Der iranische Vater und seine Tochter Shagojag dürfen trotz positivem Abschiebungsbescheid vom letzten Jahr Weihnachten in Österreich feiern.
"Ich finde, man kann weniger essen, weniger trinken, weniger Kleidung haben - aber ohne Freunde, das geht nicht." Davon ist Rasul Sharifi nun überzeugt. Der 37-Jährige flüchtete 2000 mit seiner Tochter Shagojag, genannt Shagi, aus dem Iran, die Familie lebt seither in Leoben. Im Vorjahr dann der Schock: Die beiden sollten abgeschoben werden. Eine große Welle der Solidarität über Partei- und Landesgrenzen hinweg schaffte das schier Unmögliche - die beiden durften bleiben. Einem traurigen Weihnachten folgt heuer die Freude auf ein schönes Fest mit Freunden.
"Wir hatten schon die Sachen gepackt"
"Wenn ich an
Weihnachten voriges Jahr denke, das war eine harte Zeit", erinnert sich
Rasul in einer Sitzecke im Bundes- und Bundesrealgymnasium Leoben 1. Shagi
nickt: "Man kann diese Angst nicht beschreiben. Es ist schlimmer als alles
andere auf der Welt. Wir hatten schon die Sachen gepackt." Dann läuft eine
riesige Unterstützungswelle an, Stimmen aus Österreich, Deutschland und
sogar Texas werden laut, die für die Familie kämpfen: "Es war hoffnungslos -
aber zugleich wunderbar: Alle haben geholfen", sagt Rasul und scheint davon
immer noch ein wenig überwältigt. "Dass wir nach Leoben gekommen sind, war
Schicksal."
Bessere Noten in der Schule
Als ihnen nach langem Bangen im Mai
2007 telefonisch die gute Nachricht vom Verbleib in Österreich vom
Rechtsanwaltsbüro mitgeteilt wird, weiß der Vater gar nicht, ob er lachen
oder weinen soll. Die Tochter könne sich wieder auf die Schule konzentrieren
und habe wieder bessere Noten - viel bessere, setzt Shagi noch einmal nach,
die mittlerweile die 6B-Klasse besucht.
Freude über die Arbeit
Auch für Rasul ändert sich mit dem
positiven Bescheid einiges: "Ich durfte arbeiten - nach sechseinhalb Jahren.
Und ich habe zwei Wochen lang mindestens zehnmal am Tag unsere Reisepässe
herausgenommen und angeschaut. Ich war so stolz", berichtet der Vater, der
einige Zeit bei AT&S gearbeitet hat. "Das war ein guter Job. Leider habe ich
eine Allergie bekommen." Als es so schlimm wird, dass er deswegen ins
Krankenhaus muss, gibt er den Arbeitsplatz schließlich auf. Nun macht der
37-Jährige eine Schulung am bfi, arbeitet nebenbei hin und wieder in einem
Lokal.
Tochter: "Will Menschen helfen"
"Es ist ein Geschenk
von Gott gewesen, dass die Menschen für uns auf die Straße gegangen sind",
meint Rasul Sharifi. Was man sich für die Zukunft wünscht? "Gesundheit, das
ist das Wichtigste", beginnt Rasul. Eine weitere Ausbildung wäre auch nicht
schlecht. "Ich will die Matura machen und Chirurgie oder Psychologie
studieren - und ich will Menschen in schwierigen Situationen helfen. Egal,
ob nur durch reden oder finanziell", erklärt Tochter Shagi. Und dann kommt
doch noch ein nur allzu menschlicher Wunsch: "Vielleicht, nächstes Jahr,
eine Woche Urlaub am Strand." Bisher habe man noch nie Urlaub gemacht,
erzählt Shagi. Auf die Frage nach dem "Wohin?" eine kurze Pause - dann
schleicht ein breites Lächeln auf Rasuls Gesicht: "Vielleicht Italien - aber
dieses Mal freiwillig."