In Niederösterreich wächst das Kinderbetreuungsnetz spürbar. Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister zeigt sich überzeugt, dass bis Ende 2027 jedes zweijährige Kind mit Bedarf einen Platz erhält. Neue Mitwirkungspflichten für Eltern und ein klarer Fokus auf Kinderschutz begleiten den Ausbau.
In Niederösterreichs 1.100 Landeskindergärten startet am 1. September das neue Jahr mit 3.626 Gruppen. Die Zahl der Gruppen in Tagesbetreuungseinrichtungen ist auf 620 gestiegen. Es werde "gut gelingen", bis Ende 2027 allen Zweijährigen mit Bedarf einen Betreuungsplatz anzubieten, sagte Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) am Freitag in einer Pressekonferenz. Ab September gilt eine erweiterte Mitwirkungspflicht für Eltern von Kindergartenkindern.
Bis Ende 2027 sollen alle Zweijährigen, die Bedarf haben, einen Betreuungsplatz in Wohnortnähe erhalten. Man habe ein Versprechen abgegeben und werde das auch einhalten, betonte Teschl-Hofmeister. Aktuell können 99 Prozent der Gemeinden den ersten Zweijährigen einen Platz in einem Kindergarten oder einer Tagesbetreuungseinrichtung am Wohnort oder im Nachbarort anbieten.
Im Laufe von 2025/26 kommen rund 100 Kindergarten- und 34 Tagesbetreuungseinrichtungsgruppen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dazu. Die Offensive des Landes wurde 2023 gestartet. Bis zur Halbzeit wurden 555 neue Gruppen - davon 431 in Kindergärten und 124 in Tagesbetreuungseinrichtungen - zugesichert. Das entspreche 64 Prozent der bis Ende 2027 prognostizierten Anzahl, sagte Teschl-Hofmeister. Die Gesamtprojektsumme betrage 334,5 Millionen Euro, das Fördervolumen mehr als 163 Millionen Euro. 483 neue Gruppen sind seit Anfang 2023 in Betrieb gegangen.
"Wertschätzendes Miteinander steht im Mittelpunkt"
Ab 1. September gilt die Mitwirkungspflicht für Erziehungsberechtigte von Kindergartenkindern. Probleme diesbezüglich gebe es bisher in seltenen Fällen, hieß es. Bei mehrmaligen Verstößen - etwa wenn das verpflichtende Elterngespräch verweigert wird - drohen Strafen bis zu 2.500 Euro. Kindergartenerhalter können eine Hausordnung mit Umgangsregeln erlassen, erklärte Teschl-Hofmeister. "Ein wertschätzendes Miteinander steht im Mittelpunkt", betonte sie. Der diesjährige elementarpädagogische Schwerpunkt lautet "Aufeinander Rücksicht nehmen - aufeinander schauen" - entstanden nach dem Amoklauf in Graz. Zudem muss in jeder Einrichtung nun ein Kinderschutz-Rahmenkonzept vorliegen.
Die Betreuungsoffensive bedeute einen "riesigen gemeinsamen Kraftakt", betonte Teschl-Hofmeister. Für viele Gemeinden ist der Ausbau angesichts knapper Budgets eine große finanzielle Herausforderung. Die Offensive umfasst weniger Schließwochen im Sommer, das Senken des Eintrittsalters in Kindergärten auf zwei Jahre, ein kostenloses Vormittags- und ein leistbares Nachmittagsangebot sowie kleinere Gruppen. Ziel sei, dass Eltern frei entscheiden können, ab wann und wie lange sie Kinder institutionell betreuen lassen wollen.