Kampusch-Fall

Jetzt redet Priklopils Freund

Teilen

Seit die Natascha-Kommission den Fall Kampusch noch einmal geprüft hat, ist Ernst Holzapfel als Mitwisser im Gerede. Jetzt nimmt er Stellung.

Fast zwei Jahre, nachdem Natascha Kampusch (20) die Flucht aus ihrem Verlies gelang, ist der Fall noch immer nicht restlos aufgeklärt. Vergangenen Mittwoch legte eine Untersuchungskommission unter Leitung von Top-Jurist Ludwig Adamovich ihr Resümée über Ermittlungspannen in Österreichs größtem Entführungskrimi vor.

Fehler
Der niederschmetternde Bericht zeigt gleich 16 Schwachstellen in der Polizeiarbeit auf – von überforderten Cops bis zu einem übersehenen Hinweis, der direkt zu Kidnapper Wolfgang Priklopil geführt hätte. Im Visier der Kommission auch: Priklopils Geschäftspartner und bester Freund, Ernst Holzapfel, dessen Rolle im Entführungsdrama nie genau durchleuchtet worden ist.

Neue Ermittlungen
Jetzt muss der Immobilienmakler mit neuen Ermittlungen gegen ihn wegen möglicher Mitwisserschaft rechnen. Ein Reporter der Illustrierten Die Aktuelle spürte Holzapfel auf. Und erstmals brach der Mann, der seit zwei Jahren zurückgezogen lebt, sein Schweigen.

Holzapfel bestreitet weiter, vom Verbrechen gewusst zu haben: „Ich habe Natascha in Strasshof nur einmal gesehen und hatte keine Ahnung, wer sie ist.“ Aber er gibt zu, nun Kontakt mit dem Opfer zu haben. Was erstaunt und befremdet.

Holzapfel im ÖSTERREICH-Interview:

ÖSTERREICH: Die Akte Natascha soll neu aufgerollt werden. Und die Ermittlungen konzentrieren sich unter anderem auch auf Sie.

Ernst Holzapfel: Davon weiß ich nichts. Ich habe der Polizei schon gesagt, was ich weiß: gar nichts. Und dabei bleibe ich.

ÖSTERREICH: Wolfgang Priklopils Mutter sagt, Sie hätten Kontakt mit Natascha…

Holzapfel: Ja, wir telefonieren. Eines Tages hat sie mich angerufen.

ÖSTERREICH: Finden Sie das nicht seltsam? Sie sagen selbst, dass Sie Natascha nur einmal gesehen haben.

Holzapfel: Die Erklärung ist einfach. Ich habe öfter mit Priklopil telefoniert und nehme an, dass Natascha Gespräche mitbekommen hat. Er hat er ihr wohl auch von mir erzählt. Von ihm kennt sie meinen Namen.

ÖSTERREICH: Warum sollte sie ausgerechnet den besten Freund ihres Peinigers anrufen?

Holzapfel: Weil ich ihre einzige Bezugspersonen draußen war.

ÖSTERREICH: Nicht die Eltern?

Holzapfel: Ich weiß nur, dass sie denen nicht vertrauen konnte. Oder wollte. Mehr sage ich nicht.

ÖSTERREICH: Worüber hat sie mit Ihnen gesprochen?

Holzapfel: Über sich, Priklopil, ihr neues Leben, alles. Einzelheiten hören Sie von mir nicht. Das ist zu privat.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.