er in noch engerem Kontakt stand, sei "in jeder Disziplin absolute Weltspitze" gewesen. Er vermute, dass bei dem Unglück in den Rocky Mountains ein Stück der Eiswand heruntergebrochen ist und letztlich zu dem tödlichen Unfall geführt hat.
"Faszinierend aber schwer zu vertreten"
Der Unfall zeige einmal mehr, dass das traditionelle Bergsteigen, bei dem man sich in die "absolute Wildnis" begebe und dabei alles selber mache, "wahnsinnig gefährlich" sei. "Es handelt sich dann nicht mehr um eine Frage des Könnens, sondern von Glück und Unglück", meinte Messner.
Von den Weltbesten, die sich in diesem Bereich bewegen, komme die Hälfte ums Leben - dies sei schon immer so gewesen. "Bergsteigen in dieser Dimension ist faszinierend. Aber es ist auch schwer zu vertreten", zeigte sich Messner nachdenklich.
Sponsor Red Bull trauert um Lama
David Lamas Sponsor Red Bull trauert um einen seiner größten Sportler. Man sei "zutiefst betroffen", dass zu befürchten ist, dass "unser guter Freund David Lama" auf tragische Weise ums Leben gekommen ist, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA.
"David war ein stets besonnener und reflektierter Mensch, der von seiner Leidenschaft für den Alpinismus - geprägt durch seinen familiären Hintergrund - und seiner Liebe für die Berge angetrieben wurde", erklärte das Salzburger Unternehmen von Dietrich Mateschitz. Lama sei seit 2006 Mitglied der Red Bull-Familie gewesen. "Wir sind stolz, dass wir ihn auf seinen außergewöhnlichen Wegen begleiten konnten, und wir werden seine Aufrichtigkeit, seinen Hang zur Perfektion und seinen unermüdlichen Mut schmerzlich vermissen", so der Sponsor, der Familien und Freunden der drei vermissten Alpinisten - Lama, der Ötztaler Hansjörg Auer und der US-Amerikaner Jess Roskelley - seine aufrichtige Anteilnahme bekundete.
Star-Kletterer vermutlich tot
Die schlimmen Befürchtungen nach dem Lawinenunglück in Kanada dürften eingetreten sein: Die Tiroler Extrembergsteiger und Kletterer David Lama (28) und Hansjörg Auer (35) sind unter der Lawine verschüttet und weiterhin vermisst.
Die Tiroler Bergsteiger und Kletterer Lama und Auer sowie ihr US-Kollege Jess Roskelley sind offenbar am Dienstag bei einem Lawinenabgang im Banff-Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains ums Leben gekommen. "Angesichts der Erkundungen vor Ort muss man davon ausgehen, dass alle drei Mitglieder der Gruppe tot sind", erklärte die Nationalparkverwaltung
Video zum Thema:Bergsteiger David Lama vermutlich tot
Ausrüstung gesichert
Lama, Auer und Roskelley wollten den 3.295 Meter hohen Berg Howse Peak im Nationalpark über einen schwierigen Aufstieg an der Ostseite besteigen. Nachdem sie als vermisst gemeldet worden waren, hätten Rettungskräfte die Gegend aus der Luft untersucht und dabei Anzeichen für mehrere Lawinenabgänge feststellen können. Im Geröll wurde demnach außerdem Bergsteiger-Ausrüstung gesichtet.
Wie die Outdoor-Bekleidungsmarke "The North Face" mitteilte, werden die beiden Österreicher und der US-Amerikaner seit Mittwoch vermisst. Es sei davon auszugehen, dass sie von einer Lawine verschüttet wurden, erklärte der Sponsor der Extremsportler.
Video zum Thema:David Lama: Karl Gabl über das Berg-Drama
Vater glaubt nicht, dass sein Sohn noch lebt
Die Parkverwaltung indes veröffentlichte keine Namen. Die Verantwortlichen sprachen aber von drei höchst erfahrenen Bergsteigern, die verschüttet worden seien. Alle drei Alpinisten hatten in den Tagen zuvor auf ihren Social-Media-Kanälen Fotos aus den kanadischen Rockies gepostet. David Lamas Manager kündigte eine Stellungnahme der Familie über die Homepage von David Lama an. Wann diese erfolgen werde, stehe jedoch noch nicht fest.
Laut dem Vater von Jess Roskelley, John Roskelley, hätte sich sein Sohn am Dienstag melden sollen, was er aber nicht tat. Roskelley alarmierte einem Bericht der Regionalzeitung "The Spokesman Review" zufolge daraufhin Mittwochfrüh (Ortszeit) die Behörden von "Parks Canada", die eine Suchaktion per Helikopter in Gang gesetzt hätten. Man habe einen ausgedehnten Lawinenkegel, Kletterausrüstung und einen teilweise von Schnee bedeckten Körper gesehen. Roskelley hatte mit seinem Sohn 2003 den Mount Everest bestiegen. Jess Roskelley, damals 20 Jahre alt, war zu dem Zeitpunkt der jüngste US-Bergsteiger, dem dies gelang.
Verwirrung um Todesmeldung. "Ö3" zitierte zunächst das Außenministerium, dass die beiden Todesfälle bestätigt wären. Gegenüber oe24 sagt aber Ministeriums-Sprecher Guschelbauer, dass diese Nachricht nicht verifiziert werden kann.
David Lama galt als Ausnahmetalent in der Alpinisten- und Klettererszene. Einer seiner größten Erfolge war die erste Begehung der Kompressor-Route am Cerro Torre mit Peter Ortner im freien Kletterstil im Jahr 2012. Im vergangenen Herbst gelang ihm die Erstbesteigung des 6.895 Meter hohen Lunag Ri in Nepal über den Westpfeiler im Alleingang.
Der Ötztaler Auer wurde vor allem durch seine Free-Solo-Klettertouren bekannt - das heißt die Begehung einer Kletterroute im Alleingang unter Verzicht auf technische Hilfs- und Sicherungsmittel. Im April 2017 kletterte Auer etwa die 37 Seillängen und 1.220 Meter lange Route "Weg durch den Fisch" (Schwierigkeitsgrad 7b+) auf der Marmolata-Südwand in den Dolomiten auf diese Weise.
Die Berge waren seine Welt - und in ihnen fand er nunmehr wohl einen tragischen Tod: Der 28-jährige Tiroler David Lama galt als Ausnahmetalent der Alpinisten- und Klettererszene, geadelt von ewigen Größen wie Reinhold Messner und Peter Habeler. Ein Leben für den Alpinismus, das nunmehr ein viel zu frühes Ende fand.
Am Anfang stand Peter Habeler: Über die Zillertaler Extrembergsteigerlegende soll Lama seine Berufung gefunden haben, nachdem er im Alter von fünf Jahren einen Kletterkurs bei Habeler besucht hatte. Dieser erkannte bereits damals sein außergewöhnliches Talent. Der frühe Beginn einer steilen Karriere. Jahre später, 2017, bildeten Habeler, damals 74, und Lama übrigens ein Tandem und bezwangen die berühmte Heckmair-Route an der Eiger-Nordwand - 43 Jahre nach Habelers und Messners Rekorddurchsteigung.
Zahlreiche Rekorde
Mit sechs Jahren kletterte der Sohn eines aus dem Mount Everest-Gebiet in Nepal stammenden Vaters und einer Innsbrucker Mutter in der Sportklettergruppe des österreichischen Alpenvereins der Sektion Innsbruck. 2004 und 2005 gewann er jeweils die Gesamtwertung des Kletter-Jugendeuropacups sowie die Jugendweltmeisterschaften in Edinburgh und Peking. Im Jahr 2006 war er der erste Kletterer, dem es gelang, in seiner ersten Saison im Weltcup sowohl einen Boulder-Weltcup als auch einen Vorstieg-Weltcup zu gewinnen. Zugleich wurde er damit der bis dahin jüngste Weltcupsieger der Geschichte.
Ab 2010 konzentrierte sich der Tiroler schließlich auf den Alpinismus. Schwierige Erstbegehungen folgten, einer seiner größten Erfolge war die erste Begehung der Kompressor-Route am Cerro Torre mit Peter Ortner im freien Kletterstil im Jahr 2012. Eine Leistung, die nicht zuletzt Reinhold Messner beeindruckte: "Als du den Cerro Torre frei geklettert bist, waren wir alle begeistert - nicht nur ich. Wir standen mit offenem Mund da und haben gesagt, das ist es", meinte die Südtiroler Bergsteigerlegende einmal voller Hochachtung zu Lama. Am 25. Oktober 2018 gelang ihm schließlich die Erstbesteigung des 6.895 Meter hohen Lunag Ri in Nepal über den Westpfeiler im Alleingang. Rund ein halbes Jahr später muss die Alpinistenszene wohl um einen ihrer größten Söhne trauern.