"Es kann nicht sein, dass sich Patienten selbst um einen Arzt bemühen müssen", sagt Ärztekammer-Präsident Niedermoser.
OÖ. Mit Verwunderung und Kopfschütteln nimmt die Ärztekammer für Oberösterreich die kürzlich getätigten Aussagen aus der Politik und von ranghohen Vertretern der Sozialversicherung auf. Einerseits wurde eine Deckelung der Wahlarzt-Honorare gefordert, andererseits sollen „Ärztinnen und Ärzte eine gewisse Anzahl an Kassenpatientinnen übernehmen müssen“, so das Zitat von LH-Stv. Christine Haberlander (ÖVP) in einem aktuellen Interview mit der Kronen Zeitung. „Alleine das Wort „müssen“ stößt bei den Kolleginnen und Kollegen sauer auf“, sagt Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich. „Es macht immer wieder den Eindruck, dass die Wahlärztinnen und Wahlärzte als Sündenböcke für ein Systemversagen im niedergelassenen Bereich herhalten müssen“, so Niedermoser: „Das kann nicht sein und da stellen wir uns schützend vor die Kolleginnen und Kollegen.“
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Allein die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig die Wahlärzte für die Aufrechterhaltung der Versorgung sind. „Wahlärztinnen und Wahlärzte sind versorgungsrelevant. Das ergibt sich einerseits allein aus der Anzahl und andererseits aus den vielen unbesetzten Kassenstellen“, unterstreicht auch Claudia Westreicher, Vizepräsidentin und Wahlarzt-Referentin der OÖ-Ärztekammer. „Wie Mag. Haberlander aber auch richtig anmerkt, kann es nicht sein, dass sich Patientinnen und Patienten selbst um einen Arzt bemühen müssen. Das ist Aufgabe der Kasse“, so Niedermoser.
"Kasse füllt neue Rolle nicht aus"
Daher ruft die OÖ-Ärztekammer einmal mehr zu einem konstruktiven Miteinander mit allen Stakeholdern auf. „Aber seit uns die Bundespolitik weitreichende Kompetenzen rund um den Kassenbereich genommen hat, ist die Kasse noch mehr gefordert“, so die OÖ-Ärztekammer-Spitze. „Diese füllt ihre neue Rolle aber nicht aus und nimmt damit die Verschlechterung des kassenärztlichen Bereichs mutwillig in Kauf“, schießt Niedermoser Richtung ÖGK.