Am Dienstag standen die Verantwortlichen für den Einsturz einer Behelfsbrücke während des Frequency-Festivals im August 2005 vor Gericht.
28 Musikfans wurden damals zum Teil schwer verletzt. Da das Fundament der Gerüstkonstruktion der Witterung nicht stand gehalten hat, mussten sich zwei Mitarbeiter des Veranstalters und der zuständige Brücken-Errichter wegen fahrlässiger Körperverletzung unter besonders gefährlichen Verhältnissen verantworten.
Brücke war nicht für Außenbereich einsetzbar
Die
von einer deutschen Firma hergestellte Brücke sei für den Einsatz im
Außenbereich nicht geeignet gewesen, attestierte ein bautechnisches
Gutachten. Dem verantwortlichen Brückenbauer lastete die Staatsanwaltschaft
an, er hätte die damals herrschenden Witterungsverhältnisse nicht
berücksichtigt und für die Fundierung der vertikalen Fachwerksstäbe keine
wasserbeständigen, verleimten Holzplatten verwendet. Noch dazu sei das
Konstrukt im nassen, lehmigen Boden und an einer steilen Böschung nahe eines
Baches aufgestellt worden.
Ein weiterer Vorwurf gegen den 36-jährigen deutschen Staatsbürger lautete, er hätte die Stahlstützen nicht in der Mitte, sondern am Rand aufgestellt. Die Folge: Unter der Last von Dutzenden Festival-Besuchern krachte die Brücke am zweiten Veranstaltungstag zusammen. Er gehe davon aus, dass auch die Stahlstützen beim Aufbau in der Mitte gestanden seien. Durch die Überbelastung könnten diese verrutscht worden sein, meinte P.. Mit den "branchenüblichen" Holzplatten, die als Unterlage verwendet wurden, habe es nie Probleme gegeben. Auch beim Festival im Jahr davor seien solche verwendet worden, "da hat es an einem Tag 20 Liter pro Quadratmeter geregnet."
Brücke zu 100 Prozent überlastet
Der Brückenbauer Mario
P. aus Sachsen wie auch der 41-jährige Deutsche Christof M. aus Flensburg,
der für die Freigabe der Behelfsbrücke verantwortlich war, bekannten sich
nicht schuldig. Er sei von der deutschen Firma beauftragt worden, eine
Notausgangsbrücke mit einer zulässigen Gesamtlast von 14 Tonnen zu bauen,
sagte P. Da aber kurz vor dem Einsturz ein extremes Gedränge geherrscht
habe, gehe er davon aus, dass eine Belastung von 28 Tonnen entstanden sei.
"Die Brücke war zu 100 Prozent überlastet."
Securitys waren informiert
Seiner Meinung nach hätte der
Veranstalter des Festivals die Verantwortung dafür tragen müssen, dass die
maximale Last von 14 Tonnen nicht überschritten werde, erklärte der
Brückenbauer. Es sei Aufgabe des Security-Personals gewesen, den Zu- und
Abfluss der Menschenmassen zu regeln. Eine Kollege von ihm und er selbst
hätten Mitarbeiter der Security noch vor Veranstaltungsbeginn darüber in
Kenntnis gesetzt, dass es auf der Brücke zu keinem Stau kommen dürfe,
erklärte der 36-Jährige, der als Subunternehmer für die deutsche
Brückenfirma tätig war.
Brücke nicht geprüft
Zudem habe der Statiker die Brücke
gar nicht überprüft, betonte der Verteidiger des Brückenbauers, Kurt
Jelinek. "Mein Mandant hat die Brücke fachgerecht gebaut. Dass die Security
Menschenmassen drüberlässt, dafür kann er nichts." Man habe erst im
Nachhinein erfahren, dass der Statiker die Brücke nicht besichtigt hätte,
betonte auch der Verteidiger von Christof M., Hannes Arnold. M. sei aber von
dessen Wiener Kollegen, dem Zweitbeschuldigten Andreas K.(35), informiert
worden, dass der Statiker die Brücke vor Ort abgenommen hätte. K. wird erst
später dazu einvernommen, weil er auf Grund einer Panne erst eine Stunde
nach Prozessbeginn in den Gerichtssaal kam.
Sowohl der Brückenbauer als auch der Festival-Mitarbeiter aus Flensburg bedauerten den Vorfall "außerordentlich", konnten aber kein Sorgfalt widriges Verhalten und keine Fahrlässigkeit in ihrer Tätigkeit erkennen. Sechs Privatbeteiligtenvertreter schlossen sich dem Verfahren an. Sie forderten Teilschmerzensgeld in der Höhe von 300 bis 2.000 Euro.
Verhandlung vertagt
Auch mehrere Jugendliche, die bei dem
Brückeneinsturz verletzt worden waren, saßen im Saal. Der 21-jährige Michael
Hof aus Schaftlach (Bayern) hatte sich mehrere Bänderrisse am linken
Sprunggelenk zugezogen. "Ich lag einige Tage im Krankenhaus und war ein
halbes Jahr auf Rehabilitation. Der Einsturz war für mich ein entsetzliches
Erlebnis. Ich bin heute noch traumatisiert und möchte gar nicht daran
denken", sagte er vor Verhandlungsbeginn. Der Prozess wurde vertagt.