Wahlkampf wird immer schmutziger

"Zoom"-Gründer kündigt weitere Enthüllungen an

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ÖSTERREICH sprach mit dem Mann, der hinter der angeblichen Kurz-Aufdecker-Seite steht.

Wien. Gerade erst angelaufen und schon richtig tief – in diesem Nationalratswahlkampf fliegen die Schmutzkübel. Einen besonders widerlichen „Anpatzversuch“ hatte die ÖVP am Wochenende zu beklagen: Auf einer Internetseite, die bereits in der Vergangenheit durch frauen­feindliche Inhalte und bizarre rechte Verschwörungs­theorien auffiel, werden Gerüchte über Altkanzler Kurz verbreitet.

Tiroler SP verbreitet E-Mail und sorgt für Ärger bei VP

„Dieser Wahlkampf verkommt immer mehr zur schmutzigsten Schlacht, die es jemals gegeben hat“, zeigt sich VP-Manager Karl Nehammer fassungslos: „Und alles nur mit einem Ziel, nämlich Sebastian Kurz nachhaltig zu beschädigen.“ Bemerkenswert ist dabei allerdings, dass es am Wochenende hauptsächlich ÖVPler waren, die Storys über die absurde Behauptung, Kurz sei in den 1990er-Jahren „Kinder­pornodarsteller“ gewesen, teilten. Kurz wäre in diesem Fall übrigens Missbrauchsopfer und kein Täter gewesen.

Für Ärger in den türkisen Reihen sorgt auch der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer. Er verbreitete auf Twitter eine angeblich ÖVP-interne  E-Mail, die ihm zugespielt worden sei und in der es um illegale Parteienfinanzierung geht. Die ÖVP erklärte das Schreiben für einen Fake und überlegt zu klagen.

VP stellt Frage in den Raum, ob Kern Handys mitnahm

Indes zahlt die Volkspartei, die sich ja als „Anpatz“-Opfer sieht, mit gleicher Währung zurück. So will ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer von der SPÖ wissen, ob ihr Ex-Chef Christian Kern und dessen Mitarbeiter beim Auszug aus dem Kanzleramt Geräte wie Handys mitgenommen hätten.

Klagen. Ein VP-Mitarbeiter hat ja unter falschem Namen bei einer Privatfirma fünf Festplatten aus dem Kanzleramt drei Mal schreddern lassen und damit für Aufsehen gesorgt. Weil Kurz anschließend erklärte, die Amtsübergabe von Kern an ihn sei ebenso verlaufen, droht der rote Altkanzler nun seinem türkisen Nachfolger mit einer Klage. Es verspricht also, noch schmutziger zu werden.

"Zoom"-Gründer kündigt weitere Enthüllungen an

ÖSTERREICH sprach mit dem Mann, der hinter der angeblichen Kurz-Aufdecker-Seite steht.

Wien. Wer ist der Mann, der mit seiner Plattform Zoom Österreichs Politik aufmischen will und zuerst das „Bro-Netzwerk“, also die Freundschaft zwischen Altkanzler Sebastian Kurz und dem Wiener Unternehmer Martin Ho, ins Visier genommen hat? Ist er ein übler Verleumder oder tatsächlich ein Aufdecker? „Die große Bombe platzt übernächsten Montag“, kündigt er jedenfalls im Gespräch mit ÖSTERREICH an.

In acht Tagen will Zoom Teil 3 der insgesamt zwölfteiligen Wahlkampf-Serie veröffentlichen (Teil 2 kommt morgen). Dafür kündigt er auch strafrechtlich relevante News an. Und: „Die Infos lassen den Schluss zu, dass Kurz als Kanzler ungeeignet ist“ (siehe Interview). Bis jetzt ist der selbst ernannte Aufdecker allerdings nur mit Gerüchten an die Öffentlichkeit getreten.

Vom Liberalen Forum zu Greenpeace Austria

Bei dem Gründer der dubiosen Seite handelt es sich um einen IT-Unternehmer aus dem linksliberalen Lager. Er war früher Mitarbeiter beim Liberalen Forum, später arbeitete er im EU-Parlament für Martin Ehrenhauser, der im Streit mit Hans Peter ­Martin ging. Für die Umweltschutzorganisation Greenpeace war Schweitzer dann als Pressesprecher tätig.

Anonym. Ursprünglich wollten er und das Zoom-Team – drei Leute sollen an den Kurz-Storys schreiben – anonym bleiben, doch in ÖSTERREICH outete sich der IT-Unternehmer am Wochenende und verriet, warum er sich auf den ÖVP-Chef eingeschossen hat: „Vor vielen Monaten war ich im Club X von Martin Ho und habe dort etwas mitbekommen, was mich dazu gebracht hat, näher hinzusehen.“

Nur Gerüchte. Die bisher angedeuteten Koksgerüchte um den türkisen Altkanzler bringen dem IT-Unternehmer jedenfalls eine Klage der ÖVP ein.

Schweitzer: "Recherchen zeigen, er ist als Kanzler ungeeignet"

ÖSTERREICH: Werden die angekündigten Enthüllungen Kurz bei der Wahl schaden?

Florian Schweitzer: Das kommt sicher darauf an, wie er sich verhält. Doch wir haben Informationen, die unserer Meinung nach die Gerichte beschäftigen werden.

ÖSTERREICH: Also auch strafrechtlich Relevantes?

Schweitzer: Genau. Aber auch Dinge, die einfach im ­öffentlichen Interesse liegen. Wir werden die Frage auf­werfen, ob er fit ist, Kanzler zu sein, wenn er sich früher als Spitzenpolitiker in eine Position gebracht hat, die ihn klar erpressbar macht. Denn dadurch macht er die ganze Republik erpressbar. Die Infos, die wir haben, lassen den Schluss zu, dass er als Kanzler völlig ungeeignet ist.

ÖSTERREICH: Die ÖVP wirft Ihnen Schmutzkübelkampagne vor. Ist Ihr Ziel, Kurz zu verhindern?

Schweitzer: Ich halte vieles von dem, was er sagt, für gefährlich. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Ziel der Plattform ist es, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Aus unserer Sicht ist das keine Schmutzkübelkampagne, weil wir Fakten berichten.

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