Grüner Wahlkampf

Vassilakou nennt Häupl "Fernsehprediger"

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Und die FPÖ soll in den "Mistkübel der Geschichte".

Klubobfrau und Spitzenkandidatin Maria Vassilakou hat am Dienstag beim gut einstündigen Wahlauftakt der Wiener Grünen versucht, den Parteifreunden Mut und Euphorie für das Buhlen um Wählerstimmen für den 10. Oktober zu vermitteln. Es sei ein entscheidender und zugegeben schwieriger Wahlkampf, an seinem Ende könnte aber eine "Sensation von österreichischer und europäischer Dimension" stehen, zeigte sich Vassilakou kämpferisch für Rot-Grün: "Wir wären verdammt blöd, wenn wir diese Chance vertun."

"Schluss mit Bescheidenheit"
"Lasst uns Schlussmachen mit Bescheidenheit", appellierte Vassilakou in der Arena 21 des Museumsquartiers vor rund 300 Gästen in ihrer mehr als halbstündigen Rede. Mit den Grünen in der Regierung bestehe die Möglichkeit, in Wien Pionierleistungen europäischen Ausmaßes von der Energie- über die Schul- bis hin zur Sozial- und Bildungspolitik zu schaffen: "Wir kämpfen gegen die Gartenzwergigkeit des Denkens."

Häupl als "Fernsehprediger"
Trotz Kooperationsambitionen mit der SPÖ sparte die Spitzenkandidatin freilich nicht mit Kritik an der Mehrheitsfraktion. Der rote Bürgermeister Michael Häupl sei - wie FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache - ein "Fernsehprediger". Die Grünen würden sich unter anderem darin von den Roten unterscheiden, dass sie für die Zukunft der Stadt arbeiteten und nicht für die Zukunft der eigenen Parteikassen. Außerdem rede man sich nicht auf "beamtete Sachzwänge" aus.

FPÖ "in den Mistkübel der Geschichte"
Die FPÖ wiederum habe in Wien nichts verloren. "Sie gehört dorthin, wo sie am liebsten herumwühlt: in den Mistkübel der Geschichte", so Vassilakou. Als Vizebürgermeisterin werde sie daran arbeiten, dass aus Strache das werde, was er verdiene - "ein würdiger Lugner-Nachfolger in der Societyberichterstattung".

Bezug nahm die Parteichefin auch auf die monatelangen internen Streitigkeiten: "Wenn Mitstreiter den Grünen den Rücken kehren und wir wochenlang eine Soap-Opera haben, ist das nicht gut. Aber wir wissen, dass es am 10. Oktober um viel mehr geht als um persönliche Befindlichkeit. Wir werden kämpfen, und wir werden siegen."

Van der Bellen will 7 Grüne Stadträte
Ex-Bundessprecher Alexander Van der Bellen, der für Wien in vier Wahlkreisen um Vorzugsstimmen buhlt, sah die Wickel offenbar lockerer: "Persönliche Querelen? Vergiss es, na und?!" Man habe nach der Wahl freilich einiges zu besprechen, aber aktuell gelte: "Ich möchte ins Rathaus, Maria Vassilakou als Vizebürgermeisterin und mindestens sieben Stadträte für die Grünen", so der Herr Professor nicht ganz ironiefrei. Wien sei nicht das Privateigentum der SPÖ, kritisierte VdB die von ihm georteten "Verflechtungen von Wirtschaftsbetrieben und Partei". Rot-Grün wäre jedenfalls die energischste Ansage gegen die Freiheitlichen und den "Rechtsextremismus des Herrn Johann Gudenus (hinter Strache FPÖ-Listen-Zweiter)", versicherte Van der Bellen.

Unterstützung zum Auftakt gab es auch von Bundessprecherin Eva Glawischnig, die vorrangig Spitzen gegen die Regierung austeilte. Häupl habe ein Sprechverbot erteilt, während die Regierung gerade das "größte Sparpaket der Zweiten Republik" vorbereite. Die SPÖ mache vor allem eines, "nämlich umfallen", bezog sich Glawischnig auf die jüngste Einigung in Sachen Aufenthaltspflicht für Asylwerber. In einem Punkt seien sich die Koalitionsparteien jedenfalls einig: "Im Wegschauen beim Ernstnehmen und Umdenken des Klimaschutzes." Verbale Schützenhilfe ließ Glawischnig Vassilakou zuteilwerden, die auch stellvertretende Bundessprecherin ist: "Wien braucht politisch denkende und handelnde Menschen - und so ein Mensch ist Maria Vassilakou."

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