Magersüchtige fand keine Hilfe. Sie starb einen einsamen Tod.
Magersucht ist eine Krebserkrankung der Seele. Wer das Leben als Last empfindet, möchte die Angriffsfläche verkleinern, bis er kaum noch zu treffen ist. „Wer einen bestimmten Body Mass Index unterschreitet“, weiß Psychotherapeutin Waltraud Kubekla, „spürt sich selbst nicht mehr. Essen zu verweigern, ist also eine Möglichkeit, sich von Verzweiflung wegzutörnen.“ Allerdings kann das Ergebnis – Anorexie – lebensgefährlich sein.
Eltern depressiv
Expertin Kubelka weiß, wovon sie spricht: Das Kärntnerin leitet das Therapiezentrum Weidenhof, in dem Essstörungen behandelt werden. Zwei Jahre lang – mit Unterbrechungen – wurde dort auch die gebürtige Niederösterreicherin Kim Kirchmayer betreut.
Suche nach Freundschaft
Eine junge Frau aus problematischer Familie: Der Vater depressiv, die Mutter manisch-depressiv. Die drei Geschwister robuster als Kim, die nach eigenen Angaben „immer auf der Suche nach Freundschaft“ war, aber nur im Internet Anschluss fand. Partner hatte sie keinen. Die engsten Drähte verbanden sie mit ihrer Schwester Jessika und der „Kephas Church“ – einer Gospelkirche. Die schlechteste Beziehung hatte Kim zu Kim. Und die brach sie ganz ab, als sie aufhörte, genug zu essen.
Chance
Am Weidenhof fand die Gemütsversehrte langsam wieder zu sich selbst. Laut Chefin Kubelka „nahm sie Hilfe an. Kim hatte gute Chancen, gesund zu werden.“ Doch dann kam der Moment, in dem die Krankenkassa die stationäre Betreuung nicht mehr zahlen wollte. Zehn Stunden Therapie im Monat seien ausreichend. Und die könne Kirchmayer „auch daheim im Wohnzimmer“ konsumieren.
Das Ende
Solcherart einmal mehr im Stich gelassen, zog Kim Kirchmayer wieder bei ihrer Mutter ein. Und dort ist sie jetzt mit 24 Jahren verhungert.
„Was dir passiert ist, kann doch gar nicht sein“, schreiben jetzt Bekannte auf Facebook. Mehr ist nicht zu sagen.