Rechte protestieren seit 19 Uhr gegen Asyl- und Einwanderungspolitik.
Links gegen rechts heißt es am Mittwochabend wieder in Wien. Die "Identitäre Bewegung", vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands als rechtsextrem eingestuft, protestiert seit 19.00 Uhr "gegen den Terror".
Wenig los bei Rechts-Demonstranten
Es ist ein weniger großer Aufmarsch als erwartet. Nur um die 70 Menschen nehmen an der Demo der Identitären teil. Eine billige Angelegenheit für die Grünen - sie kündigten an, für jeden Identitären-Demo-Teilnehmer 10 Euro an die Flüchtlingshilfe der Caritas spenden. Auf der Gegenseite sind mehr als doppelt so viele Menschen gekommen.
Die Identitären vertreten die Ansicht, dass österreichische und europäische Politiker Verantwortung für Anschläge wie in Nizza oder Ansbach trügen, da sie Ausländer nach Europa gelassen hätten. Bei der auf rund eine Stunde angelegten Veranstaltung erwarte man "über 100 Teilnehmer", sagte ein Sprecher zur APA. Geplant sind Redebeiträge und "Parolen".
Die Antifa sieht darin eine Instrumentalisierung der jüngsten Terrorakte für "rechtsextreme, rassistische Propaganda" und ruft via Facebook dazu auf, die Kundgebung zu "verhindern". Angezeigt wurde bei der Polizei eine Gegenveranstaltung der GRAS.
Gruppen räumlich voneinander getrennt
Die beiden Gruppen sind "räumlich voneinander getrennt" am oberen Ende der inneren Mariahilfer Straße. Die Identitäre Bewegung hatte ihren Unmut ursprünglich vor der Zentrale der Wiener Grünen in der Lindengasse in Wien-Neubau Ausdruck verleihen wollen, diesen Versammlungsort hatte die Polizei aber untersagt, da der polizeiliche Schutz nicht zu gewährleisten sei. Die Identitären weichen nun auf den Christian-Broda-Platz aus.
Nur akustische Auseinandersetzung
Die beiden Gruppen trafen nicht auf einander - oder höchstens akustisch: Denn während die antifaschistischen Protestierer Slogans wie "Say it loud, say it clear, refugees are welcome here" in Richtung Identitäre schmetterten, revanchierten sich diese mit Parolen wie "Heimat, Freiheit, Tradition, Mulitkulti Endstation".
Identitären-Frontmann Martin Sellner machte in seiner Rede noch einmal klar, dass seine Gruppierung die Schuldigen an den jüngsten Anschlägen in Deutschland oder Frankreich in der österreichischen und europäischen Asyl- und Fremdenpolitik sieht. Er legte aber auch Wert auf die Feststellung, dass die Identitäre Bewegung "keine extreme Position" vertrete: "Wir vertreten eine Position der Mitte." Die abschließende Schweigeminute hielt er dann auch "für alle Opfer dieser riesigen Völkerwanderung" ab, "auch die Ertrunkenen".
Nach Beendigung der Identitären-Kundgebung löste sich die Gruppe rasch auf. Und auch auf der Seite der Gegendemonstranten wurde es rasch ruhig.
Schon vor Beginn der Demonstrationen hatte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) vor Gewalt gewarnt: "Das Demonstrationsrecht zählt zu den höchsten Gütern unserer Demokratie. Aber Gewaltausschreitungen gegen andere Gruppen oder die Polizei im Rahmen von Demonstrationen haben bei uns definitiv keinen Platz", hatte Sobotka in einer der APA übermittelten Stellungnahme erklärt.