Wegen Terrorverdacht

Wienerin sitzt seit drei Monaten in Türkei fest

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Österreichische Staatsbürgerin kurdischer Abstammung mit Ausreiseverbot belegt - Wien und Solidaritätskomitee fordern Einstellung von Verfahren - Keine Anklage, offenbar Terrorvorwürfe.

Ankara/Wien. Die kurdischstämmige Wienerin Mülkiye Lacin darf nicht aus der Türkei ausreisen. Die Kurdin sei während ihres Sommerurlaubs wegen Terrorverdachts festgenommen worden, berichtete die "ZiB2" am Freitagabend. Sie sitze in einem kleinen Dorf in der Türkei fest, ihre Kinder kämpfen um ihre Freilassung.

Laut dem ORF-Bericht war Lacin 1984 nach Österreich ausgewandert, arbeitete als Lehrerin in einer Volksschule und hatte sich hierzulande in einer kurdischen Theatergruppe engagiert. Während ihres Urlaubs sei sie am 17. Juli von einer Sondereinheit der türkischen Polizei in ihrem Urlaubsdomizil aufgesucht und für 24 Stunden festgenommen worden. Seither dürfe sie nicht aus der Türkei ausreisen.
 
Das Außenministerium bestätigte gegenüber der APA, dass die Frau mit einem Ausreiseverbot belegt wurde und die Türkei ein Verfahren gegen sie führe. Die österreichische Botschaft in Ankara sei mit den türkischen Behörden in Kontakt. Diese hätten aber noch nicht angegeben, was Lacin vorgeworfen werde, sagte Außenamtssprecher Peter Guschelbauer. Österreich habe eine Beendigung des Verfahrens gefordert.
 

"Was morgen mit mir passiert, weiß ich nicht"

Lacin selbst sagte in dem ORF-Beitrag in einem Telefonat mit ihren beiden erwachsenen Kindern: "Was morgen mit mir passiert, weiß ich nicht. Diese Unklarheit und Unsicherheit macht mir Sorgen." Ihr Sohn Düzgün Kapan betonte, seine Mutter "ist österreichische Staatsbürgerin und hat sich keine Schuld zukommen lassen."
 
Inzwischen setzt sich auch das "Free Mülkiye -Solidaritätskomitee" dafür ein, dass die türkischen Behörden das Ausreiseverbot aufhebt und Mülkiye Lacin wieder in ihr normales Leben zurückkehren kann. "Wir fordern von den politisch Verantwortlichen sofortigen Einsatz für ihre Freilassung!", erklärte Selma Schacht für das Komitee am Freitag in einer Aussendung. Lacin wurde dort mit den Worten zitiert: "Ich will wieder meinen Alltag haben. Ich will wieder zu meinem Job, zu den Kindern und zu meinen eigenen Kindern. Ich will nach Hause, nach Wien."

Das Komitee betonte, das nach wie vor keine schriftliche Anklage gegen Lacin vorliege. Bei den Verhören Lacins sei die Festnahme "mittels willkürlicher Vorwürfe gerechtfertigt" worden. Sie sei beschuldigt wurden, "dass sie am 1. Mai 2016 ihre Redefreiheit genutzt und auf die Missstände in den kurdischen Gebieten in der Türkei hingewiesen hat sowie dass sie kurdische Lieder auf Social Media geteilt und 'Biji Newroz' (kurdisch für "Hoch lebe das Neujahrsfest") gepostet hat. Ein Akt, der in der Türkei schon als 'terrorverdächtig' eingestuft wird und trauriger Alltag für jene" sei, die in politischer Opposition zur regierenden AKP von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogans stünden.
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