Nationalrat 1989

Wirbel um Fischers "Sieg Heil"-Sager

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Heinz Fischer, damals SPÖ-Klubchef, soll den Spruch der FPÖ zugerufen haben.

Mitten im Präsidentschaftswahlkampf sorgt nun eine Aussage des heutigen Bundespräsidenten Heinz Fischer aus dem Jahr 1989 für Wirbel. Der damalige SPÖ-Klubobmann soll während einer Nationalratssitzung im Dezember eine Rede des FPÖ-Abgeordneten Siegfried Dillersberger mit den Worten "Sieg Heil" unterbrochen haben, wie "Die Presse" berichtete. Fischers Kampagnenkoordinator erklärte, Fischer habe den Freiheitlichen damit lediglich "einen Spiegel vorgehalten".

Dem stenografischen Protokoll der Sitzung vom 15. Dezember 1989 zufolge kritisierte Dillersberger ab 18.22 Uhr die Parteienfinanzierung, als Fischer "Sieg heil!" (sic!) dazwischen rief. Fischer habe in der betroffenen Sitzung - "in der einige FPÖ-Redner besonders provokant waren" - mit seiner Aussage die "Sieg Heil"-Mentalität der Freiheitlichen "angeprangert", so Kampagnenkoordinator Stefan Bachleitner. "Die Stoßrichtung dieses Zwischenrufs war völlig eindeutig gegen das NS-Gedankengut gerichtet und kann auch 21 Jahre später nicht ins Gegenteil verkehrt werden."

"Makelloser Demokrat"
Es könne wohl kein Zufall sein, dass der Vorwurf "plötzlich 18 Tage vor einer Wahl auftaucht", betonte Bachleitner. Nachdem alle Versuche gescheitert seien, den "makellosen Demokraten Heinz Fischer in die Nähe kommunistischer Diktaturen zu rücken, werden nun immer groteskere Vorwürfe in Umlauf gebracht." Offenbar sei in den Reihen der FPÖ Panik ausgebrochen, da deren Kandidatin Barbara Rosenkranz nicht ankomme.

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl meinte, der Erklärungsbedarf des Bundespräsidenten werde "jedenfalls immer größer". Der Zwischenruf, für den es keine inhaltliche Veranlassung, auch nicht polemisch gemeint, gegeben habe, festige "das Bild eines roten Agitators und Provokateurs", so Kickl, der abermals darauf hinwies, dass auch Fischers "Verbindungen" zu den diktatorischen Regimes in Nordkorea und Kuba "aufklärungswürdig" seien.

1989 hatte Fischers Sager offenbar keine Aufregung ausgelöst - die Sitzung wurde laut Protokoll unbehelligt fortgesetzt. Im Jahr 2002 sorgte ein weiterer "Sieg Heil"-Sager im Parlament, diesmal vom SPÖ-Abgeordneten Rudolf Edlinger bei einer Rede der FPÖ-Mandatarin Helene Partik-Pable, allerdings für großes Aufsehen - Edlinger nahm daraufhin seinen Zwischenruf "mit dem Ausdruck des Bedauerns" zurück. In diesem Zusammenhang hatte "Die Presse" 2002 auch über Fischers "Sieg Heil"-Sager berichtet. Fischer, zu dieser Zeit Nationalratspräsident, hatte damals gemeint, er könne einen Hörfehler der Stenografen nicht ausschließen.

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