Streit

22-Stunden-Lehrer: "Wollte Zeichen setzen"

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Ein Lehrer ging nach 22 Wochenstunden heim. Weil Häupl es den Lehrern unterstellte.

Österreich diskutiert immer noch die Lehrerarbeitszeit. Der Wiener SP-Bürgermeister Michael Häupl heizte an: „Wenn ich 22 Stunden arbeite, bin ich am Dienstagmittag fertig.“ Alfred Jirovec, selbst Lehrer, nahm sich daran ein Beispiel. Der Englisch-, Deutsch- und Musikprofessor an der NMS am Schöpfwerk in Wien-Meidling ging am Donnerstag um 11 Uhr ins lange Wochenende. Sein Aktionismus gefällt vielen. Doch die Kritiker sehen sich bestärkt: Ein ‚normaler‘ Berufstätiger hätte bei einem 8,5-Stunden-Tag zu diesem Zeitpunkt bereits 28,5 Stunden absolviert (wenn er um 8 Uhr Dienstbeginn hat).

ÖSTERREICH: Was verleitete Sie zu dieser Protestaktion?
Alfred Jirovec: Held bin ich keiner, aber ich wollte Solidarität mit meinen Kollegen zeigen, ein klares Zeichen setzen. Die 22-Stunden-Aussage von Bürgermeister Häupl, der auch der Landesschulratspräsident ist, hat mich inspiriert. Häupl ist für uns die oberste Instanz. Seine Aussage hat bei vielen Kollegen zu großem Unmut geführt. Er fand es nicht der Mühe wert, sich zu entschuldigen.
ÖSTERREICH: Standen Sie während des Unterrichts auf?
Jirovec: Ich bin erst in der Pause gegangen. Zuerst zur Schuldirektorin, um sie zu informieren. Sie hat korrekt reagiert, sie musste mich beim Stadtschulrat melden. Wegen dieser Meldung bin ich zum Stadtschulrat zitiert worden.
ÖSTERREICH: Welche Konsequenzen drohen jetzt?
Jirovec: Jetzt gibt es ein Verfahren, und die fehlenden Stunden werden vom Gehalt abgezogen. Für mich ist die Sache erledigt, der Zweck war erfüllt, als meine Kollegen sagten: „Endlich hat einer ein Zeichen gesetzt!“

Karl Wendl

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