Frau, die schwere Vorwürfe gegen Geistliche erhebt, überlebte knapp.
Jene heute 45-jährige Frau, die gegen mehrere Geistliche Anzeige u.a. wegen sexueller Nötigung erstattet hatte, hat laut der Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt am vergangenen Donnerstag einen Selbstmordversuch unternommen und nur knapp überlebt. Auslöser dafür sei die offizielle kirchliche Reaktion auf die Zurücklegung der Anzeige gewesen.
Die Frau hatte gegen hochrangige Kirchenvertreter Anzeige erstattet, darunter gegen den Nationaldirektor des Päpstlichen Missionswerkes "Missio" in Österreich, Leo Maasburg, wegen des Vorwurfs der sexuellen Nötigung sowie gegen einen Tiroler Pater wegen Missbrauchs. Maasburg hatte die Anschuldigungen vehement zurückgewiesen. Der Tiroler Pater hat ein bereits erfolgtes Schuldeingeständnis später offiziell widerrufen. Auch gegen Kardinal Christoph Schönborn wurde Anzeige erstattet, da dieser seit 1994 in seiner Zeit als Weihbischof von den Vorfällen informiert gewesen sein soll. Ein Sprecher des Kardinals wehrte sich ebenfalls gegen diese Darstellung, es habe sich um ein Beichtgespräch gehandelt.
Psychische Erkrankung
Maasburg hatte u.a. auch mit einem Gutachten des Grazer Psychiaters Peter Hofmann argumentiert, der bei der Frau eine psychische Erkrankung und eine "emotional instabile Persönlichkeit (Borderline)" diagnostiziert hatte. Sowohl ein Experte als auch Patientenanwalt Gerald Bachinger äußerten Zweifel an der Wissenschaftlichkeit des Gutachtens, da es sich um eine Ferndiagnose ohne persönliche Untersuchung gehandelt habe. Psychiater Hofmann gab daraufhin seine Mitgliedschaft in der Gesellschaft für Psychiatrie auf - sein Austritt könne aber "nicht als Eingeständnis eines unprofessionellen, unethischen oder sonst unehrenhaften" Verhaltens interpretiert werden.
Am Donnerstag hatte schließlich die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen alle drei Geistlichen eingestellt, im Fall Maasburgs seien die Vorwürfe bereits verjährt gewesen und zudem sei auch der Tatbestand der sexuellen Nötigung nicht objektiv erfüllt, argumentierte die Staatsanwaltschaft. Auch im Falle Schönborns und des Tiroler Paters wurde die Anzeige nicht weiter verfolgt.
Abschiedsbrief
In einem Abschiedsbrief habe die Frau die Vorwürfe gegen Maasburg bekräftigt, ebenso an Kardinal Schönborn, erklärte die Plattform am Sonntag. Der Klasnic-Kommission danke sie für die Therapie, aber "dass sie dann nicht weiter zu mir gestanden sind, ist traurig", wird die Frau in der Aussendung zitiert. Weiters bedankte sich die Frau demnach bei dem Tiroler Franziskanerpater, der ein Schuldeingeständnis verfasst und sich entschuldigt hatte, auch wenn er dann seine Entschuldigung später wieder zurückgenommen habe.