Festnahme in München

17 Jahre nach Mord: Verdächtiger gefasst

Teilen

Ein Verdächtiger konnte 17 Jahre nach der Tat in München gefasst werden.

17 Jahre nach einem Tötungsdelikt in Leobersdorf (Bezirk Baden) ist ein mutmaßlicher Täter gefasst worden. Der Chinese stehe im dringenden Verdacht, am 23. August 2000 mit Komplizen einen Doppelmord an chinesischen Staatsangehörigen begangen zu haben, teilte die Polizei am Freitag mit. Der inzwischen 35-Jährige flüchtete nach der Tat, er wurde am Montag am Flughafen München festgenommen.

Das Landeskriminalamt Niederösterreich leitete die Ermittlungen, 2017 wurde die Zielfahndungseinheit des Bundeskriminalamtes in die internationale Fahndung nach dem Tatverdächtigen eingebunden. Erhebungen ergaben, dass sich der Mann in Shanghai (China) aufhielt und offensichtlich seinen Namen geändert hatte. Durch das Landeskriminalamt Oberösterreich konnten der Aussendung zufolge Bezüge des Gesuchten nach Bayern ermittelt werden.

Weitere Ermittlungen ergaben, dass der Verdächtige einen Flug von Shanghai nach München plante. Über das internationale Zielfahndungsnetzwerk "European Network of Fugitive Active Search Teams" (ENFAST) wurde diese Information an Deutschland und in weiterer Folge an die Zielfahnder des Polizeipräsidiums München weitergeleitet.

Der 35-Jährige wurde nach seiner Ankunft am 18. Dezember um 5.20 Uhr am Flughafen München festgenommen, er leistete laut Polizei keinen Widerstand. Der Mann wurde zum Zweck der Auslieferung nach Österreich in das Gericht München gebracht.

Bisher fünf von sieben Verdächtigen festgenommen

Bei den Opfern des brutalen Doppelmordes in Niederösterreich am 23. August 2000 handelte es sich um einen 25-Jährigen und seine Freundin (19). Hintergrund der Tat war der Streit innerhalb einer chinesischen Schlepperbande. Bis Dezember 2000 wurden nach Polizeiangaben vier Beschuldigte gefasst. Nun wurde einer der drei noch flüchtigen Verdächtigen festgenommen. Er machte bisher keine Angaben.

Täter und Opfer waren chinesische Staatsangehörige. Bei dem Mord sei es um Rangordnung und Geld gegangen, sagte Heinz Holub, Sprecher der Landespolizeidirektion Niederösterreich. Das männliche Opfer war führendes Mitglied einer Schlepperorganisation.

Der 25-Jährige war mit einem Hackbeil regelrecht hingerichtet worden. Er wurde in der Früh des 23. August 2000 auf einem Feld nahe eines Windschutzgürtels bei Bruck an der Leitha gefunden und röchelte noch. Der Mediziner des alarmierten Notarzthubschraubers konnte jedoch wenig später nur mehr den Tod des Opfers feststellen. Die Freundin des 25-Jährigen wurde als Zeugin der Tat ebenfalls getötet. Der Frau wurde der Schädel fast komplett abgetrennt. Ein Mountainbiker fand ihre Leiche bei Leobersdorf (Bezirk Baden).

Hintergrund der Tat

Die Opfer hatten sich tagelang in einer Wohnung in Wien-Ottakring in der Gewalt der späteren Gewalttäter befunden. Hintergrund der Tat: Der 25-Jährige schuldete einem ihm untergeordneten, rivalisierenden 23-Jährigen, der danach in der Untersuchungshaft Suizid beging, 7.000 US-Dollar (rund 5.900 Euro). Dieser beschloss, ihn - mit Hilfe der Gruppe - aus dem Weg zu räumen.

Alle vier bisher Festgenommenen gaben laut Polizei die Tat zu. Wenige Tage nach dem Doppelmord wurden zwei Verdächtige in der Wiener Innenstadt festgenommen. Einer der beiden 23-Jährigen erhängte sich Anfang September 2000 in seiner Einzelzelle in der Justizanstalt Wien-Josefstadt. Der mutmaßliche Anstifter der Bluttaten hinterließ auf seinem grauen Blouson ein Geständnis, wonach das männliche Opfer wegen nicht gerechter Teilung von Einnahmen aus Menschenschleppungen sterben musste. Zwei weitere Beschuldigte wurden bis Dezember 2000 gefasst. Drei Beitragstäter wurden 2001 zu Haftstrafen verurteilt.

Der nun am Flughafen München gefasste Verdächtige werde verdächtigt, aktiv an der Bluttat beteiligt gewesen zu sein, hieß es von der Polizei. Er habe damals gemeinsam mit den Opfern in Wien gewohnt. Der 35-Jährige soll nach Österreich ausgeliefert werden.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten