Auf der Baustelle des Wiener Krankenhauses Nord ging es offenbar lange Zeit alles andere als übersichtlich zu.
Marius Moser, der 2016 die Projektsteuerung für das Riesenspital übernahm, berichtete am Dienstag in der Untersuchungskommission von Planungsmängeln und Koordinierungsfehlern sowie einer Überforderung des Krankenanstaltenverbundes (KAV) als Bauherr.
Vor der Befragung des ersten Zeugen gab es zu Beginn der Sitzung allerdings eine kleine Überraschung. Denn es wurde einstimmig beschlossen, dass einige prominente Zeugen noch einmal vor der U-Kommission erscheinen müssen. SPÖ und Grüne stimmten dem diesbezüglichen Begehr der Opposition zu. Somit werden Ex-Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ), der frühere KAV-Generaldirektor Wilhelm Marhold und Architekt und Teilgeneralplaner Albert Wimmer noch einmal geladen.
Es hätten sich noch weitere Fragen ergeben, wurde argumentiert. Dem Antrag, auch Marholds - inzwischen wieder abgesetzten - Nachfolger als KAV-Chef, Udo Janßen, noch einmal ins Rathaus zu zitieren, erteilte Rot-Grün hingegen eine Aussage. Wann die drei namhaften Zeugen zum zweiten Mal einvernommen werden, steht noch nicht fest.
Danach begann mit der Befragung Mosers der inhaltliche Teil der Kommissionssitzung. Er bzw. sein Büro Moser Architects war bereits 2014 an Bord des Megaprojekts geholt worden, zwei Jahre später wurde er schließlich mit der Projektsteuerung betreut. Im Zuge der Einarbeitungsphase habe sich recht bald herausgestellt, dass sich der damals angepeilte Zeitplan - also die Fertigstellung des KH Nord Mitte 2016 und der Patientenbetrieb kurz danach - nicht einhalten lasse. "Das hat mir gleich gezeigt, dass hier auf schon eingetretene Verzögerungen nicht Rücksicht genommen wurde", verwies Moser bei seiner heutigen Befragung auf den zuvor schon bekannt gewordenen Konkurs der Fassadenfirma.
Wobei der Leiter der Projektsteuerung betonte, dass es für die Zeitverzögerungen verschiedene Gründe gegeben habe. So habe die vorhergehende Projektsteuerung "mehr dokumentiert statt gesteuert". Soll heißen: Koordination, Kontrolle und Terminplanung ließen mehr als zu wünschen übrig: "Das ist nicht erfolgt." Ausführende Firmen hätten deshalb oft nicht weiterarbeiten können.
"Viele Koordinierungsfehler" beklagte Moser zudem bei Architekt und Teilgeneralplaner Wimmer. Folglich sei es zu vielen "Inselbaustellen" und Abstimmungsproblemen gekommen. Der Rohbau sei nicht mit der Fassade, die Fassade nicht mit dem Innenausbau koordiniert worden. Das alles habe zu notwendigen Korrekturen und daraus folgenden Verzögerungen geführt. Schließlich sei es Moser und seinem Team gelungen, im Sommer 2016 einen neuen Gesamtterminplan zu erarbeiten, der im Wesentlichen die jetzigen Zeitabläufe beinhalte - also Bauende 2018 und Patientenbetrieb 2019.
Als nicht sehr dienlich für den Fortgang des Spitalsbaus bewertete Moser auch die Personalrochaden innerhalb des KAV: "Es ist immer schlecht, wenn es bei so einem komplexen Bauvorhaben Wechsel bei den Entscheidungsträgern gibt." Zudem habe er festgestellt, dass die "Herrschaften" mangels Erfahrung im Hochbaubereich "nicht prädestiniert" gewesen seien, das Riesenprojekt selbst abzuwickeln. Eine Lösung mit einem einzigen Generalplaner wäre für das Großvorhaben vorzuziehen gewesen.
Insgesamt beurteilte Moser das KH Nord allerdings positiv. "Man kann auf das Endprodukt stolz sein, auch wenn der Weg dahin beschwerlich war."