Mit Fußfessel:

Wirbel um Kartnig in der Oper

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Häftling Kartnig ging mit Fußfessel in die Oper – die Justiz fragte nicht genau nach.

Ermahnung, Verweis und im Wiederholungsfall Verlust der Fußfessel und Gefängnis: Die Justiz griff nach dem umstrittenen Opern-Besuch von Ex-Sturm-Graz-Präsident Hannes Kartnig im Rahmen der Gesetze durch. Wie berichtet, hat der 63-Jährige während eines Ausgangs die Premiere der Oper Tosca besucht – was nicht erlaubt war. Vollzugsdirektor Peter Prechtl zu ÖSTERREICH: „Wir haben ihn vor Beginn des elektronischen Hausarrests darauf hingewiesen, dass er keine öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen besuchen darf.“

Kartnig: "Werde künftig Anweisungen befolgen"
Kartnig trickste die Justiz – bewusst oder unbewusst – aus. Er suchte um Ausgang wegen „Pflege familiärer Verhältnisse“ an, womit Familienfeiern gemeint sind. Stattdessen ging er während des genehmigten 12-Stunden-Ausgangs mit Gattin und Freunden in die Oper – mit GPS-Fußfessel am Körper. Der verurteilte Kartnig, offiziell Häftling der Justizanstalt Graz-Jakomini, ist sich keiner Schuld bewusst: „Ich habe rechtlich gegen nichts verstoßen. Ich werde mich aber in Zukunft an alle Anweisungen halten.“

Der Fall hat aber weitreichende Folgen: Vollzugsdirektor Prechl kündigt gegenüber ÖSTERREICH an, dass Kartnigs künftige Anträge über Ausgänge und auch die anderer Häftlinge viel genauer geprüft werden. „Wir werden jetzt einfach viel mehr nachfragen.“

J. Prüller

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Urteil im Kartnig-Prozess

Stronach als Zeuge im Kartnig-Prozess

Hannes Kartnig vor Gericht

Ein Bild aus besseren Zeiten: Hannes Kartnig bei der Premiere der Opern-Komödie "Giudetta" im Jahre 2003. Er zieht genüsslich an einer Zigarre.

Hannes Kartnig trifft bei Gericht ein. Es ist ein kühler Vormittag in Graz.

Er wirkt sichtlich bedrückt, als er das Justizgebäude betritt.

Auf Schritt und Tritt wird er von Medienvertretern begleitet.

Der Rummel um den Prozess ist groß. Kartnig nimmt auf der Anklagebank Platz.

Der steirische Unternehmer will sich nichtsdestotrotz selbstbewusst geben und heute "Tacheles reden".

Die Anschuldigungen wiegen schwer. Im Falle eines Schuldspruchs drohen dem 59-Jährigen bis zu 10 Jahre Haft.

Am Ende des Prozesses wird Richter Karl Buchgraber das Urteil verkünden.

Staatsanwalt Johannes Winklhofer wird Angeklagte und Zeugen in die Mangel nehmen.

Kartnig ist gerüstet und sieht sich von ehemaligen Funktionärsfreunden verfolgt: "Die wollen sich an mir abputzen", sagt er.

Auch bei Gericht ist der Businessman viel beschäftigt.

Und das, obwohl er nach seinem tiefen Fall im Fußball mit dem Rücken zur Wand steht. Steuerhinterziehung hat er bereits gestanden - doch mehr soll nicht gewesen sein.

Der Prozess wird wohl mehrere Monate dauern.

Währenddessen heißt es: Gespannt warten auf das Urteil.