Politik

4.000 
Flüchtlinge: Traiskirchen völlig überfüllt

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Die Flüchtlinge demonstrieren heute gegen die verheerenden Zustände im Lager.

Die Situation im Asyllager in Traiskirchen wird immer dramatischer. Die Zahl der Flüchtlinge dort dürfte am Wochenende erstmals die Marke von 4.000 überschritten haben. Aktuelle Zahlen gibt es erst heute, doch bereits am vergangenen Freitag waren hier 3.840 Asylwerber untergebracht. Jeden Tag kommen 200 bis 300 neue Flüchtlinge ins Land. Aus dem Lager hinaus wird am Wochenende aber niemand in ein anderes Quartier überstellt oder abgeschoben.

Zudem wird Traiskirchen ab morgen Verteilerzentrum (siehe rechts) und Zwischenstation für alle Abschiebungen innerhalb der EU.

Rund 1.700 Obdachlose 
im Lager Traiskirchen

SPÖ-Bürgermeister Andreas Babler kündigt gegenüber ÖSTERREICH neue Proteste an: „Wir werden die Gangart verschärfen und die Protestmaßnahmen auf eine neue Stufe stellen.“

Babler hatte bereits vergangene Woche den „humanitären Notstand“ im Lager ausgerufen. 480 Asylwerber sind in Zelten untergebracht. Rund 1.700, darunter kleine Kinder, sind im Lager obdachlos. Sie schlafen bei Hitze, Wind oder Regen im Freien. Die Sanitäranlagen sind durch die Überbelastung verstopft, das Essen ist schlecht, beklagen die Asylwerber. SPÖ-Landesrat Maurice Androsch hat angekündigt, in der kälteren Jahreszeit Container aufstellen zu lassen.

Flüchtlinge demonstrieren heute vor dem Lager

Die Flüchtlinge machen jetzt selbst auf ihre Lage aufmerksam. Heute demonstrieren sie vor dem Lager für „menschenwürdige Versorgung“.

(knd)

260 Flüchtlinge in Westösterreich werden in Tennisanlagen untergebracht

Wien. Kreativität bringen die westlichen Bundesländer bei der fieberhaften Suche nach Flüchtlingsquartieren auf: In Tirol und Vorarlberg werden jetzt Tennishallen zu Unterkünften umfunktioniert. 160 Flüchtlinge werden kommende Woche in der Nähe von Innsbruck in einer ehemaligen Tennisanlage untergebracht. In Vorarlberg ist es die Tennishalle in Götzis, die Quartier für 100 Asylwerber wird.

Die grüne Tiroler Landesrätin Christine Baur sagt: „Traiskirchen platzt aus allen Nähten. Hier haben sie zumindest ein Dach über dem Kopf.“

Heute starten neue "Verteiler-Zentren"

Heute starten die neuen Verteilerzentren, die ÖVP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ursprünglich zur Entlastung von Traiskirchen einrichten wollte.

Als erstes neues Asylzen­trum wird heute Bad Kreuzen in Oberösterreich eröffnet. Es soll die Erstaufnahmestelle in Thalham (OÖ) entlasten. In NÖ gibt es allerdings kein zweites Lager. Traiskirchen wird auch Verteilerzentrum. Die örtliche Politik kocht vor Wut und glaubt nicht mehr an die versprochene Entlastung.

Die übrigen Standorte neben NÖ und OÖ sind:

  • Wien-Alsergrund
  • Hotel Kobenzl, Sbg.
  • Kaserne Fehring, Stmk
  • Container in Innsbruck
  • Blindenheim in Ossiach, Kärnten, bzw. bis zur Adaptierung das Zeltlager in Krumpendorf.

Sie alle bringen je nur höchstens 150 Flüchtlinge unter (siehe Karte). Bei 200 bis 300 Neuanträgen pro Tag werden auch die neuen Zentren bald gefüllt sein.

Das Innenministerium will die Verteilerzentren jetzt in Etappen eröffnen. Dort macht man sich auch keine Illusionen mehr über eine Entspannung, was die Quartierssituation betrifft. Es werde lediglich eine „bessere Verteilung“ geben, so ein Beamter des Ministeriums.

Mit den neuen Zentren sollen die Asylwerber ab jetzt in jenem Bundesland untergebracht werden, in dem sie den Antrag stellen.

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