Am Montag wird Karl Nehammer als neuer Kanzler angeklobt – so tickt der Neue.
Wien. Der Mann musste schon einiges aushalten: Ö3-Comedian Gernot Kulis etwa machte ihn zum „Schmähhammer“, das nahm er mit Humor. Manchmal ist Karl Nehammer aber selbst schuld – als er sich etwa als „Flex“ stilisierte, die Infektionsketten durchschneiden wolle, gab’s jede Menge Spott. Er wird es als Profi verkraften. Doch wie tickt der neue Kanzler wirklich? Hier die wichtigsten Nehammer-„Geheimnisse“:
1. ÖVP bis in die Knochen. Mehr Schwarz geht nicht mehr. Der inzwischen 49-Jährige stammt nicht nur aus einem ÖVP-Elternhaus, als er für den damaligen ÖVP-Chef Alois Mock auf die Straße ging und Flyer verteilte, war er gerade mal 14 Jahre alt.
2. Name des Kriegsgottes. In Gegensatz zu Schüssel und Kurz ist Nehammer (wie Spindelegger und Mitterlehner) CV-Mitglied. Spitzname laut profil: „Mars“, das wäre der römische Kriegsgott.
3. Offizier und Trainer. Nehammer ist Offizier – und studierter Kommunikationstrainer. Einer seiner Lehrer: Polit-Guru Peter Filzmaier.
4. Sein Chef wird Minister. Obwohl Wiener (und derzeit Hietzinger Bezirksobmann), startete Nehammer seine Polit-Karriere in der nö. ÖVP als Kommunikationstrainer. Sein Chef dort: Gerhard Karner – den er jetzt zum Innenminister machte.
5. Polit-Start mit Schlappe. Der umtriebige Partei-Trainer aus NÖ startete seine Bundes-Karriere übrigens mit einer satten Niederlage: 2016 war er Manager im Hofburgwahlkampf von Andreas Khol. So konnte es nicht weitergehen – die Folge war der Kurz-Aufstieg.
6. Schwiegersohn einer TV-Legende. Verheiratet ist er mit Katharina Nehammer, die ihm in Corona-Zeiten schon mal die Haare schneidet. Sie ist die Tochter von Aktenzeichen-XY-Moderator Peter Nidetzky. Das Paar hat zwei Kinder.
7. Förderer Sobotka. Bis heute ist Nehammers Familie fest in der ÖVP verwurzelt. Ehefrau Katharina arbeitete zuletzt für Klaudia Tanner, davor für Wolfgang Sobotka. Der war ein großer Förderer von Nehammer.
8. Asyl-Hardliner … Im Auftrag von Kurz fuhr er einen harten Asylkurs, und schockte die Grünen mit Abschiebungen von Schulmädchen. Nehammers 1. Ansage war denn auch: Die harte Zuwanderungslinie bleibt.
9. … und Grünen-Flüsterer. Bei den Grünen ist trotzdem kein böses Wort über Nehammer zu hören. Nach der Abschiebe-Causa habe man sich ausgesprochen, so Werner Kogler. Nehammer seinerseits lobt den Koalitionspartner bei jeder Gelegenheit. Sogar mit dem in der ÖVP verhassten Rudolf Anschober soll er eine gute Gesprächsbasis gehabt haben.
10. Noch ein Polit-Hund am Ballhausplatz. In der Hofburg hat Präsidentenhund „July“ das Bellen – ins Kanzleramt zieht mit Nehammer die bayerische Gebirgsschweißhündin „Fanny“ ein. Im Innenministerium war sie heimisch und oft dabei.
11. Erbarmungslos gegen Facebook-Kritiker: Die Frau des neuen Kanzlers ging gegen Internet-Attacken hart vor und forderte via Anwalt Michael Rami von Hunderten Internet-Usern jeweils 4.442 Euro. Sogar ein Zweijähriger (!) erhielt eine Klagsdrohung. Rami musste den „Irrtum“ eingestehen.
12. Er war Straches Nachbar. Auch zum ehemaligen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache hatte er einen Draht – der wohnte nämlich in Klosterneuburg (NÖ) schräg gegenüber vom Elternhaus der Nehammers.
13. Der Espresso-Typ. Tee oder Kaffee? Nehammer präferiert laut seinen Wegbegleitern Espresso, am Abend dann ein Bier.
14. Und wie viel Kurz ist in Nehammer? Nehammer war loyaler Vertrauter Kurz’, zum allerengsten Kreis gehörte er aber nicht. Das Innenressort war auch bei Weitem nicht so eng in die Kurz-Message-Control eingebunden wie andere Ministerien.
15. Er ist ein Boxer. Und als Mensch? Im persönlichen Gespräch ist der künftige Kanzler ruhig und erstaunlich offen und selbstkritisch. Aber er kann auch zuschlagen: Seit seiner Zeit als ÖVP-Generalsekretär boxt er hobbymäßig.