Ihr Peiniger soll „emotional gebrochen“ sein, sie ist stark wie eine Löwin. Verlies-Opfer Elisabeth kümmert sich im Spital rührend um die Kinder.
Emotional gebrochen und am Boden zerstört: So wird der Inzest-Vater Josef Fritzl (73) von seinem Anwalt Rudolf Mayer beschrieben. Ganz anders verhält sich sein Opfer Elisabeth – die Tochter, die der Horror-Vater 24 Jahre lang im Keller eingesperrt und mit der er durch Vergewaltigung sieben Kinder gezeugt hat.
Kraftakt
„Sie ist eine sehr starke Person“, beschreibt
Opfer-Anwalt Christoph Herbst die 42-jährige Frau. Elisabeth versuche nun,
für ihre Familie da zu sein und bringe unglaubliche Kraft auf. Sie kümmere
sich rührend um ihre Kinder sowie auch um ihre eigene Mutter. „Elisabeth ist
das Um und Auf, das Zentrum der Familie“, so ein Betreuer.
Die Opfer sind seit mehr als einer Woche in einem eigenen Abteil der Klinik Amstetten-Mauer untergebracht. Die fünf Kinder (Tochter Kerstin liegt schwer krank im Landesklinikum, ihr Zustand bessert sich langsam), Elisabeth und Oma Rosemarie verbringen den Tag mit Reden, Gymnastik und Spielen, wobei Felix und Stefan – durch ihr Leben im Keller geschwächt – mehr Schlaf brauchen als ihre Geschwister.
Kaffee-Kochen
„Sie hören auch Musik oder schauen sich Videos
an“, fährt Herbst fort. Dass sich die Familie schon selbst Frühstück und
Abendessen zubereitet, werten die Betreuer als „riesigen Fortschritt“. Auch
der 18-jährige Stefan habe am Sonntag Kaffee gekocht und sich fürsorglich um
seine Familie gesorgt. „Die Kinder wirken wohlerzogen, sehr nett und
ausgesprochen höflich“, beschreibt der Anwalt seine Schützlinge. Entgegen
anderslautenden Meldungen könnten sie auch sehr gut lesen und schreiben,
Dinge, die ihnen Elisabeth im Verlies beigebracht hat. Die Betreuer planen
deshalb auch, den Unterricht für alle Kinder wieder aufzunehmen.
Unterstützung
Mit den Opfern aus dem Keller versucht man,
das Erlebte aufzuarbeiten. Dass Elisabeth auch nach ihrer Befreiung aus den
Fängen ihres Tyrannen übermenschliche Stärke beweist, ist für Experten nicht
überraschend. Psychoanalytikerin Barbara Preitler von der Uni Klagenfurt:
„Menschen, die lange Zeit traumatisiert wurden, mussten sehr viel Kraft
entwicklen, um dieses Trauma überhaupt überleben zu können. Gerade sie
brauchen jetzt ganz viel Unterstützung.“