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In einer Woche ist endgültig Schluss

10.000 Euro Strafe – So streng wird das Rauchverbot

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In Europa haben 15 Länder längst ein strenges Rauchverbot. Bei uns gilt es in einer Woche.

Wien. In genau sieben Tagen, ab 0.00 Uhr am 1. November, tritt das generelle Rauchverbot in allen Lokalen in Kraft – nach 27 Jahren politischem Kampf. Bis zur letzten Sekunde wird jedoch bei Raucher-Partys gequalmt (siehe unten), danach ist Österreich nicht mehr der Aschenbecher Europas. Kontrollen starten in manchen Regionen um Punkt Mitternacht.
 
  • Wien – Aktion scharf. In Wien ist es am strengsten. Das Marktamt, gemeinsam mit der Gruppe für Sofortmaßnahmen, könnte schon um 0.00 Uhr ausschwärmen und Halloween-Partys kontrollieren. Strafen: 800 bis 10.000 Euro (für Wiederholungstäter).
     
  • NÖ – Warten auf Anzeigen. Diesen wird sofort nachgegangen, mit einer Flut rechnen die Behörden aber nicht.
     
  • Burgenland – keine Kontrollen: Das verkündet das Rathaus in Eisenstadt. Man habe das Personal nicht. Bei Anzeigen wird aber gehandelt.
     
  • Steiermark – wenig Kontrollen. Noch ist man hier – laut APA – noch am Ausloten, wer für die Kontrollen zuständig ist.
     
  • Kärnten – nebenbei. Im Zuge von gewerberechtlichen Kontrollen wird in Klagenfurt und Villach „mitüberprüft“.
     
  • OÖ – Beschwerden. Sollte sich jemand über Raucher beschweren, wird dem nachgegangen, es wird keine Schwerpunktkontrollen geben.
     
  • Salzburg – keine Kontrolleure. Die Behörden werden nicht von Lokal zu Lokal ziehen. Man wartet auf Anzeigen.
     
  • Tirol – Verwarnung. Anfangs Verwarnungen, dann Strafen.
     
  • Vorarlberg – wie bisher. Kontrolliert wird hier nur nach Anzeigen. Mehr, so die Behörden, sehe das Gesetz nicht vor.
 

Wirte hoffen auf Klagen und Ausnahme-Regelung

 
Kampf geht weiter. Die Wirte – vor allem in Wien – sind wütend. „Das erinnert mich an einen Polizeistaat“, sagt Peter Dobcak, Gastro-Obmann in der Wiener Wirtschaftskammer.
 
Ihren Kampf führen die Wirte weiter. Shisha-Bar-Betreiber haben eine zweite Klage beim Verfassungsgerichtshof eingebracht. Und Gastronomen wie Markus Alzinger (Interview) hoffen noch auf Ausnahmeregelungen wie etwa in Berlin. Dort dürfen „getränkegeprägte“ kleine Lokale, die großen finanziellen Schaden befürchten, das Rauchen weiter erlauben.
 
Übrigens: Täglich sterben bei uns etwa 40 Raucher und auch 3 Passivraucher.
 

"Wir schlittern von einer Demokratie in Diktatur"

 
Markus Alzinger sperrt sein Lokal „Raymond’s“ in Wien wegen des Rauchverbots zu.
 
oe24: Sie können nicht von Ihren Einnahmen leben, wenn Ihre Gäste nicht mehr rauchen dürfen?

Markus Alzinger: Nein. Zu 90 % sind meine Gäste Raucher. Ich als Wirt müsste die Strafen zahlen, wenn sie bei mir rauchen. Mir kommt vor, wir schlittern direkt von einer Demokratie in eine Diktatur.
 
oe24: Können Sie Ihren Gästen nicht einfach erklären: „Bitte rauchen Sie draußen und gehen Sie fünf Meter weiter“?

Alzinger: Es ist viel zu mühsam. Ich habe nur eine Kellnerin im Lokal. Und die soll sich neben ihrem Job auch noch darum kümmern, dass die Leute rausgehen? Das funktioniert nicht.
 
oe24: Wie geht es ab dem 1. November weiter?
 
Alzinger: Ich schätze, Ende Jänner haben wir eine neue Regierung. Dann wird es sich entscheiden, ob es Ausnahmeregelungen geben wird wie in Deutschland oder Italien. Ich habe noch Hoffnung – dann sperre ich wieder auf. Sonst verpachte ich das Lokal
 

Halloween wird Raucherparty

 
Rauchiger Protest zu Halloween: Wirten laden zu Tschick-Partys gegen Rauchverbot.
 
raucher rauchen
© getty
 
Wien. Am 31. Oktober ist um Punkt Mitternacht nun endgültig Schluss mit Rauchen in Lokalen – ein passendes Datum. Denn pünktlich zu Halloween kommt auf viele Wirte ein echter Grusel zu. Existenzängste gehen um.
 
Manche reagieren mit originellen Aktionen – und heizen die letzten Stunden vor dem Beginn einer neuen Ära in Österreich mit Raucherpartys an. Im Café Papillon in der Wiener Jägerstraße und im Ybbserl in Ybbs (NÖ) werden bis 24 Uhr noch gratis Zigaretten verteilt, die Raucherparty im Kultlokal Rüdigerhof in Wien überträgt sogar FM4 live – Bands spielen dort bis Mitternacht nur Hits zu einem Thema: Rauchen.
 
Aufstand. Im Floridsdorfer Café Ini will man sich das Rauchverbot erst gar nicht gefallen lassen: Um Mitternacht werden alle Gäste auf die Kontrolltrupps warten – rauchend. „Wir werden im Lokal einfach weiter rauchen. Basta“, sagt Chefin ­Susanne Ruso.
 
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