Wegen Pressekonferenz

Konfrontation zwischen FPÖ und ORF

Teilen

Die FPÖ reitet heftige Verbalattacken, der ORF zeigt sich empört.

FPÖ und ORF auf Konfrontationskurs: Die Wiener Blauen haben sich am Freitag erbost gezeigt, weil das Wiener ORF-Landesstudio nicht über eine FPÖ-Pressekonferenz berichtet hat, in der vor einer Einrichtung für psychisch kranke Rechtsbrecher gewarnt worden war. Landesparteisekretär Hans-Jörg Jenewein ortete einen "Mörderhaus-Maulkorb" und attackierte den Chefredakteur des Wiener Landesstudios, Paul Tesarek. Vom ORF wurde die Kritik postwendend "auf das Schärfste" zurückgewiesen.

Heftige Verbalattacken der FPÖ gegen ORF-Wien-Chefredakteur
"Es ist unfassbar, wie die Roten Paul Tesarek an der Leine herumführen dürfen", zeigte sich Jenewein empört. Bei der gestrigen PK (mit dem Wiener Klubobmann Johann Gudenus, Anm.) sei ein Kamerateam anwesend gewesen, Tesarek habe den für "Wien heute" geplanten Beitrag dann aber streichen lassen. "Offenbar hat der ORF dank der Zwangsgebühren noch immer Geld genug, um Kamerateams quer durch die Stadt zu schicken und die Beiträge dann nicht zu bringen", befand der FP-Politiker. Jenewein bezeichnete Tesarek als "Pseudo-Journalisten", der in Wahrheit "nur ein Werkzeug der Wiener Sozialisten" sei. "Der ORF braucht richtige Journalisten, nicht willfährige Parteisoldaten. Die Tage des Herrn Tesarek sind gezählt", prophezeite Jenewein in seiner Aussendung.

ORF-Generaldirektor Wrabetz über Vorwürfe und Wortwahl empört
Die Reaktion des ORF ließ nicht lange auf sich warten. Generaldirektor Alexander Wrabetz wies persönlich die Anschuldigungen "auf das Schärfste" zurück: "Die in einer heutigen FPÖ-Aussendung gewählten Worte überschreiten nicht nur bei weitem jedes Maß an zulässiger Kritik, sondern stellen mit der unverhohlenen Drohung eine neue erschreckende Dimension der versuchten Einflussnahme auf journalistische Arbeit dar. Von derartigen Drohungen werden sich weder der ORF noch einzelne Redakteure einschüchtern lassen und auch in Zukunft den Weg der objektiven und unabhängigen Information fortsetzen", versicherte der ORF-Chef in einer Aussendung.

ORF-Redakteuersrat erbost
Auch der ORF-Redakteursrat konterte: Unverhohlen bedroht zu werden, sei selbst aus "dieser Ecke" etwas Neues, hieß es. Was eine Geschichte sei und was keine, werde im ORF von den Journalisten entschieden und nicht von Parteisekretären. Die Beschimpfung sowie die Bedrohung Tesareks seien "völlig inakzeptabel". Indirekt wird der Rücktritt Jeneweins - er ist seit vergangenem Jahr auch Bundesrat - verlangt: "Ein Mandatar, der einen Journalisten offen bedroht, ist in einer demokratischen Gesellschaft untragbar. Da sind Konsequenzen gefordert."

Wiener SPÖ spricht von "Skandal ersten Ranges"
Der Landesparteisekretär der Wiener SPÖ, Christian Deutsch, kritisierte den Versuch, Journalisten mundtot zu machen bzw. die Unabhängigkeit des ORF schlecht zu reden. "Die heutigen Äußerungen des freiheitlichen Landesparteisekretär Jenewein sind ein Skandal ersten Ranges", befand er in einer Aussendung. Es könne nicht sein, dass Journalisten mit "blauer Hetze" zum Schweigen gebracht werden sollten. Zwischen der FPÖ und dem ORF sei offenbar eine "neue Eskalationsstufe" erreicht worden, meinte der SPÖ-Politiker.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.