Spur der Verwüstung

Wieder Toter durch schwere Unwetter

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Die schweren Gewitter nach der Hitze sorgten für Chaos und Sachschäden. Mindestens eine Woche lang herrscht jetzt Unwettergefahr. Im Wechselgebiet starb ein Autolenker in den Wassermassen.

Entwurzelte Bäume, überflutete Keller und sogar zwei Todesopfer – die Bilanz der Unwetter vom Wochenende sind verheerend. Nach dem Hitzerekord von bis zu 35,6 Grad zog die Gewitterlinie eine Spur der Verwüstung durchs Land. Auch am Sonntag gab es schwere Unwetter, vor allem im Süden. ZAMG-Experte Christian Csekits: "Die Gewitter waren in dieser Stärke und mit orkanartigen Stürmen außergewöhnlich.“

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Jugendliche von Blitz getroffen
Vier Jugendliche sind am Sonntag in Eberstalzell (Bezirk Wels-Land) in Oberösterreich durch einen Blitzschlag verletzt worden, während sie bei einem Maibaumklettern Getränke ausschenkten. Die übrigen Besucher der Veranstaltung blieben unverletzt. Das teilte die Sicherheitsdirektion am Montag mit.

Die Jugendlichen - drei sind 15, einer 20 Jahre alt - erlitten einen Stromschlag, als in unmittelbarer Nähe der Bar ein Blitz einschlug. Sie mussten ins Spital gebracht werden. Nach dem Einschlag fiel der Strom aus, Sachschäden dürfte es nicht gegeben haben.

NÖ: Wasser reißt Pkw mit - Insasse tot
Nach Starkregen und Gewittern, die am Sonntagabend vor allem in Oberösterreich Überflutungen und Vermurungen zur Folge hatten, gab es am Montag in den Mittagsstunden im steirisch-niederösterreichischen Grenzraum heftige Unwetter, die im Wechselgebiet zu Überschwemmungen führten und ein Todesopfer forderten: Auf einen Park&Ride-Platz an der Südautobahn (A2) auf der steirischen Seite des Wechsel ging eine Sturzflut nieder, die eine Frau in ihrem Auto mitriss. Die etwa 60-Jährige konnte nur noch tot aus dem Wagen mit niederösterreichischem Kennzeichen geborgen werden. Insgesamt wurden rund 20 Fahrzeuge mitgerissen.

93-Jähriger gerettet
In der in den Mittagsstunden von einem schweren Unwetter getroffenen Gemeinde Zöbern im niederösterreichischen Wechselgebiet ist am Montagnachmittag ein 93-Jähriger aus einem Bach gerettet worden. Er war nach Angaben von "144 - Notruf NÖ" zwar stark unterkühlt, aber äußerlich unverletzt. Der Mann wurde vom Notarzthubschrauber "Christophorus 3" ins Landesklinikum Neunkirchen geflogen.

Unwetter im Pinkatal
An der Autobahn-Auffahrt in Schäffernsteg (Bezirk Hartberg), wo die Pinka, der Lafnitzbach und der Schäffernerbach aufeinandertreffen, kam es zu massiven Überschwemmungen. Gegen 13.00 Uhr hatte sich eine Gewitterzelle über dem Hochwechsel gebildet, wenig später ging Starkregen über dem Pinkatal nieder, Bäche schwollen an. Durch die Wassermassen waren Industrie-und Gewerbebetriebe sowie Privatobjekte betroffen.

Die Wechselbundesstraße (B54), die L423 und die LB63 in der Steiermark und im Burgenland waren gesperrt. Auch die Autobahnausfahrt Pinggau-Friedberg war bis in den Nachmittag hinein nicht benutzbar. Auf der A2 bildet sich in Fahrtrichtung Graz ab der Abfahrt Friedberg ein Stau zurück bis Zöbern.

Bach trat über die Ufer
Auf der niederösterreichischen Seite des Wechsel wurde die Gemeinde Zöbern (Bezirk Neunkirchen) schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Zöbernbach sei über die Ufer getreten und habe massive Überschwemmungen verursacht, berichtete Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Huber. Darüber hinaus sorgte ein Hangrutsch für die Gefährdung von vier Häusern. Eine Garage stürzte ein und begrub ein Auto unter sich.

Huber zufolge wurde der landesgeologische Dienst angefordert. Laut Landesfeuerwehrkommando traf ein Experte bereits in den Nachmittagsstunden in der Wechsel-Gemeinde ein und nahm die Untersuchung des völlig aufgeschwemmten Erdreiches auf. Um das Wasser teilweise abzuleiten, wurden als Erstmaßnahme mehrere Drainagen in den Hang geschlagen.

Elf Feuerwehren mit etwa 140 Mann rückten im Bezirk Neunkirchen aus. Die Helfer mussten überflutete Keller auspumpen und verschlammte Straßen wieder freimachen. Der Sportplatz von Zöbern wurde von einer 30 Zentimeter hohen Schlammlawine überrollt. Die Straßenverbindungen aus Aspang und Krumbach waren gesperrt. Vom Unwetter betroffen waren außerdem Tauchen und Aspang. Dort kam es ebenfalls zu Überschwemmungen. Es wurde davon ausgegangen, dass die Aufräumarbeiten zumindest bis in die Nachtstunden dauern würden.

Chaos in Wiener Neustadt
Auch im Bezirk Wiener Neustadt gab es witterungsbedingte Einsätze. Laut Abschnittskommandant Franz Pichler war der Zöbernbach binnen 45 Minuten um etwa 2,5 Meter angestiegen. Im Raum Krumbach standen vier Feuerwehren mit etwa 60 Mann im Unwettereinsatz. Es waren Sicherungs-und Aufräumarbeiten durchzuführen. Eine nach einem Unwetter Ende Mai in der Region errichtete Behelfsbrücke wurde laut Pichler unbefahrbar. Die Feuerwehr hatte zwischenzeitlich alle Übergänge - Brücken wie Stege - über den Zöbernbach gesperrt.

Land unter in Oberösterreich
Starkregen und Gewitter haben die Feuerwehren in Oberösterreich am Sonntagabend auf Trab gehalten. Sie mussten rund 120 Mal ausrücken. Hunderte Mann standen im Einsatz. In Kremsmünster (Bezirk Kirchdorf) wurde ein Haus bereits zum dritten Mal in diesem Jahr vermurt.

Allein zwischen 17.30 und 20.00 Uhr gingen 113 Notrufe ein. Beinahe alle Einsätze waren unwetterbedingt. Großteils mussten Keller ausgepumpt, Straßen gesäubert und beschädigte Dächer abgedichtet werden. Die räumlichen Schwerpunkte lagen in den Bezirken Kirchdorf und Steyr-Land, im Linzer Umland sowie im Mühlviertel.

Murenabgang in Salzburg
In Kremsmünster wurde ein Haus bereits zum dritten Mal in diesem Jahr durch eine oberhalb gelegene Wiese vermurt. Am Sonntagabend war das Ausmaß der Zerstörung aber noch größer als bei den beiden ersten Malen. Weil diesmal mehr Wasser und Schlamm abgingen, wurden auch noch weiter unten liegende Gärten verwüstet.

Auf die Felbertauernstraße ist am Sonntagabend im Gemeindegebiet von Mittersill (Pinzgau) eine Mure niedergegangen, wodurch die Fahrbahn leicht verschüttet wurde. Der untere Schrottgraben wurde aufgrund der starken Regenfälle zu einem Wildbach. Verletzt wurde niemand. Die Felbertauernstraße war für zwei Stunden nur erschwert passierbar, teilte die Polizei mit.

Der Wildbach trat über die Böschung, Stein- und Erdreich gelangte auf die Fahrbahn der Felbertauernstraße und verlegte den talwärts führenden Fahrstreifen auf einer Länge von ca. 30 Metern. Die Feuerwehr Mittersill rückte mit fünf Fahrzeugen und 30 Mann aus. Die Fahrbahn wurde vom Straßendienst und der Feuerwehr mit Radlader und Schaufeln gereinigt.

Überschwemmungen in der Steiermark
Das Unwetter hat im Bezirk Weiz Schäden angerichtet. In Arzberg trat ein Bach über die Ufer und überschwemmte eine Landesstraße, ebenso in St. Kathrein am Offenegg. Bei Eibisberg verlegt eine Mure eine Gemeindestraße. Feuerwehren und die Straßenmeisterei Weiz waren noch am Montag mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Verletzt wurde niemand.

In den Abendstunden gingen im Bereich des Passailer Kessels Unwetter mit starken Regen nieder. Besonders betroffen waren die Gemeinden Arzberg und St. Kathrein am Offenegg. In Arzberg trat die Moder aus den Ufern und überschwemmte die L357 zwischen der B64 und der Ortschaft Arzberg. Im Gemeindegebiet von St. Kathrein wurde die L353 an mehreren Stellen überflutet bzw. von einer Mure verlegt. Zwischen der L353 und Eibisberg im Bereich des sogenannten Thalgrabens verlegte ein Erdrutsch die Gemeindestraße.

Vorgeschmack auf Sommer
Laut Meteorologie-Experten war all das nur ein Vorgeschmack auf diesen Sommer. Die fatale Mischung aus heißen und feuchten Luftschichten wird weiter anhalten – extreme Wetterlagen wie am Samstag werden sich häufen:

Schwere Schäden in Tirol.
Nach einem wunderschönen Sommertag bildeten sich die ersten Gewitter in Nord- und Osttirol. Es regnet heftig mit starkem Sturm. Im Zillertal werden mehrere Bäume entwurzelt.

„Höllische Zustände“ in OÖ: Die Gewitter erreichen Salzburg und Oberösterreich. Das Gebiet um Linz ist am schlimmsten betroffen. „Es herrschen höllische Zustände“, sagt die Feuerwehr. Zwei Stunden halten die Gewitter Hunderte Einsatzkräfte in Atem. In Neuhofen ertrinkt ein 15-Jähriger in der Krems.

Unwetter-Warnungen auf Ihr Handy!

Unwetter in Wien.
Heftige Unwetter gehen über Wien nieder. Stühle und Tische in den City-Schanigärten werden mitgerissen, auf der Hohen Warte misst die ZAMG Windspitzen von bis zu 126 km/h, am Kanzlerfest herrscht kurz Chaos. Durch den starken Wind kracht in Wien-Favoriten ein 60 Meter langes Gerüst in sich zusammen – Autos sind kaputt. In Stockerau schüttet es wie aus Kübeln – 19 Liter pro Quadratmeter in nur einer Stunde.

Nova Rock unterbrochen.
Der Himmel über dem Rockfestival zieht sich zusammen. Wegen Sturms wird das Festival unterbrochen. Eine Stunde später Entwarnung. Die Gewitter ziehen weiter, die Fans haben vorerst Glück.

Unwetter-Gefahr bleibt.
Die Unwetter bleiben uns erhalten – weil es weniger heiß ist, könnten sie in den nächsten sieben Tagen aber weniger heftig ausfallen. Csekits: „Die Prognose für die nächsten Tage sieht nicht gut aus.“

 

Robert (15) ertrank in reißendem Kremsfluss

Das Unwetter forderte ein Todesopfer: Ein 15-Jähriger ist am Samstag in OÖ nach einem Sprung in den reißenden Fluss in die Tiefe ertrunken.

Jugendlicher Übermut kostete Robert F. am Wochenende das Leben – das tragische Ende eines ausgelassenen Badenachmittags einer Clique. Der 15-Jährige hatte sich mit seinen Freunden nach einem schweren Unwetter, das über weite Teile OÖs zog, wieder am beliebten Badeplatz getroffen. Die sintflutartigen Regenfälle hatten die Krems bei Neuhofen (Oberösterreich) zu einem reißenden Fluss anschwellen lassen.

Wasserwalze.
Das hielt Robert F. und seinen 13-jährigen Freund Michael O. nicht ab, wie so oft bei Normalwasser vom Turm der Wehranlage in die Krems zu springen. Hand in Hand hüpften sie gegen 21.30 Uhr ins Wasser. Der 13-Jährige wurde von einer Wasserwalze erfasst und drei Mal in die Tiefe gezogen. Er konnte sich aus eigener Kraft ans Ufer retten.

Abgetrieben.
Robert F. tauchte jedoch nicht mehr auf. Seine besorgten Freunde alarmierten die Rettungskräfte. „Als wir eintrafen, standen die Jugendlichen völlig aufgelöst am Ufer, ihr Freund war im Wasser verschwunden“, berichtet Andreas Schnabl von der Feuerwehr Neuhofen. Ein Großeinsatz wurde ausgelöst, sechs Feuerwehren und Taucher beteiligten sich an der Suche.

Robert F. konnte jedoch erst sieben Kilometer weiter im reißenden Fluss entdeckt werden. Er war über mehrere Stauanlagen abgetrieben worden. Taucher bargen den Schüler. Jede Hilfe kam jedoch für den 15-Jährigen zu spät.

Die Familie des Opfers und seine Freunde mussten vom Kriseninterventionsteam betreut werden.

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