Die zwei Buben, die vergangenen Freitag im Niederösterreich in einen gefrorenen Teich eingebrochen waren, sind gestorben.
Eltern in Weinkrämpfen, Ärzte mit belegten Stimmen. Dienstagnachmittag herrschte tiefe Trauer am Wiener AKH. Raphael (4) und Richard (5) hatten den Kampf um ihr Leben verloren. „Grund war der Sauerstoffmangel, den die Buben erlitten hatten“, gab Arnold Pollak, Vorstand der Uni-Kinderklinik um 17 Uhr bekannt.
Versunken
Wie berichtet, waren die beiden Kindergartenfreunde am
Freitag in Hessendorf (Waldviertel) beim Spielen in einen gefrorenen
Löschteich eingebrochen. Unbemerkt von ihren Eltern versanken die Kinder im
eiskalten Wasser – und lagen dort zumindest 20 Minuten, bis Richard Mutter
die leblosen Buben fand.
Die gelernte Krankenschwester begann sofort mit Wiederbelebungsversuchen. Minuten später waren auch drei Notärzte zur Stelle. Die Kinder hatten nur noch 18 Grad Körpertemperatur und wurden mit Rettungshubschraubern ins Wiener AKH gebracht – und an Herz-Lungenmaschinen angeschlossen. Die Überlebenschancen bezeichnete das Spezialistenteam der Uni-Klinik freilich da schon als „sehr gering“.
Gehirn geschädigt
Denn der Pulsschlag hatte zwar wieder
eingesetzt. Aber eine längere Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr zum Gehirn
– Mediziner sprechen von Hypoxie – kann das Zentralorgan irreversibel
schädigen. Im Regelfall übersteht das menschliche Gehirn nicht mehr als fünf
Minuten Herz-Kreislauf-Stillstand. Kälteschlaf. Um die geschwächten Körper
zu entlasten, wurden Raphael und Michael erst einmal in einen künstlichen
„Kälteschlaf“ (Körpertemperatur: 33 Grad) versetzt. Am Montag begann dann
ein Ärzteteam unter der Leitung von Gerhard Trittenwein, die Vitalfunktionen
der Buben langsam wieder in Gang zu setzen. Die Mediziner erhöhten die
Körpertemperatur der kleinen Patienten schrittweise auf normale 36,8 Grad.
Aufwärmen
Die Ärzte standen vor einer schwierigen Aufgabe.
„Das Dilemma ist, dass dieser Vorgang einerseits sehr vorsichtig angegangen
werden muss. Andererseits darf das Aufwärmen nicht zu lange dauern“, erklärt
der Intensivmediziner Herwig Feik. Denn dann bestehe die Gefahr von
Infektionen und ein erhöhtes Risiko für ein Blutgerinnsel.
Kampf verloren
Dienstag am späten Nachmittag dann die
erschütternde Nachricht: Beide Buben schafften wegen ihrer
Gehirnverletzungen den Weg zurück ins Leben nicht. Ob ihre Eltern beim
Unfall die Aufsichtspflicht verletzt haben, werden Gerichte entscheiden. Die
Polizei ist noch mit den entsprechenden Erhebungen beschäftigt.