Wien stemmt sich mit einem Milliardenpaket gegen die Schuldenkrise. Trotz eisiger Wirtschaftslage halten Stadtregierung und Finanzdirektion an sozialen Investitionen fest. Doch der Sparkurs trifft auch sensible Bereiche. Wiens Schulden steigen laut Prognosen 2026 auf 17,5 Milliarden Euro.
Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ) und Neos-Wirtschaftssprecher Markus Ornig haben am Dienstag mit dem Budget 2026 ein Konsolidierungspaket in der Höhe von rund 2 Milliarden Euro präsentiert. Ausgabenseitig werden rund 1,35 Milliarden Euro eingespart, einnahmenseitig werden etwa 350 Millionen Euro zusätzlich lukriert. Weitere rund 300 Millionen Euro ergeben sich durch Rücklagenauflösungen sowie zeitliche Streckungen von Investitionen. Das geplante Budgetdefizit für das Jahr 2026 liegt bei minus 2,65 Milliarden Euro. Der prognostizierte Schuldenstand für 2025 beläuft sich auf 14,9 Milliarden Euro, 2026 würde man dann bei 17,5 Milliarden stehen, rechnet Christoph Maschek, Finanzdirektor der Stadt Wien, vor.
Finanzdirektor Christoph Maschek, Finanzstadträtin Barbara Novak und Neos-Wirtschaftssprecher Markus Ornig.
Finanzpolitik mit Augenmaß
Novak betont die Balance zwischen Konsolidierung und gesellschaftlicher Verantwortung. "Das Budget 2026 verfolgt den konsequenten Wiener Weg des sozialen Miteinanders und sichert gleichzeitig
den Wohlstand für alle", so Novak. Jedes Förderprojekt wurde geprüft und bei Bedarf angepasst. Gleichzeitig bleiben Investitionen in die Daseinsvorsorge, Bildung, Soziales und Klimaschutz auf hohem Niveau. Die Budgeterstellung erfolgt in mehreren Etappen: Mitte November wird das endgültige Zahlenwerk veröffentlicht, der Gemeinderat soll am 16. und 17. Dezember das Budget 2026 beschließen.
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Wien reagiert auf anhaltend schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen mit einer umfassenden Haushaltskonsolidierung. Der Gesamtbudgetrahmen für 2026 umfasst rund 22 Milliarden Euro. Die größten Ausgabenbereiche bleiben Soziales und Gesundheit (33 Prozent), Bildung (23 Prozent) sowie Wohnen und Frauen (4 Prozent). Um die budgetäre Handlungsfähigkeit zu sichern, setzt die Stadt gezielte Einsparungen um. "Wir haben jeden Stein umgedreht, damit es die Stadt nicht aus den Hebeln reißt", betont Ornig.
Einsparungen, Verschiebungen, Reformen
Rund 10 bis 15 Prozent der Förderungen und Zuschüsse in sämtlichen Ressorts werden reduziert. Betroffen sind unter anderem der Kulturbereich, Verwaltungsaufwendungen und infrastrukturelle Zuschüsse, etwa an die Wiener Linien. Die Förderung für Parteiakademien wird gekürzt, die internationale Arbeit dieser Einrichtungen für ein Jahr ausgesetzt.
Zudem werden Bauprojekte verschoben – darunter die Generalsanierung des Laaerbergbads, das Seestadt-Bad, aber auch Maßnahmen im Bereich der Oberflächengestaltung, etwa an der Gumpendorfer Straße, am Gürtel-Radweg oder bei Neuerrichtungen von Brücken im 22. und 23. Bezirk. Auch Amtshaus-Sanierungen werden zeitlich gestreckt. Zudem wird im Budget für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt eingespart.
Zusätzlich leisten der Wiener Gesundheitsverbund (WiGeV) und der Fonds Soziales Wien (FSW) konsolidierende Beiträge. Beim WiGeV werden Investitionen verschoben, Personalpakete angepasst und Bauprogramme gestreckt. Beim FSW erfolgen tarifliche Anpassungen, eine stärkere Leistungsfokussierung sowie die Präzisierung von Aufnahmekriterien.
Drastisch erhöht wird die Feuerwehr-Gebühr - und zwar um 50 Prozent. Wer die Einsatzkräfte wegen Wespennestern alarmiert oder als Schlüsseldienst missbraucht, wird empfindlich zur Kasse gebeten. Teurer werden auch "Luxushochzeiten", bei denen Standesbeamten etwa in die Weinberge entsendet werden. Angedacht ist auch die Einführung eines zweckgebundenen Kultur-Euros bei Ticketverkäufen, dies wohl aber erst 2027. Bei Park&Ride-Anlagen werden es 4,6 Prozent Plus sein. Auch eine erhöhte Dividendenausschüttung der Stadtwerke und der Wien Holding ist eingeplant.
Reform der Mindestsicherung
Im Bereich der Mindestsicherung setzt die Stadt strukturelle Reformen um. Geplant sind Einsparungen von rund 200 Millionen Euro. Die Wohnkosten werden neu berechnet, die Mietbeihilfe bleibt erhalten. Für Wohngemeinschaften gelten künftig neue Berechnungsgrundlagen, bei Haushalten mit subsidiär Schutzberechtigten ist eine Überführung in die Grundversorgung vorgesehen. Der Eltern-Familienzuschlag wird gestrichen, Sonderzahlungen für Dauerbeziehende reduziert. Wien fordert weiterhin eine bundeseinheitliche Regelung, inklusive Betreuung aller arbeitsfähigen Personen durch das AMS und einer mehrjährigen Integrationsphase mit Residenzpflicht.
Kindergarten bleibt beitragsfrei
Trotz des Konsolidierungsrahmens bleibt Wien bei seinen zentralen strategischen Zielen. Investitionen in Bildung, Gesundheit, sozialen Zusammenhalt und Zukunftstechnologien bleiben prioritär. So werden das beitragsfreie Kindergartenjahr, Ganztagsschulen und das kostenlose Schulmittagessen ebenso fortgeführt wie Pflegeoffensiven und der Ausbau der Primärversorgung.
Der beitragsfreie Kindergarten wird fortgesetzt.
Alle Klinikstandorte bleiben bestehen – darunter auch die planmäßigen Neubauten der Klinik Ottakring und Klinik Hietzing sowie das neue Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) am AKH oder das Institut für Labortechnik in der Klinik Favoriten sowie die neue zentrale Notaufnahme in der Klinik Donaustadt. Keinen Baustopp gebe es zudem beim U-Bahnbau. Die Baustufe 1 bei U2 (bis Matzleinsdorfer Platz) und U5 (bis Frankhplatz) werde planmäßig fortgeführt. Gleichzeitig verhandle man mit dem Bund über die inflationsbedingten Mehrkosten.
Wirtschaftliche Stärke zeigen
Im Bereich Wohnen steigt der Wohnbauförderungsbeitrag von 0,5 auf 0,75 Prozent. Diese zusätzlichen Mittel werden zweckgewidmet für soziale Maßnahmen eingesetzt. Das Neubau- und Sanierungsprogramm wird um rund 190 Millionen Euro ausgeweitet. Förderungen für Wohn- und Mietbeihilfe bleiben bestehen.
Die Stadt investiert weiterhin in den Arbeitsmarkt und in Zukunftssektoren. Dazu zählen etwa Projekte wie AITHYRA, die AI Gigafactory Vienna oder das Zentrum für digitalen Humanismus. Infrastrukturprojekte wie der Fernbusterminal und der Ausbau des Wiener Hafens werden fortgeführt. Ab Juli 2026 wird die Ortstaxe auf 5 Prozent erhöht, auch Tagestouristen sollen künftig eine Gebühr entrichten.