Ein spektakulärer Überfall auf einen Geldtransport im Februar vergangenen Jahres in Linz ist geklärt: Die Polizei hat drei Verdächtige geschnappt, einer von ihnen war der Beifahrer.
Linz. Der 23-jährige Iraker sowie sein 22-jähriger Bruder und ein 21-jähriger Armenier sitzen in U-Haft, gab das LKA am Mittwoch in einer Pressekonferenz Details bekannt. Die Festgenommenen schweigen eisern.
Zwei Geldboten, jener 23-Jährige sowie ein 33-jähriger Kollege, wollten in den frühen Morgenstunden des 13. Februar einen Bankomaten in einem Nachtklub in der Innenstadt befüllen. Als der Ältere den Laderaum öffnete, wurde er von einem mit einer Pistole bewaffneten, maskierten Mann überwältigt, in den Wagen gestoßen, gefesselt und geknebelt. Ein zweiter Täter "zwang" in der Zwischenzeit den Beifahrer, das Fahrzeug wieder zu starten. Dieser fuhr den Transporter mitsamt dem gefesselten Boten und den beiden Tätern in Richtung Wilhering. Auf einem Parkplatz im Bereich der Oberen Donaulände nahe der Baustelle zum Linzer Westring (A26) ließen die Maskierten den Fahrer anhalten. Nachdem er die Geldboxen im Laderaum geöffnet hatte, fesselten und knebelten sie auch ihren Komplizen und sperrten ihn zu dem Geldboten in den Wagen. Schließlich flüchteten die zwei Täter mit der Beute zu Fuß zu einem auf einem Parklatz abgestellten Auto und entkamen.
Täter hatten "ein enormes Insiderwissen"
Recht schnell sei den Ermittler klar geworden, dass der Überfall nur deshalb geglückt war, weil die zwei Täter über "ein enormes Insiderwissen" verfügten und "der Beifahrer seine Finger im Spiel hatte", sagte Chefinspektor Günter Schwaiger. Der 23-Jährige habe sich u.a. auch deshalb verdächtig gemacht, weil er trotz mehrmaliger Möglichkeit "nicht den stillen Alarm ausgelöst hat", meinte Staatsanwaltschaftssprecherin Ulrike Breiteneder. Er kannte auch die Codes zum Entsperren der Sicherheitsvorkehrungen. Nur so konnte es den Räubern gelingen, an das Bargeld zu kommen, über dessen Höhe LKA-Leiter Gottfried Mitterlehner keine Auskunft gab.
Beifahrer und Bruder Drahtzieher des Überfalls
Auf dem Paketband eines der Gefesselten fanden Ermittler dann auch noch DNA-Spuren des Bruders des Irakers. Die beiden dürften demnach die Drahtzieher des Überfalls gewesen sein. Bereits im Juli des Vorjahres wurden sie verhaftet. Vor Kurzem wurde dann der dritte Verdächtige in Deutschland festgenommen und nach Oberösterreich ausgeliefert. Außerdem spürten die Beamten noch drei Mittäterinnen auf, Verwandte und die Freundin des Armeniers. Die Schwester wurde am Flughafen Wien mit einem fünfstelligen Geldbetrag - einem Teil der Beute - erwischt. In der Wohnung der Freundin in Deutschland stießen Polizisten auf einen ähnlich hohen Beuteanteil. In Linz wurde schlussendlich noch die Tante festgenommen. Die drei Frauen sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Auch sie zeigten sich bisher nicht auskunftsbereit.
Die drei Hauptverdächtigen machten bisher keine Angaben zu dem Überfall, Breiteneder rechnet mit einer Anklage Ende April oder Anfang Mai wegen des Verdachts des schweren Raubes. Bei einer Verurteilung drohen bis zu 15 Jahre Haft.