Tschechien

Atommüll-Deponie an der Grenze?

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Der geplante Standort ist nur 18 Kilometer von der Grenze entfernt.

Den Oberösterreichern droht ein tschechisches Atommüllendlager 18 Kilometer von der Grenze bei Schwarzenberg entfernt auf dem Truppenübungsplatz Boletice. Bis Jahresende entscheide sich, ob der Standort in die Liste der bestmöglichen aufgenommen wird. Bis 2018 sollen die beiden geeignetsten Gebiete für die Endlagerung des radioaktiven Mülls ausgesucht sein, berichteten Landesrat Rudi Anschober (G) und Oberösterreichs Anti-Atombeauftragter Dalibor Strasky in einer Pressekonferenz am Montag in Linz.

Zuständig für die Behandlung des Atommülls ist die sogenannte Verwaltung der Endlager für radioaktive Abfälle (SURAO). Wegen massiven Widerstands der Bevölkerung und der Kommunen sei die Regierung im März 2008 zu dem Schluss gekommen, Standorte auf Grundstücken des Staates zu suchen. Dazu gehören Truppenübungsplätze, hieß es in der Unterlage zur Pressekonferenz. So seien in die Liste der "geeigneten" Plätze wieder jene gekommen, die schon früher als ungeeignet ausgeschlossen worden waren, kritisiert Anschober. "Anders gesagt: Das Kriterium Sicherheit ist nicht mehr so wichtig wie die Durchsetzbarkeit des Projektes."

Gemeinden sollen "Zuckerl" bekommen - und ihren Widerstand aufgeben.

Nach letztbekannten Plänen habe die Verwaltung vor, eine Genehmigung für geologische Untersuchungsarbeiten für zwei Standorte an Truppenübungsplätzen, Boletice und Hradiste, sowie einen in Lubenec (westlich von Prag) im Umweltministerium zu beantragen, so Anschober und Strasky. Als Zuckerl, damit sie die Probebohrungen zulassen, winkt Gemeinden ein Zuschuss von maximal vier Millionen Tschechischen Kronen (166.000 Euro) jährlich. Wenn sie ihren Widerstand aufgeben, sei es auch möglich, dass die Standorte an Truppenübungsplätzen nicht mehr geprüft würden.

Erst 2065 spruchreif?
Regierung und SURAO hätten immer wieder beteuert, dass die geologischen Untersuchungsbohrungen noch nichts damit zu tun hätten, dass an den betroffenen Standorten auch tatsächlich ein Endlager gebaut werde. Offenbar würden weder Gemeinden noch Bevölkerung dem trauen, denn trotz der finanziellen Verlockungen hätten sie den Arbeiten nicht zugestimmt. Derzeit lagern die abgebrannten Brennstäbe in Containern in Zwischendepots an den AKW-Standorten Temelin und Dukovany. Die Inbetriebnahme eines Endlagers sei nach einem tschechischen Konzept für 2065 geplant, hieß es in der Unterlage.

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