Seit das Umweltgift HCB in Milch und Fleisch gefunden wurde, gehen die Wogen hoch.
Der Skandal um das Umweltgift HCB hält Kärnten seit Ende November und nun auch ganz Österreich in Atem: Die Menschen fragen sich, wie es sein konnte, dass die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) - eine Einrichtung von Gesundheitsund Landwirtschaftsministerium -bereits im März HCB in Milch aus Kärnten fand, aber über Monate lang keine Maßnahmen einleitete.
Schuldzuweisungen. Seit dieses Detail am Donnerstag bekannt wurde, ergehen sich Wien und Kärnten in gegenseitigen Schuldzuweisungen - niemand fühlte sich dafür zuständig, die Bürger zu informieren.
Wütende Bürger. Am Freitagabend stellten sich die Kärntner Politiker den Fragen von 1.000 wütenden Bürgern aus dem vergifteten Görtschitztal. Der Tenor: Alles halb so schlimm, eine Gesundheitsgefährdung sei auszuschließen.
Zahlenspiele. Allerdings gibt es völlig widersprüchliche Angaben darüber, wie viel Gift in die Umwelt gelangte: Das Wietersdorfer Zementwerk spricht von "25 bis 30 Kilogramm", Umwelt-Landesrat Rolf Holub (Grüne) von bis zu 900 Kilogramm.
Das Problem an HCB: Es kann in der Natur praktisch nicht abgebaut werden und lagert sich beim Menschen im Fettgewebe ab. Und es ist längst nicht das einzige Gift in unseren Lebensmitteln.
Giftige Substanzen lauern in jedem Essen
"In jedem Essen können Gefahrenstoffe lauern, obwohl die Qualität der Lebensmittel in Österreich sehr hoch ist", so Umwelttechniker Herwig Schuster von Greenpeace. Der HCB-Skandal sei eine Ausnahme, aber: Wer regelmäßig Lebensmittel konsumiert, in denen die Grenzwerte von Chemikalien überschritten sind, muss im schlimmsten Fall mit gesundheitlichen Folgeschäden rechnen.
ÖSTERREICH hat zusammen mit Greenpeace eine Liste der möglichen Gefahrenherde im Essen erstellt:
Acrylamid: Chips, Pommes, Bratkartoffeln, Knäckebrot
Wo: Der gefährliche Stoff entsteht vorwiegend beim Erhitzen und kann in Chips, Pommes und Bratkartoffeln auftauchen. Folge: Kann Krebs erzeugen sowie Gene und Nerven schädigen. Tipp: So selten wie möglich zu diesen Speisen greifen.
Nitrat/Nitrit: In Rucola und Spinat bzw. Fleisch, Salami
Wo: Rucola, Spinat, Mangold oder Rote Bete sind Nitratsammler. Bakterien könnten Nitrate in gefährliches Nitrit umwandeln. Dieser Giftstoff steckt in Fleisch, Salami oder rohem Schinken. Folge: Beide Stoffe beeinträchtigen den Transport von Sauerstoff im Blut, das kann lebensgefährlich werden. Tipp: Schuster: "Spinat soll nicht aufgewärmt werden."
Benzpyren: Gefährlicher Stoff entsteht beim Grillen
Wo: Die giftige Substanz entsteht beim Grillen. Je mehr Rauch, desto gefährlicher. Folge: Der Stoff gilt als extrem krebserregend, dunkle Fleischkrusten und Würstchen, verbrannte Brote sind seine Träger. Tipp: "Ich rate, gegrilltes Fleisch erst vor dem Verzehr zu salzen, weil das Chlor enthält", so Schuster.
Schimmelpilz: In Käse und vielen Arten von Nüssen
Wo: Kommt in Käse und Nussarten vor, sehr konzentriert in Pistazien. Folge: Leber- und Nierenschäden, erhöhtes Krebsrisiko. Tipp: Schimmel-Ware und faule Nüsse wegwerfen.
Quecksilber, Blei &Co.: In Innereien und Fisch
Wo: Quecksilber, Blei und Arsen sind hauptsächlich in Innereien sowie Fischen aus unsauberen Gewässern versteckt. Folge: Kopfschmerzen, Zahnfleischentzündungen. Tipp: "Schwermetalle können sich im Körper anreichern", so Schuster.
Pestizide: In Obst & Gemüse, schädigen Nieren
Wo: Pestizide sind in Obst, Gemüse, Getreide und Gewürzen. Folge: Muskelzittern und Nierenstörungen. Tipp: "Ware aus südlichen Ländern ist problematisch, weil sie vielen Pestiziden ausgesetzt ist", so Schuster.