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Schwede beging 16 Coups

Längste Bankraubserie Österreichs geklärt

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Schwede hat bei 16 Überfällen knapp 300.000 Euro erbeutet.

Zehn Jahre lang hat ein Schwede Banken, Postfilialen und eine Apotheke in Österreich überfallen und ausgeraubt. Im Februar wurde der 54-jährige in Schweden gefasst, er sitzt in Wien in U-Haft und ist geständig. Damit hat die Polizei "einen Schlussstrich unter die längste Bank- und Postraubserie eines Einzeltäters in Österreich" gezogen, sagte Innenminister Herbert Kickl (FPÖ).
 
Video zum Thema: Fahndungserfolg: Polizei fasst Serien-Räuber
 

Überfall-Serie begann 2009

Die Details der Klärung wurden am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien bekanntgegeben. Demnach begann der bereits einschlägig verurteilte Mann im August 2009 mit den Überfällen in Österreich. Neun Taten beging er in Wien, sechs in Linz, eine in Graz. Er drohte immer mit einer Schreckschuss- bzw. Softair-Waffe, verhielt sich laut Andreas Holzer, Chef der Abteilung für organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt, aber durchaus höflich. Insgesamt erbeutete der Schwede bei seinen Taten "weniger als 300.000 Euro", seine Überfälle waren damit "nicht wirklich lukrativ". Der Täter war immer "äußerst geschickt vorgegangen", habe allerdings auch Glück gehabt, meinte Kickl, der die "großartige gemeinsame Arbeit" mit deutschen und schwedischen Behörden lobte.
 
Den ersten Überfall beging der Schwede am 13. August 2009 in einer Bank in der Operngasse in Wieden. Er raubte sie unter Verwendung einer Schusswaffe aus, berichtete Michael Mimra, Leiter des Ermittlungsdienstes des LKA. Acht Tage später folgte eine Bank am Schubertring in der Wiener Innenstadt. Durch Fotos der Überwachungskameras erkannten die Ermittler bereits damals, dass es "sich möglicherweise um den gleichen Täter handelt". Der Mann ging immer "sehr akribisch vor, trug meistens Handschuhe, hat auch sein Äußeres verhüllt", sagte Mimra. 2010 folgte ein Bankraub in Linz, 2011 in Graz, ehe der Schwede im September 2011 erstmals eine Postfiliale - in der Krugerstraße in der Wiener Innenstadt - ausraubte. Die selbe Filiale suchte er auch im Dezember 2011 heim, ehe er 2012 Post-Filialen in Rudolfsheim-Fünfhaus sowie Neubau ausraubte. Im November 2012 machte der Schwede in einer Bank in der Donaustadt Beute. Das gleiche Institut suchte er nach eineinhalb Jahren Pause im Sommer 2014 erneut heim. Zwischen 2015 und 2017 überfiel der 54-Jährige Banken und eine Apotheke in Linz, ehe er zuletzt am 20. April 2018 ein Geldinstitut in der Wiedner Hauptstraße in Wien ausraubte. Physisch verletzt wurde bei den Überfälle niemand, allerdings erlitten zahlreiche Angestellte einen Schock.
 
Video zum Thema: Kickl zu Fahndungserfolg: Polizei fasst Serien-Räuber
 

"Exotisch liegende Bankfilialen"

Zumeist suchte sich der Räuber "exotisch liegende Bankfilialen" aus - also solche, die nicht an Hauptverkehrsrouten liegen, sagte Mimra. "Alarmpakete nahm er nicht mit, meistens flüchtete er mit einem Fahrrad oder auch mit dem Taxi", erläuterte der LKA-Leiter. Der Schwede sei ein "reisender Täter" gewesen, über einen fixen Wohnsitz verfügte er weder in Österreich, noch in Deutschland oder Schweden. Der 54-Jährige hatte in Deutschland Deutsch studiert und sprach so gut, dass die Ermittler zunächst von einem Einheimischen ausgingen. Er kam vorwiegend in Hotels unter, wo er nur bar bezahlte. Nach Österreich reiste er immer mit Öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit den Überfällen finanzierte er sich seinen Lebensunterhalt, "war viel auf Reisen, sowohl in Thailand, als auch in Europa", sagte Mimra. Der Räuber habe außerdem "dem Glücksspiel gefrönt".
 
Sein hauptsächlicher Aufenthaltsort war Deutschland. Auch in München überfiel er im März 2018 eine Apotheke. Mehrere Lichtbildveröffentlichungen in Österreich blieben erfolglos. Als im Dezember 2018 allerdings Fahndungsfotos in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" gezeigt wurden, ging noch während der Sendung der entscheidende Hinweis zur Identität des Tatverdächtigen ein. Der Schwede hatte in Berlin eine Lagerhalle angemietet und wurde auf den Fotos erkannt. Nach der Ausstellung eines EU-Haftbefehls durch die Staatsanwaltschaft Wien konnten Zielfahnder und das Spezialeinsatzkommando der Polizei Berlin den Gesuchten am 5. Februar in Berlin lokalisieren und festnehmen. Der Schwede wollte eigentlich noch am selben Tag nach Polen weiterreisen. Einen Alias-Namen verwendete er nie, sondern checkte immer mit seinem richtigen Namen in Hotels ein.
 

"Aktenzeichen XY"

Eine offizielle Anfrage bei den schwedischen Behörden blieb zunächst erfolglos, Daten des Mannes waren im offiziellen Register nicht mehr vorhanden. Ein älterer Kollege erinnerte sich jedoch an den Räuber, schilderte Holzer. Bereits in den 90er-Jahren beging er zehn Überfälle in Schweden und einen in Dänemark, wurde gefasst, verurteilt und inhaftiert. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe begannen die Überfälle in Österreich.
 
In dem vom Schweden in Berlin angemieteten Lagerraum wurden bei einer Durchsuchung die zwei Faustfeuerwaffen und diverse Maskierungsutensilien sichergestellt. Dazu kamen 8.000 Euro Bargeld, sagte Mimra. Bereits bei seiner ersten Einvernahme durch das Landeskriminalamt Berlin war der Mann geständig. Ende März wurde er nach Österreich ausgeliefert, auch hier folgten umfangreiche Vernehmungen. So habe sich der Schwede etwa gewundert, dass er bei "so guten Fotos" so lange nicht erkannt worden war, berichtete Holzer. Auch die "Aktenzeichen XY"-Sendung in der nach ihm gefahndet worden war, habe der 54-Jährige selbst gesehen. Eine Anklage gegen den Mann wird derzeit von der Staatsanwaltschaft vorbereitet. Der Schwede sitzt wegen Flucht- und Tatbegehungsgefahr in der Justizanstalt Josefstadt in Untersuchungshaft, sagte Nina Bussek, Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft.
 
Mit der Festnahme des Mannes wurde "ein lange offenes Kapitel der österreichischen Kriminalitätsgeschichte erfolgreich" geschlossen, konstatierte Kickl. Die Klärung der Serie sei überdies eine "wichtige Signalwirkung an andere Verbrecher in Österreich". "Ihr entkommt uns nicht, früher oder später werden immer alle erwischt", laute die Botschaft, sagte der Innenminister. Er verwies außerdem auf zurückgehende Banküberfälle und gestiegene Aufklärungsraten. Laut Kickl wurden 2018 insgesamt 32 Überfälle auf Banken und Wechselstuben in Österreich begangen, 24 davon wurden bereits geklärt, was einer Aufklärungsrate von "75 Prozent entspricht" und eine Steigerung zum Vorjahr von 15 Prozent bedeute. "Österreich ist kein besonders lukrativer Ort für Bankräuber", konstatierte Kickl.
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