Linz

Güterzug 
"saugte" 
Mädchen in den Tod

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Durch starke Verwirbelung des Zuges wurde Linzer Mädchen in den Tod „gesaugt“.

Romana B. (35) aus dem Vorort Ebelsberg standen die Tränen in den Augen. Die Linzerin entzündete am Donnertag auf Bahnsteig 2 des örtlichen Bahnhofs eine Kerze. Zum Gedenken an die schreckliche Tragödie vom Vortag, die ganz Österreich geschockt hat.

Exakt an dieser Stelle tötete der Güterzug von Stadlau nach Passau am Mittwochvormittag ein 18 Monate altes Mädchen. Das Kind war mit seinem Buggy ins Gleisbett gestürzt und überrollt worden – ÖSTERREICH berichtete. Inzwischen wird klar, wie es zu dem tödlichen Drama kommen konnte:

● Nachdem die Mutter (33) den Kinderwagen ihres Mädchens am Bahnsteig abgestellt hatte und schnell ins Untergeschoss eilte, um eine Fahrkarte zu kaufen, setzte sich der nicht gesicherte Buggy nach einer starken Windböe in Bewegung.

● Nach etwa 70 Zentimetern überrollte er die gelbe Haltelinie am Bahnsteig. Diese ist noch einmal 80 Zentimeter von der Bahnsteigkante entfernt. Wer sich in diesem Bereich aufhält, während ein Güterzug mit bis zu 100 km/h durch einen Bahnhof fährt, schwebt in akuter Gefahr.

● Güter­züge entwickeln gewaltige Luftwirbel, saugen Gegenstände und Personen regelrecht an. Allein in Deutschland gab es in den vergan­genen Jahren deshalb 54 schwere Unfälle mit 18 Todesopfern (siehe Kasten).

Einziger Augenzeuge 
konnte nicht helfen

Das kleine Mädchen wurde vom 12. Waggon des ­Zuges „angesaugt“. Der Lokführer hatte die Tragödie nicht mitbekommen, ein einziger Augenzeuge – ein Schüler (17) – stand zu weit weg am Bahnsteig, um eingreifen zu können.

Die Staatsanwaltschaft wird wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung gegen die Mutter ermitteln. Sie wird erfahrungsgemäß das Verfahren einstellen. Die 33-Jährige aus Pichling ist gestraft genug. Sie hat ihr geliebtes Mädchen verloren.

Chefermittler Manfred Rauch:

»Der zwölfte Waggon erfasste den Buggy«

ÖSTERREICH: Hat die Auswertung der Videoaufnahmen vom Bahnsteig neue Erkenntnisse gebracht?

Manfred Rauch: Nein, auf den Aufzeichnungen ist nichts zu sehen, aber laut unseren Erhebungen ist der Kinderwagen nicht, wie zuerst angenommen, direkt vor die einfahrende Lok gestürzt.

ÖSTERREICH: Sondern?

Manfred Rauch: Möglicherweise wurde der Buggy durch die Sogwirkung des durchfahrenden Güterzuges auf die Gleise gezogen. Der zwölfte von 18 Waggons dürfte den Kinderwagen erfasst haben. Im nächsten Bahnhof sind noch Teile davon am Waggon gehangen. Das Kind wurde an Ort und Stelle überrollt. Der Lokführer hat davon überhaupt nichts bemerkt.

ÖSTERREICH: Muss die Mutter jetzt mit einer Anzeige rechnen?

Manfred Rauch: Es ergeht ein ­Bericht an die Staatsanwaltschaft, die entscheidet dann darüber.

VIDEO: News TV u.a. mit dem Thema „Mädchen stirbt auf Gleisen“

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