Jetzt macht auch Kickl Druck

FPÖ droht Spaltung: Strache vor dem Rauswurf

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Die Wiener FPÖ ist gespalten: Immer mehr wollen Strache-Rauswurf - darunter auch Herbert Kickl. Andere halten hingegen zu Strache.

Chaostage in der FPÖ: Nach dem desaströsen steirischen Wahlergebnis und dem Treffen von Heinz-Christian Strache mit Magna-Gründer Frank Stronach fordern immer mehr den Rauswurf des früheren Parteichefs. Derzeit ist Strache nur suspendiert.

Video zum Thema: Hofer und Kickl für Straches FPÖ-Ausschluss

Nach dem Simmeringer Bezirkschef Paul Stadler oder der Abgeordneten Dagmar Belakowitsch macht im ÖSTERREICH-Interview jetzt der erste echte Parteigrande Druck auf Strache. Klubobmann Herbert Kickl, früher der engste Vertraute Straches, sagt: „Ich bin für eine klare Trennung, das Kapitel Strache in der FPÖ ist endgültig zu schließen“ (siehe Interview unten).

Der Chef der Wiener FPÖ, Dominik Nepp, zögert allerdings, denn Strache hat in seiner Landesgruppe immer noch viele Freunde. Einer von ihnen, der Gemeinderatsmandatar Karl Baron, kann sich gar seine Rückkehr an die Landesspitze vorstellen – so, wie es Strache via Facebook selbst „angeboten“ hat. Er fordert auf oe24.TV: „Wir sollten über das Comeback abstimmen.“ Parteichef Norbert Hofer und Kickl sollten das Ergebnis dann als „demokratische Entscheidung zur Kenntnis nehmen“.

"Natürlich wird dieses
Thema heiß diskutiert"

Baron berichtet auch, dass es in der FPÖ Wien ­brodelt: „Natürlich bleiben jetzt noch einige in Deckung. Aber dieses Thema wird heiß diskutiert.“

Das Ibiza-Video „könnte jedem passieren“, meint ­Baron außerdem. „Das war ein krimineller Akt auf einer Ferieninsel.“

Die Wiener FPÖ ist also tief gespalten in jene, die weiter zu Strache halten, und jene, die für seinen Rauswurf sind. Und die Parteiführung traut sich nicht, ihn auszuschließen. Landesgeschäftsführer Michael Stumpf: „Wir warten die Ermittlungen ab und bewerten dann die Situation.“ Im Falle eines Ausschlusses droht der FPÖ der Strache-Antritt mit eigener Liste in Wien. Dennoch könnte es schon diese Woche zum Ausschluss kommen, so ein Insider. 

Kickl
© APA/GEORG HOCHMUTH
FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl ist für einen Parteiausschluss Straches.

Kickl: "Klare Trennung von Strache"

ÖSTERREICH: Heinz-Christian Strache „bietet“ seine Rückkehr an die Spitze der Wiener FPÖ an. Was halten Sie von diesem sogenannten „Angebot“?

HERBERT KICKL: Das ist ein Witz. Nur zur Erinnerung: Heinz-Christian Strache ist Beschuldigter in einem Verfahren, wo es darum geht, dass er durch mutmaßlich gefälschte Spesenabrechnungen seine eigene Partei geschädigt hat, um private Aufwendungen zu finanzieren. Also nicht die FPÖ hat ihn zum Opfer gemacht, sondern er steht im Verdacht, als Täter die FPÖ geschädigt zu haben.

ÖSTERREICH: Strache hat nicht nur mit Frank Stronach gesprochen, sondern hat auch Wiener FPÖ-Freunde, die sich wie Karl Baron auch nicht von ihm distanzieren. Droht da eine Spaltung oder eine eigene Liste Strache?

KICKL: Es gibt keinerlei Anzeichen für eine Spaltung. Es haben schon andere versucht, sich im Dienste unserer Gegner gegen die FPÖ einspannen zu lassen. Sie sind allesamt gescheitert. Dass Strache mit Stronach Kontakt hat, ist nicht ungewöhnlich – seine Frau hat ja nach der SPÖ beim Team Stronach Unterschlupf gefunden, bevor sie dann bei der FPÖ gelandet ist. Ich bin für eine klare Trennung, das Kapitel Strache in der FPÖ ist endgültig zu schließen.

ÖSTERREICH: In der Steiermark haben Sie ja gerade eine neuerliche Wahlniederlage eingefahren. Wie soll es mit der FPÖ weitergehen – ohne Heinz-Christian Strache?

KICKL: Ich verstehe die Verunsicherung und Enttäuschung vieler, die diesmal nicht freiheitlich gewählt haben. Die steirische FPÖ hat leider die Rechnung für Fehler kassiert, die andere gemacht haben. Aber bei allem Frust über die Verluste sind die letzten Ergebnisse zugleich Motivation und Ansporn, durch notwendige Konsequenzen und harte Arbeit das Vertrauen zurückzugewinnen. Die FPÖ hat nach Jörg Haider Erfolge gefeiert, sie wird es auch nach Strache tun. Eine Partei ist viel mehr als nur eine Person.

ÖSTERREICH: Und diese Partei will was? – Opposition oder ­Regierung?

KICKL: Ich sehe uns klar in der Opposition. Die schwarz-grüne Verlobung ist längst vollzogen, bald stehen Kurz und Kogler vor dem Altar. Hätte Kurz sein Wahlversprechen eines Mitte-rechts-Kurses halten wollen, dann wäre er schon vom Sondierungstisch aufgestanden, aber die Machtachse Innen- und Justizministerium ist ihm wichtiger, als sein Wahlversprechen zu halten.

ÖSTERREICH: Legen Sie deswegen der ÖVP die Latte mit der Forderung nach dem Innenministerium so hoch, weil Sie wissen, dass es die ÖVP ablehnen muss – und Sie in Opposition bleiben können?

KICKL: Warum muss die ÖVP ablehnen? Ein Muss ist nur, dass wir alle irgendwann einmal sterben.

Strache Stronach
© zVg
× Strache Stronach
HC Strache mit Ehefrau Philippa bei Treffen mit Frank Stronach.

Finanziert Stronach neue Strache-Partei?

Das Treffen von Heinz-Christian Strache und seiner Gattin Philippa mit Frank Stronach wurde gestern in ÖSTERREICH enthüllt. Die ÖSTERREICH-Story wurde von allen führenden Medien übernommen. Es heizt neue Spekulationen über eine Parteigründung des Ex-FPÖ-Chefs an. Strache könnte mit eigener Liste bei der Gemeinderatswahl 2020 in Wien antreten – angeblich gibt es auch schon einen Namen. Logischer Geldgeber wäre Stronach.

Bericht: Debora Knob; Interview: G. Schröder

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