Mit 76 Jahren

Jazz-Legende Oscar Klein gestorben

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Die österreichische Jazz-Legende Oscar Klein ist Dienstag Nachmittag im Alter von 76 Jahren in Deutschland gestorben.

Er war so etwas wie eine Symbolfigur des "alten" Jazz in Österreich - der Musiker Oscar Klein stand für Dixieland, Swing und Blues. Der gebürtige Grazer, der auf eine internationale Karriere und knapp 200 eigene Tonträger verweisen kann, stand über 55 Jahre lang auf der Bühne. Am 12. Dezember, nicht einmal einen Monat vor seinem 77. Geburtstag und einem geplanten Konzert in Innsbruck, starb Klein völlig überraschend.

Als Kind von den Nazis vertrieben
Am 5. Jänner 1930 in Graz in eine jüdische Familie geboren und als Kind von den Nationalsozialisten aus der Heimat vertrieben, hätte Klein eigentlich wenig Grund für freundschaftliche Österreich-Gefühle gehabt. Aber der Kosmopolit, der sieben Sprachen sprach, war nicht nur eine musikalische Symbolfigur, sondern auch eine der Toleranz. Für ihn war Jazz und Blues "völkerverbindende Musik".

Einige Zeit im Konzentrationslager
Die Emigration in die Schweiz, wo Klein auch lange Zeit lebte, führte die Familie über Italien, wo Klein einige Zeit im Konzentrationslager verbrachte. Trotzdem verband ihn eine Freundschaft mit dem Jazz-Pianisten und Komponisten Romano Mussolini, dem Sohn des "Duce". Ihren musikalischen Niederschlag fand diese Verbindung in der 1994 erschienenen CD "Oscar Klein's Jazz Show".

Konnte keine Noten lesen
Der gelernte Grafiker Klein war musikalischer Autodidakt und konnte keine Noten lesen. Bekannt wurde er vor allem als ausdrucksstarker Trompeter im Chicago-Stil, er spielte aber auch Gitarre, Klarinette und Mundharmonika.

Die Karriere begann in Wien
Klein begann seine Laufbahn in der Band des beleibten Klarinettisten "Fatty George", um den sich in den fünfziger Jahren die Wiener Jazz-Szene scharte. Später wechselte er zu den "Baseler Tremble Kids", leitete eigene Ensembles wie die "European Dixieland All Stars" und ging mit der "Dutch Swing College Band" auf Tournee. Er musizierte mit Jazz-Größen wie Bill Coleman, Joe Turner, Lionel Hampton oder Cootie Williams, mit dem er oft verglichen wurde.

Markenzeichen Kapitänsmütze
Daneben tourte der Musiker jahrelang mit seinem Markenzeichen, der Kapitänsmütze, durch Schulen, um mit einer anschaulichen Geschichte des Jazz den Nachwuchs heranzubilden. Denn wenn Klein schon der Entwicklung des Jazz in eine dissonante und amelodiöse Richtung ohne Rhythmik nichts abgewinnen konnte, so hörte sich seine Toleranz beim "akustischen Dreck" wie Hip-Hop, dem die heutige Jugend ausgesetzt sei, ganz auf. Auch privat war Klein pädagogisch erfolgreich. Seine beiden Söhne David und Peter sind ebenfalls Musiker geworden.

Von der Stadt Wien ausgezeichnet
In den vergangenen Jahren spielte Klein vorwiegend mit jungen österreichischen Musikern. So entdeckte er 1998 Heini Altbart und machte ihn seither zu seinem ständigen Begleiter am Schlagzeug. Vor einem Jahr wurde der Musiker schließlich im Wiener Rathaus mit der "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber" ausgezeichnet. Er habe zur Vielfalt und zum Reichtum des Wiener Kulturlebens maßgeblich beigetragen, hieß es damals. Zuletzt lebte Klein mit seiner Frau in Plüderhausen im deutschen Bundesland Baden-Württemberg.

Mailath-Pokorny: "Doyen des Jazz"
"Oscar Klein galt als Doyen der Wiener Jazzszene", würdigte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny den plötzlich verstorbenen Musiker. "Auch im internationalen Jazz spielte er eine maßgebliche Rolle. Seine Auftritte mit den bedeutendsten Jazz-Größen bleiben in Erinnerung. Mit den von ihm initiierten Schulkonzerten in den 80er Jahren, in denen er gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern musizierte, hat er dem Jazz in Wien den Boden aufbereitet."

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