Die Innenstadt wurde am letzten Samstag vor Weihnachten zur Bühne für das große Finale im vorweihnachtlichen Shopping-Marathon. Zwischen Einkaufswut, Selfie-Hype und Verkehrschaos griff die Polizei zu ungewöhnlichen Mitteln.
Wer sich am letzten Einkaufssamstag vor Weihnachten in die Wiener Innenstadt wagt, ist entweder Tourist, lebensmüde oder gehört zu jener besonders geplagten Spezies, die am 21. Dezember fest daran glaubt, binnen zwei Stunden acht Geschenke zu finden, drei Umtauschaktionen zu erledigen und dabei halbwegs bei Verstand zu bleiben.
Mascherl als Ziel der Massen
Inmitten dieses dichten Gedränges leuchtete es rot. Nicht nur die Ampeln - die wurden gekonnt ignoriert - sondern auch das berühmte XXL-Mascherl, das in diesem Jahr wieder über an der Ecke Kärntner Straße / Walfischgasse angebracht wurde. Es ist nicht nur ein Stück Deko, sondern aufgrund von Tiktok und Co. längst zum Pilgerziel für Selfie-Fans aus aller Welt geworden. Jeder will ein Bild. Und zwar genau dort, wo der Verkehr fließt. Oder besser gesagt, fließen sollte.
Rote Ameln wurden ignoriert.
Absperrung statt Adventszauber
Um dem anhaltenden Gedränge Herr zu werden, setzte die Polizei am Samstag sichtbar auf Kontrolle. Zwei Beamte regelten den Verkehr mit der Präzision eines Dirigenten, dessen Orchester aus hupenden Taxlern, genervten Autofahrern und Selfie-suchenden Fußgängern bestand. Zusätzlich kamen Absperrgitter zum Einsatz, wie man sie sonst bei Staatsbesuchen oder Mega-Events kennt.
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Trotz Absperrungen, Strafandrohung und Kälte - die Selfie‑Jäger gaben nicht auf. Sie formierten sich vor den Gittern, lachten, posierten, rückten sich gegenseitig ins Bild, als sei es ein spirituelles Ritual.
Einkaufen unter Extrembedingungen
Abseits der Selfie-Zone kämpften sich verzweifelte Geschenkejäger durch Geschäfte, deren Luftfeuchtigkeit an tropische Gewächshäuser erinnerte. Zwischen Aktionskörben, Duftkerzen und ratlosen Blicken nach dem "Was könnte ihr denn gefallen"-Prinzip lagen die Nerven blank wie Geschenkpapier nach dem dritten Einpackversuch.
Und dennoch - in all dem Chaos lag ein Hauch von echter Wiener Weihnacht. Ein bisschen grantig, ein bisschen größenwahnsinnig, aber eben auch voller Hingabe. Denn wer es schafft, an diesem Tag durchzukommen, ohne jemanden anzuschreien oder sich selbst in Frage zu stellen, hat das Fest eigentlich schon gewonnen.