Hohe Wegzugraten auch unter anderen ausländischen Absolventen
84 Prozent der Deutschen, die in Österreich Medizin studiert haben, haben in den ersten drei Jahren nach dem Abschluss das Land verlassen. Auch in anderen Studien gibt es hohe Wegzugraten - und das auch nicht nur unter den Deutschen, zeigen am Mittwoch veröffentlichte Daten der Statistik Austria. Österreicher zieht es in den ersten drei Jahren nach dem Abschluss unterdessen nur selten ins Ausland.
Neben den Deutschen geht nach dem Medizin-Diplom auch der Großteil der Absolventen aus anderen EU-Ländern (69 Prozent) und aus Drittstaaten (60 Prozent) innerhalb von drei Jahren nach Abschluss ins Ausland, zeigt eine Untersuchung des Abschlussjahrgangs 2010/11. Von den heimischen Medizin-Absolventen sind unterdessen nur acht Prozent weggezogen.
Eben jene hohen Raten an Absolventen, die das Land nach dem Studium wieder verlassen, verwendet Österreich gegenüber der EU als Argument für die Mediziner-Quote. Mit der Begründung, dass andernfalls die medizinische Versorgung in Österreich nicht sichergestellt werden könnte, sind derzeit 75 Prozent der Studienplätze Inhabern eines österreichischen Maturazeugnisses reserviert. 20 Prozent gehen an EU-Bürger und fünf Prozent an Nicht-EU-Bürger.
Die hohen Wegzugraten sind allerdings kein Spezifikum des Medizinstudiums: 68 Prozent der Deutschen gingen in den ersten drei Jahren nach dem Bachelorabschluss (alle Studien) aus Österreich fort, unter den restlichen EU-Bürgern waren es 54 Prozent, unter den Drittstaatsangehörigen 31 Prozent. Am höchsten ist der Anteil derer, die nach dem Abschluss wegziehen, unter den Doktoranden: 56 Prozent der Deutschen, 48 Prozent der restlichen EU-Bürger und 72 Prozent der Drittstaatsangehörigen verlassen das Land. Nach Ausbildungsfeld gingen die meisten ausländischen Absolventen der Agrar- und Veterinärwissenschaft (75 Prozent) und von Gesundheits- und Sozialwesen (69 Prozent) aus Österreich fort.
Österreicher wandern hingegen nur zu einem geringen Teil ab: Unter allen heimischen Bachelor-Absolventen gingen gerade einmal knapp drei Prozent ins Ausland, unter den Doktoranden waren es acht Prozent. Die meisten österreichischen Absolventen, die ins Ausland wechselten, gab es in den Feldern Gesundheits- und Sozialwesen (7 Prozent) sowie Künste und Geisteswissenschaften (rund 5 Prozent).
Für Statistik-Austria-Generaldirektor Konrad Pesendorfer zeigen diese Zahlen die europäische Dimension des Themas auf: Vor allem aus Deutschland, aber auch anderen EU-Ländern gebe es großen Zuzug von Studenten, die großteils nach dem Abschluss aber nicht im Land blieben. Hier stelle sich die Frage, ob die Politik als Reaktion etwa für eine finanzielle Beteiligung anderer Länder an der Hochschulfinanzierung oder Zugangsbeschränkungen eintreten will.