Nach Erdrutsch

Weiter keine Entspannung in Gmunden

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Beim Erdrutsch in Gmunden in Oberösterreich ist Donnerstagabend das Bangen weitergegangen.

Ob für die Bewohner eine Rückkehr in die betroffenen Häuser möglich ist, kann laut Auskunft der Experten nächsten Freitag diskutiert werden. Bis dahin würden fundierte Messergebnisse erwartet, sagten sie in einer Bürgerversammlung. "Gott ist gerade jetzt, in diesen Tagen, besonders nahe", hatte Pfarrer Gerald Geyerhofer zuvor in einem Gottesdienst für die Betroffenen erklärt.

Massenzuwachs unter Kontrolle
Das gespannte Warten der Bewohner hatte kurz nach 20.15 Uhr ein Ende: Michael Schiffer von der Wildbach- und Lawinenverbauung berichtete von verstärkten Bewegungen an der Oberfläche, für die auch die zum Teil starken Niederschläge verantwortlich seien. Bis zu 1,5 Millionen Kubikmeter Geröll seien in Bewegung, man müsse überlegen, wie viel Material abgetragen werden könne. Der Massenzuwachs sei jedenfalls durch die Wasserableitung weitgehend unter Kontrolle, so Schiffer.

Kein "Riesengau"
Der "Gau", dass das Ufer des Traunsees dem Druck nicht mehr standhält, werde "zu 90 Prozent" nicht eintreten, betonte Geotechniker Wolfgang Landrichter. Er erklärte aber gleichzeitig, dass "ein Riesentanker" schwerer zu stoppen sei als "ein kleines Fischerboot" zu halten.

Keine Verschlechterungen
Nichts Neues habe sich bei der Traunsteinstraße am Seeufer ergeben, auch bei den betroffenen Gebäuden seien keine Verschlechterungen eingetreten, berichtete Geologe Peter Baumgartner. Er appellierte dennoch an die Geduld der Anrainer: "In Häusern, die sich bewegen, kann man nicht wohnen." Weitere Aufschlüsse sollten Tiefenbohrungen bringen, die Ausrüstung mit Messinstrumenten wurde für morgen, Freitag, angekündigt.

Man unternehme alles, damit das Gebiet auch in Zukunft bewohnt werden könne, versicherte Bürgermeister Heinz Köppl (V). "Ich glaube, dass das Glas halbvoll und nicht halbleer ist." Er forderte die Bewohner auf, bis nächsten Freitag durchzuhalten.

"Menschen in Angst und Not"
"Es hilft nur das Beten", betonte eine Gmundnerin vor Beginn der Messe. "Nicht wenige Menschen unserer Stadt sind in Angst und Not", sagte Pfarrer Geyerhofer in der nicht weit vom betroffenen Gebiet entfernten Kapuzinerkirche. Abseits der Sensationslust erlebe man aber große Anteilnahme und Hilfsbereitschaft. Beim Gottesdienst wurden Lichter für die Anrainer und die Einsatzkräfte entzündet.

Insgesamt 55 Häuser - darunter zwei Gasthäuser und ein kleiner Bootsbaubetrieb - mussten in den vergangenen Tagen im Gebiet "unterm Stein" evakuiert werden. Rund 100 Personen kamen bei Verwandten und Freunden unter. Die Traunsteinstraße wurde vorübergehend gesperrt, konnte aber Dienstagabend für die betroffenen Anrainer wieder freigegeben werden.

Der Gschliefgraben
Zwischen den beiden Gmundner Hausbergen Grünberg und Traunstein zieht sich der so genannte Gschliefgraben Richtung Traunsee-Ostufer. Vom Gschliefgraben, der sich von rund 850 Meter Seehöhe zum östlichen Ufer des Traunsees erstreckt, ist seit langem bekannt, dass er in Bewegung ist. Im Abstand von 80 bis knapp 100 Jahren werden dort signifikante Hangrutschungen festgestellt. Das letzte Großereignis war 1910. Laut Geologen war das jetzige "Jahrhundertereignis" zwar erwartet worden, allerdings nicht in diesem Ausmaß. In seinem oberen Bereich fängt der Graben jährlich tausende Kubikmeter Gestein auf, das sich bei starken Regenfällen oder durch Felsstürze vom Traunstein löst.

Nun wurde der Druck der Ablagerungen aber so stark, dass sich die Masse auf rund 500 Meter Länge, einer Breite von etwa 100 Metern und bis zu 50 Meter tief talwärts rutscht. Zwischen 250.000 und 500.000 Kubikmeter an Geröll sind bei einer Schubkraft von zirka einer Million Tonnen in Bewegung.

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Gewaltige Erdmasssen bewegen sich

Wohnhäuser am Fuße des Traunsteins wurden evakuiert

Bewohner der evakuierten Häuser, versuchen zu retten, was zu retten ist.