Drogenverdacht

Familie geschockt: Cobra stürmte falsches Haus

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Folgenschwere Verwechslung im Bezirk Gänserndorf: Das Polizei-Sondereinsatzkommando Cobra hat am Mittwochmorgen fälschlicherweise ein Einfamilienhaus gestürmt.

Die Familie in Groß-Enzersdorf fühlte sich wie im falschen Film, als um 7 Uhr Früh sieben schwerbewaffnete Elitepolizisten an die Tür hämmerten. "Ich wollte den Schlüssel holen und aufsperren, sobald ich aber im Vorzimmer war, wurde die Tür bereits aufgebrochen", schildert die erschütterte Hausbesitzerin gegenüber dem ORF Niederösterreich.

Offenbar bestand der Verdacht des illegalen Besitzes und Handels mit Drogen. Über den Grund der Hausdurchsuchung wurde die Familie aber erst im Anschluss informiert.

Duschende Tochter (13) durfte sich nicht anziehen

Für Unverständnis sorgt bei der Frau aber vor allem der Umgang mit ihren beiden Töchtern. Der schlafenden Älteren (24) sei mit Waffe auf den Kopf gerichtet die Bettdecke weggerrissen wurden. Die jüngere 13-Jährige befand sich währenddessen unter der Dusche. Trotz eindringlicher Bitte der Mutter seien zwei Beamte ins Badezimmer eingedrungen. Nicht einmal vorher anziehen habe sich das Mädchen dürfen.

Mutter glaubt an rassistisches Motiv

"Es ist mir völlig unverständlich, wieso dieses Vorgehen, besonders der Kinder gegenüber, notwendig gewesen wäre." Die Cobra-Beamten durchsuchten die Zimmer der beiden Mädchen inklusive deren Kosmetika und Unterwäsche. Weil beide gebürtige Südafrikanerinnen sind, vermutet die Mutter auch einen rassistischen Hintergrund.

Laut Durchsuchungsbefehl habe sich in der Nähe des Hauses eine beschattete Person aus dem Drogenmilieu aufgehalten. Zudem hätte das Haus abgedunkelte Fenster und "ein szenetypisches Entlüftungsrohr für Cannabis-Indoorplantagen" aufweisen sollen. "Beides stimmt nicht", betont die Hausbesitzerin.

Innenministerium dementiert Vorwürfe

In einer schriftlichen Stellungnahme betonte das Innenministerium auf APA-Anfrage zum Aufbrechen der Eingangstür, dass diese zuvor "trotz mehrmaliger Aufforderung" verschlossen geblieben war. "Die Beamten mussten somit von einer möglichen Beweismittelvernichtung, Flucht oder strafbaren Handlung ausgehen und öffneten die Türe mit den entsprechenden Einsatzmitteln."

Zur Situation im Badezimmer wurde festgehalten, dass es einen Versuch gegeben habe, die dortige Tür rasch zu schließen. "Es war im ersten Moment nicht zu erkennen, wer sich im Badezimmer befand und ob sich Waffen, Beweismittel, eine oder mehrere Personen darin aufhielten. Sofort nach der Öffnung und der Feststellung, dass sich weder einer Gefährdungslage durch die junge Frau, noch offensichtliche Beweismittel im Badezimmer befinden, verließen die Beamten den Raum." Die Dauer der Situation wurde mit wenigen Sekunden angegeben.

Zurückgewiesen wurden auch erhobene Vorwürfe, dass der 24-Jährigen eine Waffe an den Kopf gehalten worden sei, sowie, dass das Vorgehen einen rassistischen Hintergrund gehabt habe. "Generell gilt festzuhalten, dass geäußerte Vorwürfe sehr ernst genommen werden und der Einsatz, die Einsatzörtlichkeit sowie der genaue Ablauf auch Teil einer Evaluierung dieser Ermittlungen sein werden."

Groß angelegte Polizei-Aktion

Die Hausdurchsuchung war laut Innenministerium durch die Staatsanwaltschaft Wien angeordnet worden. In den vergangenen Tagen haben demnach insgesamt elf solche Aktionen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland stattgefunden. Beim Einsatz in Groß-Enzersdorf habe es sich um "einen kleinen Teil von groß angelegten, mehrmonatigen Ermittlungen des Bundeskriminalamtes mit den Landeskriminalämtern im Bereich des organisierten Suchtmittel-, Sprengstoff- und Waffenhandels gehandelt".
 

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