Spiel der Spiele

Wiener Fanzone gesperrt - Fans klettern über Zäune

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44.000 Fans waren um 19 Uhr 30 in der Wiener Fanzone. Um 20 Uhr wurde die Fanzone gesperrt - die Fans ins Hanapopi-Stadion umgeleitet.

Das Spiel Österreich gegen Deutschland hat in der Wiener Fanzone zu einem enormen Besucherandrang geführt, den die Sicherheitskräfte offenbar nur mit Anstrengung unter Kontrolle halten konnten. Die wartenden Fans vor den Eingängen versuchten im Bereich des Heldenplatzes über die Gitter in das abgesperrte Areal zu kommen. 44.000 Fußballanhänger feierten bereits zwei Stunden vor Anpfiff bei aufgeheizter Stimmung am Rathausplatz. Gegen 20 Uhr wurde die Wiener Fanzone gesperrt. Nach dem Spiel gab es kleinere Auseinandersetzungen in und um die Fanzone, aber die Polizei hatte alles unter Kontrolle.

Mehrere kleine Auseinandersetzungen in der Fanzone, aber auch an anderen Schauplätzen wie dem Stephansplatz und der Judengasse in der Wiener City sowie der Kaiserwiese im Prater haben der Polizei einen durchaus arbeitsreichen Arbeitstag am Montagabend beschert. Am spektakulärsten war wohl der Einsatz in der Judengasse, wo Beamte der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) und der Einsatzeinheit "Ulan" eine Attacke heimischer Gewaltbereiter auf Deutsche verhinderten. Am Stephansplatz kam es zu vier Festnahmen, auch in der Fanmeile dürfte es einige Festnahmen wegen aggressiven Verhaltens gegeben haben.

Ausweichzone Hanappi-Stadion
Die Stadt Wien sprach kurz vor 19.00 Uhr die Empfehlung aus, auf das Hanappi-Stadion, die "Überlauf-Fanzone", auszuweichen. Viele Fans leisteten Folge, bis 19.00 Uhr wurden an die 2.000 Besucher im Hanappi gezählt. Den weiter anströmenden Besuchern könne auf der Fanmeile in der City aufgrund des Andrangs kein Platz mehr zugesichert werden, hieß es in einer Aussendung. An den Eingängen zur Partymeile kam es unterdessen schon zu Wartezeiten für die Fans, teilweise wurden Zugänge wegen des regen Zustroms auch kurz gesperrt.

Fans kletterten über Zäune
Ungeduldige Fans beim Heldenplatz versuchten sich unterdessen selbst zu helfen. Einzelne probierten immer wieder, sich zwischen den Lücken der Gitter durchzuzwängen oder über die Zäunen zu klettern. Während die Securitys die Eindringlinge großteils zurückhalten konnten, gelang es einigen allerdings doch "illegal" in die Partymeile vorzudringen.

Maximal 74.420 Personen - Mitarbeiter eingeschlossen - haben in dem 100.000 Quadratmeter großem Areal Platz. Bereits um 18.15 Uhr war die Fanzone mit 30.000 Besuchern beinahe halb voll, um 17.40 Uhr feierten rund 18.500 Fans. Um knapp nach 15.00 Uhr ging es mit rund 5.000 Besuchern noch gemütlicher zu.

Am Nachmittag Partystimmung in ganz Wien
Siegessicher grölende Fans aus Deutschland und Österreich haben ab Montagmittag vor dem Kampf um ein neues "Cordoba" das 100.000 Quadratmeter große Feierareal bevölkert. Gemütlichkeit stand dabei vorerst im Vordergrund: Während die "Ösis" ihren Gegnern mit "Sog da Mama, sie kann die Nudeln späta aufwärma" entgegentraten, beschäftigten sich die "Piefke" hauptsächlich mit einem "gepflegten Bierchen" und dem kulinarischen Angebot der Fanmeile.

Verbrüderungsszenen
Als verbindendes Element fungierte dabei eindeutig die Falco-Musicband, die Siegesparolen einzelner Gruppen übertönte und in gemeinsame Tanzeinlagen verwandelte. Statt Schmähgesten gab es Verbrüderungsszenen einzelner Fans in rot-weiß-rot und schwarz-rot-gold - zumindest für ein kurzes Erinnerungsfoto an die gemeinsame EM-Begegnung: "Das sieht man doch alles sportlich. Ein Spiel soll verbinden", erklärte ein junger Vorarlberger. Ähnlich die Meinung seines Foto-Partners Christian aus Baden-Baden: "Es muss halt Spaß machen, die ganze EM, es muss alles fair gehen, gewinnen wird halt der bessere."

Alle glauben an Sieg
Fest an einen Sieg glaubten wenige Stunden vor den Match dennoch beide Parteien. "Weil wir bis jetzt kein Glück hatten und das ist wie ein Hunderl und kommt heute", begründete der Österreich-Fan Marcel seinen Glauben an den Sieg der rot-weiß-roten Kicker. Sein leiser Nachsatz: "Und die Deutschen sind nicht in Form.

"Das wird es nicht geben. Nie im Leben", so das knappe Kommentar einer Gruppe Deutscher aus Falkenstein zu einem Sieg der "Ösis". Seit Sonntag bereite man sich in Wien bereits biertrinkend auf den Sieg vor. "3:1" für die Mannschaft rund um Teamchef Joachim Löw werde die "Cordoba"-Chance ausgehen, so zumindest die Überzeugung der schwar-rot-gold geschmückten Fans.

Westbahnhof in deutscher Hand
Weiße Trikots, auf denen irgendwo die Farben der deutschen Fahne, Schwarz-Rot-Gold, zu finden waren: Dieses Bild beherrschte am Montagvormittag die Szenerie am Wiener Westbahnhof. Immer mehr Schlachtenbummler von Österreichs Gegner am Abend im Ernst-Happel-Stadion kamen an. Und sie sollten sich in der falschen Stadt wähnen, wenn es nach ihren österreichischen Kontrahenten ging. "Willkommen in Cordoba", raunte ein Ösi einer Gruppe Deutscher zu.

Schweizerhaus überfüllt
Bereits gegen 16.30 Uhr ist das Schweizerhaus im Wiener Prater wegen Überfüllung polizeilich geschlossen worden. Dutzende Fans warteten vor den geschlossenen Gittertoren, ob nicht vielleicht doch eine Gruppe den Gastronomiebetrieb verlassen würde. In den meisten Fällen blieb es allerdings bei der Hoffnung. Unterdessen drang aus dem Gastgarten ohrenbetäubender Lärm: Österreichische und deutsche Fan-Gruppen lieferten sich lautstark Gesangsduelle.

Deutsch-österreichische Völekerwanderung im Prater
Der Marsch auf das Ernst-Happel-Stadion war am Montagnachmittag schon voll im Gange: Aberhunderte deutsche und österreichische Fußballanhänger zogen lautstark und mit allerlei Fanartikeln bestückt durch den Wiener Prater und machten den Vergnügungspark tatsächlich zum Rummel-Platz. Auch wenn sich die Massen friedlich vorwärts schoben, war man sich in Sachen Gesangstexte nicht immer einig: "Heute ist Cordoba" intonierten die Einen, "Nie wieder Cordoba" erwiderten die Anderen.

Dem Stadion näherten sich die Freunde des runden Leders allerdings nicht nur per pedes oder mit den Öffis: Einige, die des Zu-Fuß-Gehens offenbar müde geworden waren, lösten sich spontan eine Fahrkarte für die Liliputbahn und tuckerten derart in Richtung Spielstätte. Glücklose, die kein EM-Ticket bekommen hatten, versprachen via Pappendeckelschild, mittlerweile jeden Preis für einen Platz im Stadion zu zahlen.

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