Drogen-Gerüchte & Dirty Campaigning

Seite hinter "Schmutzkübel-Affäre" meldet sich bei oe24

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Eine Schweizer Plattform stellt Drogengerüchte um Kurz ins Netz. Jetzt melden sich die (anonymen) Betreiber.

Wien/Genf. Es war ein schmutziger Wahlkampf erwartet worden – jetzt ist es so weit: Die bisher unbekannte und anonyme Online-Seite zoom.institute startete am Dienstag eine zwölfteilige Serie, in der sie Anschuldigungen gegen den Wiener Gastronomen Martin Ho (DOTS) und ÖVP-Chef Sebastian Kurz erhebt. Die beiden sind seit Jahren befreundet. Wirkliche Beweise sind online nicht zu ­lesen – es soll aber um Kokain gehen. Die ÖVP tobt und wittert einen Schmutzkübelwahlkampf wie 2017, als die SPÖ Wahlkampfberater Tal Silberstein beschäftigt hatte.

Die Plattform bleibt indes anonym, angegeben wird eine Schweizer Internetadresse. Auf der Seite gibt es kein Impressum. Laut Presse steht der Server von Zoom in Panama, der Provider befindet sich in den USA.

Am Dienstag meldete sich das Zoom.institute bei oe24: Man habe bisher 25 Euro an Spenden erhalten. Größter Einzelspender sei, behauptet Zoom keck, Amazon-Chef Jeff Bezos: „Jeff Bezos und seine Unternehmen stellen vielen Start-ups kostenlose Server zur Verfügung.“

Lesen Sie hier die komplette Stellungnahme, die das Zoom.institute per Mail eine an oe24 übermittelte:

"Die BetreiberInnen von Zoom sind keine Personen des öffentlichen Lebens. Die Recherchen über Zoom sollten sich aus unserer Sicht nicht um persönliche Daten von JournalistInnen drehen, sondern um die Frage, ob unsere Recherchen der Wahrheit entsprechen oder nicht. Falls wir bei unseren Recherchen einen Fehler gemacht haben, werden wir diesen umgehend korrigieren.

Am Projekt Zoom haben bisher rund 10 Personen in unterschiedlichem Ausmaß redaktionell, konzeptionell oder organisatorisch mitgearbeitet. Alle involvierten Personen arbeiten derzeit ehrenamtlich für Zoom.

Die Struktur des Schweizer Vereins wurde gewählt, weil diese die am schnellsten zu gründende Körperschaft ist.

Zoom legt die Finanzen in einem Ausmaß offen, wie wir es auch von politischen Parteien und Medien erwarten.

Die größte Spende, die Zoom erhalten hat, ist eine Sachspende eines Unternehmens von Jeff Bezos, der u.a. Eigentümer der Washington Post (Motto: "Democracy Dies in Darkness") ist. Jeff Bezos und seine Unternehmen stellen vielen Startups und Vereinen kostenlose Server zur Verfügung.

25 Euro sind ein Darlehen eines Gründungsmitgliedes, das zurückgezahlt wird, sobald Zoom über ausreichend Spenden verfügt.

Darüber hinaus hat Zoom bereits eine Spende in Höhe von 1 Euro von einem Leser erhalten.

Auf unserer Bitcoin Adresse ist noch keine Spende eingegangen. Transaktionen können in Echtzeit z.B. hier https://www.blockchain.com/de/btc/address/1F7rRfJpWRJzqEqLsQEAtZGfRUVvcg1onJ verfolgt werden.

Wir machen sämtliche Ausgaben transparent.

Mit freundlichen Grüßen

Redaktion Zoom"

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© Christian JOBST
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Folgende Vorwürfe stellt das Zoom.institute auf seiner Webseite in den Raum:

  • Vorwurf 1: Freunderlwirtschaft. Geschildert werden nicht nur Champagnerpartys, bei denen Kurz angeblich dabei war, sondern es wird dem Ex-Kanzler Freunderlwirtschaft und Korruption vorgeworfen. So soll just jener Agenturchef, der 2017 seine Zusammenarbeit mit Silberstein zugegeben hatte, einen 400.000-Euro-Auftrag aus Regierungskreisen ­bekommen haben.
  • Vorwurf 2: Drogen. Besonders perfid streut Zoom ein Drogengerücht. So schreibt Zoom: „Aus dem Umfeld von Kurz erfahren verwunderte (…) Journalisten in Wien, dass Silberstein im Besitz eines Fotos sein soll, das den Ex-Bundeskanzler beim Konsum von Kokain in den Räumlichkeiten von Martin Ho zeigt.“ Und: Auf Twitter veröffentlicht Zoom eine entsprechende Anfrage an Kurz.
 
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Die Empörung ist groß, und zwar nicht nur in der ÖVP. So wies der Grüne Michel Reimon darauf hin, dass hier wohl eine besondere Vorsicht angebracht sei  – SPÖ und FPÖ beteuerten prompt, nichts mit der Sache zu tun zu haben.

Erklärung. ÖVP-General Karl Nehammer verlangte trotzdem eine eidesstattliche Erklärung von beiden Parteien, dass sie nichts mit der Kampagne zu tun hatten. Konter von FPÖ-General Harald Vilimsky: Dann wolle er eine Erklärung, dass die ÖVP ursprünglich nichts vom Ibiza-Video gewusst habe.

Strache selbst brachte Drogengerücht auf. Und auch Ex-FPÖ-Chef Strache meldete sich zu Wort: „Was kommt da noch alles?“, fragte er, meinte allerdings auch: „Kommt aber offensichtlich von der gleichen Ecke, wie gegen meine Person gerichtet!“ Was Strache nicht schreibt: Im Ibiza-Video ist er es selbst, der Kurz anpatzt und laut dem Transkript von „Orgien von Kurz in Drogenhinterzimmern“ spricht.

ÖVP tobt: "Hier wird mit Dreck geworfen"

ÖVP-General Karl Nehammer zu ÖSTERREICH: „Unter dem Deckmantel der Anonymität verbreitet ein vermeintliches Schweizer Institut Unwahrheiten, nur mit dem Ziel, Sebastian Kurz zu schaden. Hier wird so lange mit Dreck geworfen, bis etwas hängen bleibt.“

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