Kloster "besetzt"

Aufständische Nonnen: Jetzt soll sogar der Papst schlichten

Der Konflikt um die drei Nonnen, die entgegen den Anweisungen ihres Ordensoberhaupts in das leerstehende Kloster Goldenstein bei Salzburg zurückgekehrt sind, spitzt sich weiter zu – und liegt nun auf höchster kirchlicher Ebene. 

Während österreichische Kirchenvertreter bislang vergeblich versuchten, die Frauen zum Einlenken zu bewegen, soll nun das zuständige Dikasterium im Vatikan entscheiden, wie es weitergeht.

„Die Schwestern müssen der nächsten höheren Stelle, das ist das Dikasterium in Rom, erklären, warum sie den Lösungsvorschlag von Propst Markus Grasl ablehnen“, sagte Harald Schiffl, Sprecher des Reichersberger Propstes, am Samstag zur APA. Von dort aus werde nun über alle weiteren Schritte entschieden: „Als übergeordnete Behörde kann es alle Entscheidungen treffen.“

Anwalt spricht von „Knebelvertrag“

Die drei Chorfrauen hatten am Freitag den Vorschlag des Propstes zurückgewiesen, der ihnen ein „Verbleiben bis auf Weiteres“ im Kloster ermöglicht hätte – allerdings unter einer Reihe strenger Bedingungen. Laut ihrer Sprecherin Christina Wirtenberger lehnten die Schwestern die Vereinbarung „aus juristischen Gründen einstimmig“ ab. Der Anwalt der Nonnen bezeichnete das Dokument gar als „Knebelvertrag“.

Tatsächlich sah der Vorschlag umfassende Einschränkungen vor: Die sofortige Einstellung aller Social-Media- und Medienaktivitäten, ein striktes Einhalten der Klausur, ein Betretungsverbot für ordensfremde Personen im geschlossenen Klosterbereich sowie die Entpflichtung sämtlicher Rechtsanwälte „mit sofortiger Wirkung“. Außerdem sollten sich die Helferinnen aus dem Kloster zurückziehen. Im Gegenzug versprach der Propst organisatorische Unterstützung, etwa bei Pflege, medizinischer Betreuung und baulichen Anpassungen.

Aufständische Nonnen: Jetzt soll sogar der Papst schlichten
© APA

Kritik an fehlender Verbindlichkeit

Die Nonnen und ihre Unterstützerinnen erklärten in einer Aussendung, der Vorschlag sei „einseitig“ und ohne Rücksprache erstellt worden. Zudem enthalte er „keinerlei rechtsverbindliche Zusagen“ des Stiftes Reichersberg oder der Erzdiözese Salzburg. Der Passus, man dürfe im Kloster bleiben, gelte nur „bis auf Weiteres“ und sei daher „juristisch wertlos“.

Schiffl widersprach: „Das heißt, dass die Schwestern dort wohnen bleiben dürfen, so lange, bis nicht mehr gewährleistet ist, dass sie gut gepflegt werden können.“ Im Bedarfsfall solle ein Platz im nahegelegenen Pflegeheim Elsbethen organisiert werden.

Fall erregt internationales Aufsehen

Der Konflikt schwelt seit Monaten und hat weit über Österreich hinaus mediale Aufmerksamkeit erzeugt. Die drei Nonnen waren nach gesundheitlichen Problemen Ende 2023 aus Goldenstein in eine Seniorenresidenz übersiedelt worden – nach Angaben der Frauen gegen ihren Willen. Anfang September kehrten sie unerlaubt in das ehemalige Schulkloster zurück und leben seither mit Unterstützung früherer Schülerinnen dort. „Wir gehen nicht mehr weg“, hatten sie zuletzt mehrfach betont.

Mittlerweile liegt die Causa beim Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens. „Rom wird sich darum kümmern und sagen, was zu tun ist“, sagte Schiffl. Die drei Nonnen erklärten unterdessen, sie seien grundsätzlich bereit, eine Vereinbarung zu schließen – allerdings nur, wenn Kirche und Stift „endlich das Gespräch mit den Betroffenen selbst suchen“ und eine „gerechte, rechtskonforme und einvernehmliche Lösung“ möglich sei.

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